Frank­reich

Neue Rechts­re­gie­rung als Sprung­brett für Faschisten?

M. G.

Mehr als zwei Mona­te nach den Par­la­ments­wah­len hat Staats­prä­si­dent Macron als neu­en Pre­mier­mi­nis­ter den extrem rech­ten Poli­ti­ker Michel Bar­nier der Par­tei Les Répu­bli­cains (LR − Die Repu­bli­ka­ner) ernannt. Damit hat er eine Regie­rung der lin­ken Nou­veau Front Popu­lai­re (NFP − Neue Popu­lä­re Front) verhindert.

Protest gegen Macron in Paris, 7. September 2024. (Foto: Photothèque Rouge / Martin Noda / Hans Lucas.)

Pro­test gegen Macron in Paris, 7. Sep­tem­ber 2024. (Foto: Pho­to­t­hè­que Rouge / Mar­tin Noda / Hans Lucas.)

Macron miss­ach­tet damit ganz im Sin­ne der Ult­ra­rei­chen nicht nur die par­la­men­ta­ri­sche Demo­kra­tie und den Wahl­sie­ger NFP, son­dern ermög­licht eine Regie­rung der Ver­lie­rer der Parlamentswahlen.

Der faschis­ti­sche Ras­sem­blem­ent Natio­nal von Madame Le Pen (RN − Natio­na­le Samm­lung) ist für die neue Regie­rung unent­behr­lich gewor­den. Bar­del­la, die Num­mer Zwei des RN, prahl­te: „Nichts geht ohne den RN.“ Der RN wol­le sich nicht am „insti­tu­tio­nel­len Durch­ein­an­der und demo­kra­ti­schen Cha­os“ betei­li­gen. Die neue Regie­rung erhal­te nur dann die Unter­stüt­zung der Faschis­ten, wenn sie eine noch frem­den­feind­li­che­re und ras­sis­ti­sche­re Poli­tik als bis­her verfolge.

Eine Regie­rung im Dienst der Bosse
Macron hat einen Pre­mier­mi­nis­ter der schwächs­ten Par­la­ments­frak­ti­on aus­ge­wählt, um eine Poli­tik der Austeri­tät, der Repres­si­on, des Ras­sis­mus und der Reak­ti­on zu ermög­li­chen. Die zu sei­ner Unter­stüt­zung aus­ge­wähl­ten Regie­rungs­mit­glie­der machen deut­lich, wel­ches Pro­gramm umge­setzt wer­den soll.

Es war bekannt, dass die Fünf­te Repu­blik sehr anti­de­mo­kra­tisch ist. Macron und Bar­nier haben nun beschlos­sen, deren auto­ri­tä­res Poten­zi­al maxi­mal aus­zu­rei­zen. Obwohl die Par­la­ments- wah­len der NFP eine rela­ti­ve Mehr­heit bescher­ten, wur­de eine Regie­rung aus einem Bünd­nis von Rech­ten und extre­men Rech­ten gebildet.

Da sie unter der stän­di­gen Bedro­hung eines Miss­trau­ens­an­trags steht, kann sie sich nur hal­ten, wenn sie eine Poli­tik betreibt, die sich den For­de­run­gen des faschis­ti­schen RN beugt.

Auch die in Umlauf gebrach­ten Haus­halts­plä­ne sind ein­deu­tig: plus 3,3 Mil­li­ar­den Euro für die Kriegs­rüs­tung, minus 2,3 Mil­li­ar­den für das Arbeits­mi­nis­te­ri­um, Kür­zung bei der Hoch­schul­bil­dung, Sta­gna­ti­on in den Berei­chen Gesund­heit, Schu­le und Kul­tur trotz stän­dig stei­gen­der Kosten …
Eine Regie­rung der Reaktion
Die Ver­ein­ba­run­gen der Macro­nis­ten mit den LR, die von der RN unter­stützt wird, haben einen reak­tio­nä­ren Inhalt – ganz nach dem Geschmack der extre­men Rechten.

Es ist bekannt, dass Bar­nier selbst reak­tio­när ist. Sei­ne Ableh­nung bei­spiels­wei­se der Ent­kri­mi­na­li­sie­rung der Homo­se­xua­li­tät beweist das. Es ist bekannt, dass er ras­sis­tisch ist, wie sei­ne Kam­pa­gne für die LR-Vor­wah­len 2022 belegt hat.

Die Ernen­nung des extrem rech­ten Poli­ti­kers Retail­leau zum Innen­mi­nis­ter kün­digt die Ver­stär­kung von Hass und Het­ze an: Jagd auf Migrant:innen, Ver­schär­fung der Anti-Immi­gra­ti­ons­maß­nah­men, Angrif­fe auf LGBTI, Aus­wei­tung der poli­ti­schen und sozia­len Repression …

Die herr­schen­de Macht kennt nur das Kräf­te­ver­hält­nis und schert sich nicht ein­mal um ihre bür­ger­li­chen Insti­tu­tio­nen und um Wah­len. Um Macron, Bar­nier und sei­ne Regie­rung zu Fall zu brin­gen, wird es kei­ne Abkür­zung über die par­la­men­ta­ri­schen Insti­tu­tio­nen geben.

Wider­stand gegen die­se Regie­rung und ihre Politik!
Um die reak­tio­nä­re und anti­so­zia­le Poli­tik der neu­en Regie­rung ver­hin­dern und um das Akti­ons­pro­gramm der NFP durch­set­zen zu kön­nen, sind nach Über­zeu­gung unse­rer Schwes­ter­or­ga­ni­sa­ti­on Nou­veau Par­ti Anti­ca­pi­ta­lis­te (NPA − Neue anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Par­tei) mas­si­ve Streiks und Demos unabdingbar.

Die Stär­ke der für dn Okto­ber ange­kün­dig­ten gewerk­schaft­li­chen und poli­ti­schen Pro­tes­te ist ent­schei­dend für die Ände­rung des gesell­schaft­li­chen Kräf­te­ver­hält­nis­ses zu Guns­ten der Aus­ge­beu­te­ten und Unterdrückten.

Erfor­der­lich ist jetzt die Ver­bin­dung aller Kämp­fe gegen Kapi­tal, Reak­ti­on und Faschis­mus, um eine sozia­le und poli­ti­sche Front auf­bau­en zu kön­nen. Nur so kann der not­wen­di­ge Druck für die Ver­wirk­li­chung der For­de­run­gen des Akti­ons­pro­gramms der NFP erzeugt wer­den: für die Erhö­hung der Löh­ne und aller Ein­kom­men, für Not­fall­plä­ne im Gesund­heits- und im Bil­dungs­be­reich, für die Rück­nah­me der „Ren­ten­re­form“ und für die Ver­tei­di­gung der Rech­te in der Arbeitswelt.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Okto­ber 2024
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