Pro­fi­te töten

Grund­rech­te, Gesund­heit, Leben verteidigen

 

S.H./H.N.

 

Letz­tes Jahr hat sich die Bun­des­re­gie­rung noch selbst gefei­ert für ihre „Erfol­ge“ im Kampf gegen das Coro­na­vi­rus. Mitt­ler­wei­le gibt es jedoch rund 83.000 COVID-19-Todes­fäl­le in Deutsch­land (Stand 28.04.2021).

Die zu spä­te und chao­ti­sche Reak­ti­on auf die Pan­de­mie und die Mischung aus löch­ri­gen „Lock­downs“ und viel zu frü­hen „Öff­nun­gen“ haben zu einem Jo-Jo-Effekt geführt. Er hat die Pan­de­mie ver­län­gert und ihre nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen auf die gro­ße Mehr­heit der Gesell­schaft mas­siv vertieft.

Graffito in Mnnheim, 4. April 2020 (Foto. Avanti²)

Graf­fi­to in Mnn­heim, 4. April 2020 (Foto. Avanti²)

Wäh­rend sich die Bevöl­ke­rung pri­vat schüt­zen soll, wer­den die Betrie­be weit­ge­hend aus dem Gesche­hen her­aus­ge­hal­ten. Die Pro­fi­te dür­fen ja nicht gefähr­det wer­den! Dabei ist mitt­ler­wei­le klar, dass vie­le Arbeits­plät­ze „Hoch­ri­si­ko­ge­bie­te“ sind. Das liegt vor allem dar­an, dass meist die gesetz­li­chen Vor­schrif­ten des Gesund­heits­schut­zes nicht ein­ge­hal­ten werden.

Gesund­heits­schutz als Pflicht
Die Pro­fit­ori­en­tie­rung im Kapi­ta­lis­mus macht auch nicht halt vor dem Gesund­heits­sys­tem. Allein im Jahr 2020 wur­den trotz Pfle­ge­not­stand und feh­len­der Inten­siv­ka­pa­zi­tä­ten 20 Kran­ken­häu­ser geschlos­sen. Angeb­lich hat­ten sie nicht den „Wirt­schaft­lich­keits­an­sprü­chen“ entsprochen.

Das ist das Gegen­teil einer Stra­te­gie, die zum Ziel hat, die Pan­de­mie ein­zu­däm­men. So wird der Schutz der Gesund­heit nicht in den Mit­tel­punkt gestellt. Und nicht zuletzt ist das eine Miss­ach­tung von Arti­kel 2 (2) des Grund­ge­set­zes. Dort steht „Jeder hat das Recht auf Leben und kör­per­li­che Unver­sehrt­heit.“ Die Ver­ant­wort­li­chen für die­se zyni­sche Poli­tik müs­sen zur Rechen­schaft gezo­gen werden.

Gegen das COVID-19-Virus hilft nur eine Stra­te­gie, die wirk­sam das Pan­de­mie­ge­sche­hen ein­zu­däm­men ver­mag. Die Zero­Co­vid-Stra­te­gie bie­tet dafür einen Ansatz. Ziel ist es, mit einem von unten getra­ge­nen soli­da­ri­schen „Lock­down“ vor­über­ge­hend auch die nicht „sys­tem­re­le­van­ten“ Wirt­schafts­be­rei­che ein­zu­be­zie­hen. Damit ist es mög­lich, einer­seits die Inzi­denz­zah­len mög­lichst weit in Rich­tung Null zu drü­cke und ande­rer­seits das Anste­ckungs­ri­si­ko ent­schei­dend zu mini­mie­ren. So hät­te das Leben zehn­tau­sen­der und die Gesund­heit hun­dert­tau­sen­der Men­schen geschützt wer­den können.

Nein zum Kapitalismus
Die Pan­de­mie zeigt auch: Die Kapi­tal­stra­te­gien wer­den aggres­si­ver – „wirt­schaft­lich“ und politisch.

Rech­te für Beschäf­tig­te und Betriebs­rä­te, Tarif­ver­trä­ge und Gewerk­schaf­ten gel­ten schon viel zu oft als Hin­der­nis­se für Pro­fit­ma­xi­mie­rung. Das ist ganz im Sin­ne des neo­li­be­ra­len Kapi­ta­lis­mus. Mit der „Digi­ta­li­sie­rung“ stre­ben Kapi­tal & Poli­tik zudem eine grund­le­gen­de Trans­for­ma­ti­on der Arbeits­welt an.

Durch die beschleu­nig­te Pre­ka­ri­sie­rung, Ver­la­ge­rung, Ver­nich­tung und Zer­stü­cke­lung von Arbeit soll das Kräf­te­ver­hält­nis noch mehr zu Guns­ten des Kapi­tals ver­scho­ben wer­den. Die ver­blie­be­ne Schutz­macht von Gewerk­schaf­ten soll ent­schei­dend geschlif­fen werden.

Gegen die­sen Klas­sen­kampf von oben hilft kein Kuschel­kurs. Der Traum von der „Sozi­al­part­ner­schaft“ endet sonst immer schnel­ler in dem Alb­traum der „markt­kon­for­men Demo­kra­tie“ (Mer­kel).

Erfor­der­lich ist des­halb die Orga­ni­sie­rung betrieb­li­cher, gewerk­schaft­li­cher und gesell­schaft­li­cher Gegen­wehr. Erfor­der­lich ist ein all­ge­mei­ner gewerk­schaft­li­cher und poli­ti­scher Kampf für unse­re Rech­te, für unse­re Arbeits- und Aus­bil­dungs­plät­ze und gegen den Kli­ma­wan­del. Macht braucht wirk­sa­me Gegen­macht! Hier und überall!

Sozia­le Front aufbauen
Unse­re Auf­ga­be ist es, gedul­dig soli­da­ri­schen Wider­stand zu ent­wi­ckeln und eine sozia­le Front auf­zu­bau­en. Das erfor­dert akti­ve „kämp­fe­ri­sche Ker­ne” in den Betrie­ben, in den Gewerk­schaf­ten und in der Gesell­schaft. Sie müs­sen sich ver­net­zen und demo­kra­tisch orga­ni­siert handeln.

Nur so kön­nen wir unse­re Rech­te ver­tei­di­gen und Ver­ein­ze­lung über­win­den. Wir kön­nen dann auch bes­ser gegen wirt­schaft­li­che Aus­beu­tung, sozia­le Ungleich­heit, poli­ti­sche Ent­mün­di­gung, hem­mungs­lo­se Natur­zer­stö­rung und zyni­sche Men­schen­ver­ach­tung ankämpfen.

Gleich­zei­tig kön­nen wir so ent­schie­de­ner Kriegs­het­ze, Natio­na­lis­mus, Ras­sis­mus, Sexis­mus und brau­nem Popu­lis­mus ent­ge­gen­tre­ten. Eine demo­kra­ti­sche, öko­lo­gi­sche und soli­da­ri­sche Alter­na­ti­ve der 99 % zum Kapi­ta­lis­mus der 1 % ist mög­lich und durch­setz­bar. Hier­zu­lan­de, in Euro­pa und weltweit.

Alter­na­ti­ven durch­set­zen
War­um for­dern wir nicht gemein­sam die Ein­hal­tung des Grund­ge­set­zes ein?

Eigen­tum ver­pflich­tet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Woh­le der All­ge­mein­heit die­nen. Eine Ent­eig­nung ist … zum Woh­le der All­ge­mein­heit zuläs­sig“ (Arti­kel 14 GG).

War­um kämp­fen wir des­halb nicht auch für ein Ver­bot von Ent­las­sun­gen? Nicht die Men­schen müs­sen der Wirt­schaft, son­dern die Wirt­schaft muss den Men­schen dienen!

War­um set­zen wir uns nicht für eine mas­si­ve Ver­kür­zung der Arbeits­zeit bei vol­lem Lohn- und Per­so­nal­aus­gleich ein? Das schafft Nor­mal­ar­beits­ver­hält­nis­se für alle und bekämpft Stress bei der Arbeit.

Mehr denn je gilt: Unser Leben ist mehr wert als ihre Profite!

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Mai 2021
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