Mas­sen­pro­tes­te gegen wei­te­ren Rechts­ruck der „demo­kra­ti­schen Mitte“

 

H. N.

Ende Janu­ar 2025 hat Merz, damals noch „Kanz­ler­kan­di­dat“ der kon­ser­va­ti­ven CDU/CSU, bewusst den Tabu­bruch herbeigeführt.

Protest gegen Merz-Besuch in Mannheim, 6. Februar 2025. (Foto: O. T.)

Pro­test gegen Merz-Besuch in Mann­heim, 6. Febru­ar 2025. (Foto: O. T.)

Er brach­te zwei Anträ­ge und einen Geset­zes­ent­wurf in den Bun­des­tag ein, die die Res­te des Grund­rechts auf Asyl noch wei­ter zer­stö­ren und den Über­wa- chungs-Staat noch wei­ter aus­bau­en sollten.

Die freu­di­ge Unter­stüt­zung für sei­ne ras­sis­ti­schen Manö­ver durch die faschis­ti­sche AfD kal­ku­lier­te er mit ein. Damit ist nun erst­mals auch im natio­na­len Par­la­ment Deutsch­lands die viel­be­schwo­re­ne „Brand­mau­er“ gegen die Brand­stif­ter von ganz rechts gefallen.

In der hei­ßen Pha­se des Kampfs um Stim­men bei den am 23. Febru­ar durch­ge­führ­ten Bun­des­tags­wah­len setz­te Merz voll auf das The­ma Bekämp­fung der „irre­gu­lä­ren“ Migration.

Das Manö­ver der Merz-CDU (und ihrer Unter­stüt­zer) im Bun­des­tag ist die Blau­pau­se für den wei­te­ren Ruck nach ganz Rechts. Der rasan­te Anpas­sungs­pro­zess der „demo­kra­ti­schen Mit­te“ an die Men­schen­ver­ach­tung der AfD ist aber weit mehr als blo­ße Wahltaktik.

Auto­ri­tä­rer Staatsumbau
Dahin­ter ver­birgt sich die Stra­te­gie eines auto­ri­tä­ren Staats­um­baus, einer Art „Trum­pis­mus made in Ger­ma­ny“. Sie soll die Macht der Mil­li­ar­dä­re und Kon­zer­ne ange­sichts der glo­ba­len Kri­sen und Krie­ge wei­ter aus­bau­en. Bereits 2024 wur­de sie mit den For­de­rungs­ka­ta­lo­gen der Kapi­tal­ver­bän­de für „mehr Wett­be­werbs­fä­hig­keit“ vorbereitet.

Die seit­dem geführ­ten und medi­al mas­siv ver­stärk­ten Kam­pa­gnen vor allem gegen die „irre­gu­lä­re Migra­ti­on“, aber auch gegen den „Nie­der­gang der deut­schen Wirt- schaft“, gegen „zu viel Büro­kra­tie“, gegen „arbeits­scheue“ Erwerbs­lo­se und „krank­fei­ern­de“ Beschäf­tig­te sol­len die­sen Umbau poli­tisch beschleunigen.

Statt sich den zuneh­men­den Angrif­fen auf die Rech­te von Jun­gen, Älte­ren, Geflüch­te­ten, Frau­en, Bezieher:innen von Bür­ger­geld, Erwerbs­lo­sen und abhän­gig Beschäf­tig­ten offen­siv ent­ge­gen­zu­stel­len, haben sich vor allem die Füh­run­gen von SPD, Grü­nen und BSW dem Druck die­ses Rechts- blocks angepasst.

Mit ihrer eige­nen Migra­ti­ons-Poli­tik haben sie Ras­sis­mus und rech­ter Het­ze zusätz­li­chen Raum zur Aus­brei­tung ver­schafft. Es ist seit lan­gem bekannt: Das Kopie­ren des rech­ten Ori­gi­nals stärkt nur die­ses selbst und nicht die Nach­ah­mer, die sich als „klei­ne­res Übel“ anpreisen.

Womit vor allem Merz und die ihn unter­stüt­zen­de Mehr­heit der Bun­des­tags­frak­ti­on von CDU/CSU aber nicht gerech­net haben, sind die Mas­sen­de­mons­tra­tio­nen nach deren schä­bi­gem Coup am 25. Janu­ar 2025.

Wider­stand statt Anpassung
Haupt­nutz­nie­ßer die­ser Pro­tes­te war übri­gens die refor­mis­ti­sche Par­tei Die Lin­ke, die wie Phö­nix aus der par­la­men­ta­ri- schen Asche wie­der auf­er­stan­den ist. Sie hat also nicht zuletzt dank der Merz-Akti­on erfolg­reich ihren Ver­bleib im Bun­des­tag sichern und zudem seit­dem zehn­tau­sen­de neu­er Mit­glie­der gewin­nen können.

Laut den zurück­hal­ten­den Zäh­lun­gen der Poli­zei haben im gan­zen Land bis zum 22. Febru­ar 2025 weit über 1,4 Mil­lio­nen Men­schen gegen die Zusam­men­ar­beit der Merz-CDU mit der AfD demonstriert.

Die­se enor­me Wel­le anti­fa­schis­ti­scher Pro­tes­te über­trifft sogar die Wogen der Empö­rung im Janu­ar 2024, als die zyni­schen „Remigrations“-Pläne der extre­men Rech­ten durch das Recher­che-Netz­werk Cor­rec­tiv öffent­lich gemacht wurden.

Womit die „christ­li­che“ CDU/CSU auch nicht gerech­net hat, ist die schar­fe Kri­tik an ihrer Het­ze gegen Migra­ti­on durch die Spit­zen der evan­ge­li­schen und der katho­li­schen Kirche.

Die viel­be­schwo­re­ne par­la­men­ta­ri­sche „Brand­mau­er“ gegen die AfD hat sich jeden­falls als Illu­si­on erwie­sen. Gegen Faschis­mus hilft nur der akti­ve, ein­heit­li­che und soli­da­ri­sche Wider­stand aller, die Men­schen- und Grund­rech­te ohne Wenn und Aber verteidigen.

Aber wo blei­ben die Initia­ti­ven der natio­na­len Gewerk­schafts­vor­stän­de zum Kampf gegen Faschis­mus und die ver­schärf­ten Angrif­fe des Großkapitals?

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar März 2025
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