N. B.
Der Krieg in der Ukraine hat für die Bevölkerung verheerende Auswirkungen. Frauen dürfen im Gegensatz zu den meisten Männern das Land verlassen.
Krieg bedeutet jedoch für Frauen zusätzlich zu der direkten Gefahr durch militärische Angriffe besondere Lasten und Bedrohungen.
Belastende Sorgearbeit
Die Versorgung von Kindern und anderen Bedürftigen wird größtenteils von Frauen übernommen. In Zeiten des Krieges sind sie dabei noch mehr auf sich gestellt und müssen mit existenziellen Nöten umgehen. Sorgearbeit im Krieg ist enorm gefährlich und belastend.
Sexualisierte Gewalt
Die Gefahr sexualisierter Gewalt nimmt durch den Krieg zu. Die Traumatisierung vieler Soldaten und existenzielle Ängste mögen dabei eine nicht unerhebliche Rolle spielen. Insbesondere aber verschärfen sich Abhängigkeiten, und Frauen sind der durch den Krieg vervielfachten Gewalt zunehmend schutzlos ausgeliefert. Sie werden mitunter dazu gezwungen, ihren Körper als „Zahlungsmittel“ für vermeintliche Helfer einzusetzen.
Zunehmender Menschenhandel
Auch Menschenhandel und Zwangsprostitution nehmen in Kriegen enorm zu. So gibt es bereits zahlreiche Berichte über Zwangsprostitution flüchtender Frauen aus der Ukraine.
Dabei sind nicht alle Frauen gleichermaßen diesen Gefahren ausgesetzt. Wer mit genügend Kapital ausgestattet ist, kann sich im Ausland schnell ein relativ selbstbestimmtes Leben aufbauen. Frauen der arbeitenden Klasse aus prekären Verhältnissen haben diese Möglichkeit nicht. Ihre Abhängigkeit von Hilfe macht sie besonders verletzbar und gefährdet.
Diskriminierung Geflüchteter
Noch drastischer ist die Lage der von Rassismus betroffenen Frauen. Rassistisch diskriminierte Menschen wurden und werden von ukrainischen Streitkräften und Freiwilligen immer wieder an der Ausreise aus der Ukraine gehindert. In Polen waren und sind sie rassistischen Angriffen ausgesetzt. Wer nicht „ukrainisch genug“ aussieht, wird mitunter auch in Deutschland von der Polizei aus Zügen mit ukrainischen Geflüchteten „aussortiert“.
Im Gegensatz zu Geflüchteten mit ukrainischem Pass sind migrantische Studierende, Rom*nja und Arbeitsmigrant*innen ohne ukrainischen Pass auch in Deutschland den regulären strukturellen Diskriminierungen ausgesetzt. Sie dürfen nicht arbeiten, erhalten eine Wohnsitzauflage und müssen als Drittstaatangehörige einen Asylantrag mit geringen Erfolgsaussichten stellen.
Sichere Asylunterkünfte?
Für die nach Deutschland geflüchteten Frauen ist die Gefahr sexualisierter Gewalt keineswegs gebannt. In den Asylunterkünften gibt es in der Regel keine Rückzugsmöglichkeiten oder Schutzräume. Hinzu kommt die Isolation in Erstaufnahmeeinrichtungen und in abgelegenen kommunalen Unterkünften. Vom Krieg und von der Flucht traumatisierte Frauen können hier kaum Schutz und Sicherheit finden.
Notwendige Solidarität
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs und der aktuellen Fluchtbewegung hat sich viel wichtige und gute praktische Unterstützung für die Geflüchteten entwickelt. Gleichzeitig braucht es aber strukturelle Unterstützung und Veränderung:
• Unbürokratische dezentrale Unterbringung nach den Bedar fen der Menschen
• Wirksame Gewaltschutzkonzepte auch in Asylunterkünften
• Übersetzungen von Informationen und Hilfe bei Behörden gängen
• Durchbrechung der sozialen Isolation
• Anbindung an Kinderbetreuungseinrichtungen, an Schulen, an Deutschkurse und soziale Netzwerke
• Recht auf Arbeit für alle.
Überholter Kapitalismus
Der Ukraine-Krieg ist nur ein weiterer Beleg für die Gefährlichkeit des längst überholten herrschenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystems, in dem die einen über die anderen verfügen und sich an ihnen bereichern können.
Die Forderung „Nie wieder Krieg!“ kann erst in einer Welt endlich Realität werden, die die kapitalistische Klassengesellschaft durch eine sozialistische Demokratie überwunden hat.