O. T.
„Für Abrüstung statt Aufrüstung – Friedensfähig statt Kriegstüchtig. Keine Stationierung von Mittelstreckenwaffen in Deutschland.“ Unter diesem Motto fand am 19. April 2025 der diesjährige Ostermarsch in Mannheim statt. Rund 600 Menschen, deutlich mehr als im Vorjahr, beteiligten sich an dem Protest gegen Aufrüstung, Kriege und Kriegstreiber.

Auftakt zum Ostermarsch in Mannheim, 19. April 2025. (Foto: Avanti².)
Aufgerufen hatte ein Bündnis aus 14 Initiativen und Organisationen (Friedensbündnis Mannheim, Förderverein für Frieden, Abrüstung und internationale Zusammenarbeit, ISO Rhein-Neckar, DFG-VK, IG BCE Ortsgruppe Weinheim, VVN-BdA, Netzwerk Friedenssteuer, NatWiss – Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit, Naturfreunde Mannheim, DIDF, attac – Regionalgruppen MA und LU, ippnw, Nahost-Gruppe Mannheim und Mannheimer Bündnis für gerechten Welthandel).
Nein zum Militarismus
Für das Bündnis sprach bei der Auftaktkundgebung auf den Kapuziner-Planken Nalan Erol (DIDF). Hedwig Sauer-Gürth moderierte die Veranstaltung.
Nalan Erol ging in ihren Ausführungen insbesondere auf die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine und im Gazastreifen ein. Sie thematisierte aber auch die mit der deutschen Unterstützung dieser Kriege verbundenen negativen Folgen für die gesamte Gesellschaft.
Hunderte Milliarden Euro für Krieg und Aufrüstung, so Erol, das ist die Realität der deutschen Haushaltsplanung für neue Kampf-jets, Drohnen, Kriegsschiffe, Raketenabwehrsysteme, alles auf Kosten der Allgemeinheit. Während Konzerne wie Rheinmetall und Airbus Defence sich die Taschen vollstopften, wird uns seit Jahren gesagt, es sei kein Geld da.
Erol kritisierte scharf, dass Sozialleistungen gestrichen, Krankenhäuser geschlossen und die öffentlichen Nahverkehre kaputtgespart werden. Für Panzer und Marschflugkörper ist Geld da, aber nicht für Pflegekräfte, nicht für Erzieherinnen und nicht für bezahlbaren Wohnraum
Die anschließende lautstarke Demo führte von den Kapuziner-Planken durch die Mannheimer Innenstadt über den Paradeplatz bis zum Alten Meßplatz.
Nein zum neuen Wettrüsten
Bei der dortigen Abschlusskundgebung konzentrierte sich Regina Hagen in ihrer Rede auf die Problematik der Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland.
Mit den zur Stationierung in Deutschland vorgesehenen Mittelstreckenwaffen der USA, so Hagen, können mit einem Überraschungsschlag „Hochwertziele“ auf russischem Territorium aus- geschaltet werden, zum Bespiel Abschussrampen für Atomraketen oder mobile Kommandozentralen.
Hagen zufolge liegt es auf der Hand, dass Russland die Stationierung dieser Systeme in Deutschland als Bedrohung einstufen wird. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Fehlwahrnehmungen, Missverständnissen, Computerfehlern und falschen Alarmmeldungen kommt. In der Folge könnte Russland ei- nen Gegenangriff starten, obgleich es gar nicht angegriffen wird.
Nein zum Kriegsschauplatz Deutschland
Durch eine solche Eskalation kann die Situation sehr leicht außer Kontrolle geraten, denn der „Westen“, die NATO, wird dann ebenfalls Waffen abschießen. Selbst ein Einsatz von Atomwaffen ist dann sehr wahrscheinlich.
Es ist offenkundig, dass sich Deutschland dann im Zentrum des Geschehens befindet, denn hier sind die US-Waffen ja stationiert.
Eine zusätzliche Bedrohung stellt für Hagen die aktuelle Entwicklung von landgestützten Mittelstreckenwaffen in Europa dar. Die deutsche Regierung will mit sechs Partnerländern eigene Marschflugkörper mittlerer Reichweite entwickeln, bauen und stationieren. Dies alles erhöht die Gefahr der Eskalation und bedroht so unsere Sicherheit. Jegliche Stationierung von Mittelstreckenraketen muss deshalb abgelehnt werden.
Zum Abschluss ihrer Rede forderte Regina Hagen unter starkem Beifall: Dialog statt Aufrüstung sowie Verhandlungen über einen neuen Mittelstreckenvertrag!
Entmilitarisierung von Coleman!
Eine weitere Aktion des Ostermarschbündnisses fand am Ostermontag mit einer Aktion vor den im Mannheimer Norden gelegenen Coleman-Barracks statt.
Auf dieser Kundgebung forderten die rund 70 Teilnehmer:innen den Abzug der US-Streitkräfte und die Freigabe der Coleman-Barracks als Konversionsgelände. 2015 legte die US-Militär- führung entsprechende Pläne auf Eis.
Diese riesige Drehscheibe für Waffen- und Munitionslieferungen der US-Army ist im Kriegsfall ein bevorzugtes Angriffsziel. Die Entmilitarisierung des Areals würde schnell und wirksam eine große potenzielle Gefährdung unserer Stadt und unserer Region verringern.