Pro­test­ak­ti­on in Heidelberg

Kapi­ta­lis­mus stilllegen

N. B.

Shut down Capi­ta­lism – Soli­da­risch aus der Kri­se“. Unter die­sem Mot­to demons­trier­ten am 11. Dezem­ber 2021 etwa 60 Per­so­nen auf dem Hei­del­ber­ger Markt­platz gegen neo­li­be­ra­le Kri­sen­lö­sungs­stra­te­gien. Einig waren sich die Redner*innen: Inner- halb die­ses Sys­tems ist die Gesund­heits­kri­se nicht zu lösen.

Antikapitalistsche Kundgebung auf dem Heidelberger Markptplatz, 11. Dezember 2021. (Foto: N. B.)

Anti­ka­pi­ta­list­sche Kund­ge­bung auf dem Hei­del­ber­ger Markpt­platz, 11. Dezem­ber 2021. (Foto: N. B.)

Die Anti­fa­schis­ti­sche Initia­ti­ve Hei­del­berg (AIHD/IL) hat­te zu der Kund­ge­bung auf­ge­ru­fen. Sie woll­te damit sowohl der kapi­tal­hö­ri­gen Regie­rungs­po­li­tik gegen Coro­na als auch den Coro­na-Leug­nern etwas ent­ge­gen­set­zen. Letz­te­re ver­su­chen immer aggres­si­ver, ihre men­schen­ver­ach­ten­de bis faschis­ti­sche Ideo­lo­gie zu ver­brei­ten. So fuh­ren auch eini­ge der Demons­trie­ren­den nach der Kund­ge­bung wei­ter nach Lud­wigs­ha­fen, um gegen den dor­ti­gen „Querdenker“-Aufmarsch zu demonstrieren.

Glo­ba­le Ungerechtigkeit
Die AIHD/IL ging in ihrem Rede­bei­trag auf die glo­ba­le Unge­rech­tig­keit ein und for­der­te unter ande­rem die Auf­he­bung der Paten­te zur Her­stel­lung der Impf­stof­fe. Wäh­rend rei­che Län­der wie Deutsch­land ihre unko­or­di­nier­te Impf­kam­pa­gne durch­zu­set­zen ver­su­chen, indem sie sich Impf­stoff weit über die eige­nen Bedar­fe hin­aus sichern, sei in vie­len Län­dern des glo­ba­len Südens nicht ein­mal genü­gend Impf­stoff für Risi­ko­grup­pen und medi­zi­ni­sches Per­so­nal vor­han­den. Gegen den hoh­len Soli­da­ri­täts­be­griff der Regie­rung müss­ten Lin­ke „ech­te Soli­da­ri­tät von unten“ aufbauen.

Gefan­gen im deut­schen Asylsystem
Wel­che Bedeu­tung die chao­ti­sche Coro­na-Poli­tik für beson­ders benach­tei­lig­te Grup­pen hat, wur­de ins­be­son­de­re in der Rede des Asyl-AK Hei­del­berg deut­lich. So hät­ten vie­le Men­schen ihre Inte­gra­ti­ons- und Sprach­kur­se nicht fort­set­zen kön­nen, da sie in ihren Unter­künf­ten kei­nen Zugang zum Inter­net haben. Die­se Kur­se sind aber exis­ten­zi­ell für Geflüch­te­te. Ohne die Kur­se sind sie im deut­schen Asyl­sys­tem gefan­gen: Ohne abge­schlos­se­nen und zer­ti­fi­zier­ten Inte­gra­ti­ons- und Deutsch­kurs sei es nahe­zu unmög­lich, in eine eige­ne Woh­nung zu zie­hen, geschwei­ge denn Arbeit zu fin­den und sich ein neu­es Leben aufzubauen.

Pro­fi­te vor Gesundheit
Auch die ISO Rhein-Neckar hielt einen Rede­bei­trag. Unser Genos­se berich­te­te vom Coro­na-All­tag im Betrieb. Der Umgang mit der Pan­de­mie ori­en­tie­re sich vor­ran­gig an dem Ziel, die Pro­duk­ti­on und damit die Wert­schöp­fung kei­nes­falls zu unter­bre­chen. So habe es in „sei­nem“ Betrieb zu Beginn der Pan­de­mie gehei­ßen: Schlie­ßen kön­ne man nicht, man sei schließ­lich sys­tem­re­le­vant. Die Pro­duk­te wür­den unter ande­rem auch in Kran­ken­häu­sern benö­tigt. Um die Gesund­heit der Beschäf­tig­ten ging es in der gesam­ten Pan­de­mie nicht. Die For­de­run­gen des Betriebs­rats nach einem effi­zi­en­ten Gesund­heits­schutz im Betrieb wur­den als unso­li­da­risch dif­fa­miert. Sie wür­den die Pro­duk­ti­on läh­men und Pro­fi­te ver­rin­gern, was auch den Inter­es­sen der Beschäf­tig­ten ent­ge­gen­ste­hen wür­de. Von den Gewin­nen hät­ten die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen bis­her jedoch noch nichts gese­hen. Den man­geln­den Gesund­heits­schutz dürf­ten sie aber am eige­nen Leib erle­ben, ein Kol­le­ge habe ihn mit sei­nem Leben bezah­len müssen.

Soli­da­risch – aber wie?
Neben der AIHD/IL, dem Asyl-AK Hei­del­berg und der ISO Rhein-Neckar hiel­ten auch Care Revo­lu­ti­on Hei­del­berg und der SDS Hei­del­berg jeweils eine Rede.

Die Kund­ge­bung konn­te so ver­schie­de­ne gesell­schaft­li­che Berei­che in den Fokus rücken, in denen Men­schen beson­ders unter der Coro­na-Pan­de­mie, der Regie­rungs­po­li­tik und der in die­sem Zusam­men­hang erstar­ken­den faschis­ti­schen Be- wegung leiden.

Nach zwei Jah­ren Pan­de­mie gilt es, die immer wie­der laut erho­be­ne For­de­rung nach einer soli­da­ri­schen Ant­wort von unten ver­stärkt durch Taten und den Auf­bau einer brei­ten soli­da­ri­schen Front umzusetzen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Janu­ar 2021
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