Israel/Palästina

Wider die deut­sche Staatsräson

Koor­di­na­ti­on der ISO (Mai 2023)

Als Internationalist:innen ste­hen wir grund­sätz­lich auf der Sei­te der Unter­drück­ten, sei es in der Ukrai­ne, im Sudan oder in Myanmar.

Im Fal­le Paläs­ti­nas ist die inter­na­tio­na­lis­ti­sche Soli­da­ri­täts­be­we­gung mit einer beson­de­ren Schwie­rig­keit kon­fron­tiert: Es gehört zur hie­si­gen Staats­rä­son, den Staat Isra­el nicht nur in allen Kon­flik­ten mit sei­nen Nach­barn oder ande­ren Staa­ten zu unter­stüt­zen, son­dern auch jede grund­sätz­li­che Kri­tik an der Ver­fasst­heit des israe­li­schen Staa­tes und sei­ner Poli­tik zu ver­hin­dern. Dazu dient vor allem die Dif­fa­mie­rung und Kri­mi­na­li­sie­rung der Kritiker:innen als Anti­se­mi­ten, was in aller Regel in kei­ner Wei­se sach­lich belegt wird. Nach Auf­fas­sung der Regie­ren­den und der sie unter­stüt­zen­den Main­stream­m­e­di­en reicht es, den Staat Isra­el mit dem Juden­tum gleich­zu­set­zen, sodass jeg­li­che Kri­tik an der Poli­tik des Staa­tes Isra­el per se anti­se­mi­tisch ist.

Nicht nur wider­spricht dies den tat­säch­li­chen Ver­hält­nis­sen, es führt in der Kon­se­quenz auch dazu, dass Regie­rung und Medi­en hier­zu­lan­de jede israe­li­sche Regie­rung unter­stüt­zen und sei sie noch so rechts­extrem und ras­sis­tisch, und zwar auch gegen die Kri­tik sei­tens jüdi­scher Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen in Isra­el oder anderswo.

Um die struk­tu­rel­le Dis­kri­mi­nie­rung der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung in der Rechts­auf­fas­sung des israe­li­schen Staa­tes zu ver­deut­li­chen (eine Ver­fas­sung in unse­rem Sinn gibt es in Isra­el nicht), sei Shlo­mo Sand, einer der pro­fi­lier­tes­ten jüdi­schen Wissenschaftler:innen in Isra­el, zitiert, der in einem offe­nen Brief an Macron schreibt:

Das israe­li­sche Innen­mi­nis­te­ri­um zählt 75 % der Bevöl­ke­rung des Lan­des als jüdisch, 21 % als ara­bi­sche Mus­li­me und Chris­ten und 4 % als „andere“[sic!]. Und doch gehört Isra­el nach dem Geist sei­ner Geset­ze nicht den Israe­lis ins­ge­samt, wo es doch sogar all den Juden welt­weit gehört, die kei­ne Absicht haben, dort zu leben. Damit gehört Isra­el bei­spiels­wei­se sehr viel mehr Ber­nard Hen­ri-Lévy oder Alain Fin­kiel- kraut [zwei bekann­te Juden in Frank­reich] als mei­nen paläs­ti­nen­sisch-israe­li­schen hebrä­isch-spre­chen­den Stu­den­ten, die die Spra­che manch­mal bes­ser spre­chen als ich! Isra­el hofft, dass der Tag kom­men wer­de, an dem alle Mit­glie­der des CRIF [Con­seil repré­sen­ta­tif des insti­tu­ti­ons jui­ves de France, Ver­tre­ter­rat der jüdi­schen Insti­tu­tio­nen in Frank­reich] und ihre ‚Anhän­ger‘ nach Isra­el aus­wan­dern! Ich ken­ne sogar ein paar fran­zö­si­sche Anti­se­mi­ten, die ange­sichts einer sol­chen Aus­sicht hoch­er­freut sind. Auf der ande­ren Sei­te könn­ten wir zwei israe­li­sche Minis­ter, Ver­trau­te von Net­an­ya­hu, fin­den, die die Mei­nung ver­brei­ten, dass es nötig sei, den ‚Trans­fer‘ israe­li­scher Ara­ber zu ermu­ti­gen, ohne dass das bedeu­tet, dass irgend­je­mand ihren Rück­tritt fordert.

[…] Ich bin ein Bür­ger, der wünscht, dass der Staat, in dem er wohnt, eine israe­li­sche Repu­blik sein soll­te, und kein Staat einer jüdi­schen Gemein­schaft. Als Nach­kom­me von Juden, die so sehr unter Dis­kri­mi­nie­rung lit­ten, möch­te ich nicht in einem Staat leben, der mich nach sei­ner eige­nen Selbst-Defi­ni­ti­on zu einer pri­vi­le­gier­ten Klas­se von Bür­gern macht. Herr Prä­si­dent, glau­ben Sie, dass mich das zu einem Anti­se­mi­ten macht?“1

Nak­ba und Poli­tik der eth­ni­schen Säuberung
Nicht nur sind die Palästinenser:innen heu­te Men­schen zwei­ter Klas­se (wenn sie in „Altis­ra­el“, dem „1948er Gebiet“, leben) und drit­ter Klas­se (wenn sie in der West­bank oder im Gaza­strei­fen oder als Flücht­lin­ge in den Nach­bar­län­dern leben). Von vorn­her­ein war das Kolo­ni­sie­rungs­pro­jekt auf die Ver­trei­bung der ansäs­si­gen Bevöl­ke­rung aus­ge­rich­tet. Schon 1938 schrieb Staats­grün­der Ben Guri­on: „Wenn wir sagen, dass die Ara­ber uns angrei­fen und wir uns ver­tei­di­gen – so ist dies nur die hal­be Wahr­heit. Was unse­re Sicher­heit und unser Leben angeht, ver­tei­di­gen wir uns. Aber das Kämp­fen ist nur ein Aspekt des Kon­flikts, der sei­nem Wesen nach ein poli­ti­scher ist. Und poli­tisch gese­hen sind wir die Aggres­so­ren und sie ver­tei­di­gen sich.“

Dass dies (10 Jah­re vor der Staats­grün­dung) kei­ne lee­ren Wor­te waren, zeig­te sich mit der Kata­stro­phe der Nak­ba (das ers­te Mas­sa­ker war aller­dings schon 1929 in Hebron): 1947/48 wur­den 750 000 Men­schen ver­trie­ben, mehr als 400 Dör­fer und Städ­te zer­stört, 1967 wur­den die West­bank und der Gaza­strei­fen besetzt usw. Ähn­lich wie die jüdi­schen kri­ti­schen Wis­sen­schaft­ler (Shlo­mo Sand, Ilan Pap­pe, Mos­he Zucker­mann u. a.) kommt der israe­li­sche Men­schen­rechts­ak­ti­vist und lang­jäh­ri­ge Lei­ter des Alter­na­ti­ven Infor­ma­ti­ons­zen­trums (AIC) Micha­el War­schaw­ski zu dem Schluss:

Für uns ist der Zio­nis­mus kei­ne natio­na­le Befrei­ungs­be­we­gung, son­dern eine Kolo­ni­al­be­we­gung, und der Staat Isra­el ist und war immer ein kolo­nia­ler Sied­ler­staat. Frie­den, oder bes­ser noch Gerech­tig­keit, ist nicht zu errei­chen, ohne eine voll­kom­me­ne Ent­ko­lo­nia­li­sie­rung (man könn­te auch sagen ‚Ent- zio­ni­sie­rung‘) des israe­li­schen Staa­tes. Denn die­se ist die Vor­aus­set­zung der legi­ti­men Rech­te der Paläs­ti­nen­se­rin­nen und Paläs­ti­nen­ser – der Flücht­lin­ge und der­je­ni­gen, die unter israe­li­scher mili­tä­ri­scher Besat­zung leben oder als Bür­ger zwei­ter Klas­se in Isra­el.“2

Apart­heid­staat
Zahl­rei­che inter­na­tio­na­le Unter­su­chun­gen bele­gen, was die israe­li­schen Wissenschaftler:innen sowie die israe­li­schen und paläs­ti­nen­si­schen Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen dar­le­gen: Isra­el ist auf­grund sei­ner Struk­tur ein Apart­heid­staat. Hier sei nur auf das ver­wie­sen, was in den letz­ten Jah­ren dazu ver­öf­fent­licht wurde:

So haben 2021 sechs renom­mier­te Orga­ni­sa­tio­nen Berich­te zu Apart­heid in den von Isra­el beherrsch­ten Gebie­ten vor­ge­legt. Die­se sehen den Tat­be­stand der Apart­heid erfüllt, ent­we­der für Isra­el-Paläs­ti­na ins­ge­samt (BTse­lem und Amnes­ty Inter­na­tio­nal) oder bezo­gen auf die besetz­ten Gebie­te (Human Rights Watch, Yesh Din, der UN-Men­schen­rechts­rat und die IHRC Har­vard Law School). Inter­es­sant dabei ist, dass selbst die Stif­tung Wis­sen­schaft und Poli­tik (SWP), die bekannt­lich vom bun­des­deut­schen Außen­mi­nis­te­ri­um finan­ziert wird und übli­cher­wei­se Vor­la­gen für die Begrün­dung der deut­schen Poli­tik lie­fert, an den genann­ten Unter­su­chun­gen nicht vor­bei kann.3

Es zeugt von der Unehr­lich­keit der Herr­schen­den, dass dies aller­dings kei­ne Aus­wir­kun­gen auf die Poli­tik der Regie­rung hat, genau­so wenig übri­gens wie die unzäh­li­gen ein­schlä­gi­gen UN-Reso­lu­tio­nen. Dies geht sogar so weit, dass die Regie­rung Amnes­ty Inter­na­tio­nal vor­wirft, unfrei­wil­lig dem Anti­se­mi­tis­mus Vor­schub zu leis­ten.4 Das Gegen­teil ist aber rich­tig: Die Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen in Isra­el und den besetz­ten Gebie­ten (dort wer­den wei­ter­hin unab­läs­sig Häu­ser von Palästinenser:innen zer­stört und neue israe­li­sche Sied­lun­gen gebaut) leis­ten dem Anti­se­mi­tis­mus Vorschub.

Auch nur die mini­mals­ten Schluss­fol­ge­run­gen aus all den Unter­su­chun­gen zu zie­hen, stün­de offen­sicht­lich im Wider­spruch zur deut­schen (und auch zur öster­rei­chi­schen) Staats­rä­son. Statt­des­sen wird jeg­li­che Kri­tik an der israe­li­schen Unter­drü­ckungs­po­li­tik als anti­se­mi­tisch bezeich­net, und zwar trotz der Gerichts­ur­tei­le, die die­sen Behaup­tun­gen widersprechen.

BDS-Kam­pa­gne: eine poli­ti­sche Gegenwehr
In den 1960er Jah­ren hat­ten in der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung Orga­ni­sa­tio­nen gro­ßen Zulauf, die den bewaff­ne­ten Kampf gegen den israe­li­schen Staat pro­pa­gier­ten. Der Gue­ril­la­kampf schei­ter­te aller­dings genau­so kläg­lich wie die spä­te­ren Wel­len von Selbst­mord­at­ten­ta­ten oder etwa der Rake­ten- beschuss aus dem Gaza­strei­fen. Dies hat zwei Grün­de: Zum einen ist das mili­tä­ri­sche Kräf­te­ver­hält­nis viel zu ungüns­tig für einen erfolg­ver­spre­chen­den mili­tä­ri­schen Befrei­ungs­kampf (was auch mit der wirt­schaft­li­chen Beherr­schung und Kon­trol­le der besetz­ten Gebie­te, der über­le­ge­nen tech­ni­schen Aus­stat­tung, dem umfang­rei­chen Spit­zel­we­sen des israe­li­schen Geheim­diens­tes usw. zusam­men­hängt). Zum ande­ren schweißt ein sol­cher Kampf – wenn er auf dem Gebiet des Kern­lands von Isra­el geführt wird – die Bevöl­ke­rung nur enger hin­ter der Regie­rung zusam­men (anders sah es im Liba­non­krieg 1982-2000 aus, als die israe­li­sche Regie­rung auf­grund der dort erlit­te­nen Ver­lus­te und des dar­auf­hin wach­sen­den Wider­stands der eige­nen Bevöl­ke­rung den Rück­zug befahl).

Ange­sichts der kras­sen Erfolg­lo­sig­keit mili­tä­ri­scher Anstren­gun­gen und feh­len­der rea­ler Unter­stüt­zung durch ande­re Staa­ten und ange­sichts feh­len­der wirk­mäch­ti­ger Ver­bün­de­ter in der jüdi­schen Bevöl­ke­rung bleibt nur der poli­ti­sche Weg, mit Hil­fe der inter­na­tio­na­len Soli­da­ri­täts­be­we­gung wenigs­tens so viel Druck auf­zu­bau­en, dass Bewe­gung in die star­ren Ver­hält­nis­se kommt und Tei­le der jüdisch-israe­li­schen Bevöl­ke­rung den Kon­sens der zio­nis­ti­schen Staats­ver­fasst­heit infra­ge stel­len. Die Epi­so­de der post­zio­nis­ti­schen Debat­ten unter Wissenschaftler:innen zwi­schen 1994 und 2000 wur­de durch poli­ti­schen Druck und eine all­ge­mei­ne Rechts­ent­wick­lung der israe­li­schen Gesell­schaft wie­der abge­würgt.5

Das Schei­tern des Oslo-Pro­zes­ses bestä­tigt eine sehr alte geschicht­li­che Wahr­heit: Jeder Ver­such einer Ver­söh­nung vor der Ver­wirk­li­chung von Rech­ten sorgt nur für ein Wei­ter­be­stehen von kolo­nia­len Herr­schafts­be­zie­hun­gen. Wenn es die Israe­lis nichts kos­tet, war­um soll­ten sie dann die kolo­nia­len Herr­schafts­be­zie­hung ein­stel­len? War­um soll­ten sie eine tief­grei­fen­de inter­ne Kri­se riskieren?

Genau hier setzt die BDS-Kam­pa­gne ein und ist rele­vant: Sie bie­tet einen inter­na­tio­na­len Rah­men, in dem es mög­lich ist, das paläs­ti­nen­si­sche Volk bei der Erlan­gung sei­ner legi­ti­men Rech­te aktiv zu unter­stüt­zen und dabei sowohl auf der insti­tu­tio­nel­len Ebe­ne (Staa­ten, inter­na­tio­na­le Insti­tu­tio­nen) wie auf der zivil­ge­sell­schaft­li­chen Ebe­ne zu agie­ren. Auf der einen Sei­te wen­det sie sich an die inter­na­tio­na­le Gemein­schaft und for­dert sie auf, einen Staat, der sys­te­ma­tisch inter­na­tio­na­les Recht, UN-Reso­lu­tio­nen, die Gen­fer Kon­ven­tio­nen und von ihm sel­ber unter­schrie­be­ne Ver­ein­ba­run­gen bricht, mit Sank­tio­nen zu bele­gen. Auf der ande­ren Sei­te wen­det sie sich mit dem Appell an die inter­na­tio­na­le Zivil­ge­sell­schaft, auf indi­vi­du­el­ler Ebe­ne wie auch auf der Ebe­ne der sozia­len Bewe­gun­gen (Gewerk­schaf­ten, Par­tei­en, ört­li­che Gre­mi­en, Ver­ei­ni­gun­gen etc.) durch den Boy­kott von Waren. Reprä­sen­tan­ten, Insti­tu­tio­nen usw., die für den Kolo­ni­al­staat Isra­el ste­hen, aktiv zu wer­den. Bei­des, Boy­kott und Sank­tio­nen – wird für die israe­li­sche Bevöl­ke­rung schließ­lich einen Druck dar­stel­len und sie zu der Ein­sicht brin­gen, dass Besat­zung und Kolo­nia­li­sie­rung einen Preis haben, dass die Ver­let­zung inter­na­tio­na­ler Regeln frü­her oder spä­ter aus Isra­el einen Paria-Staat machen wird, der in der Gemein­schaft zivi­li­sier­ter Natio­nen nicht will­kom­men ist – so wie Süd­afri­ka in den letz­ten Jahr­zehn­ten der Apart­heid.“6

Die­se Kam­pa­gne hat kei­ne inter­na­tio­na­le Lei­tung und kei­ne fes­ten Struk­tu­ren. Das, was die Akti­ven am Ort orga­ni­sie­ren, ent­schei­den sie selbst, sei es auf der Ebe­ne der Ein­schrän- kung kul­tu­rel­ler Kon­tak­te oder des wis­sen­schaft­li­chen Aus­tauschs, sei es auf der Ebe­ne poli­ti­scher Kund­ge­bun­gen. Nicht sel­ten wird dabei auf Waren hin­ge­wie­sen, die in den besetz­ten Gebie­ten her­ge­stellt wur­den, aber zumeist falsch dekla­riert sind, näm­lich so, als kämen sie aus dem „1948er Gebiet“. Gro­ße Bedeu­tung hat der aka­de­mi­sche und kul­tu­rel­le Boy­kott. Wir zitie­ren aus dem „Auf­ruf der paläs­ti­nen­si­schen Zivil­ge­sell­schaft zu Boy­kott, Des­in­ves­ti­tio­nen und Sank­tio­nen gegen Isra­el, bis es das Völ­ker­recht und die uni­ver­sel­len Prin­zi­pi­en der Men­schen­rech­te ein­hält“ vom 9. Juli 2005, der von mehr als 300 Orga­ni­sa­tio­nen in der West­bank unter­stützt wurde:

Die­se gewalt­lo­sen Straf­maß­nah­men soll­ten bei­be­hal­ten wer­den, bis Isra­el sei­ner Ver­pflich­tung nach­kommt, das unver­äu­ßer­li­che Recht des paläs­ti­nen­si­schen Vol­kes auf Selbst­be­stim- mung anzu­er­ken­nen, und den Bestim­mun­gen des Völ­ker­rechts voll­stän­dig nach­kommt, indem es fol­gen­de Schrit­te unternimmt:
1. die Besat­zung und Kolo­ni­sie­rung des gesam­ten ara­bi­schen Lan­des zu been­den und die Mau­er abzureißen;
2. die Grund­rech­te der ara­bisch-paläs­ti­nen­si­schen Bürger:innen Isra­els auf voll­stän­di­ge Gleich­be­rech­ti­gung aner­kennt; und 
3. das Recht der paläs­ti­nen­si­schen Flücht­lin­ge respek­tiert, schützt und för­dert, in ihre Hei­mat und zu ihrem Eigen­tum zurück­zu­keh­ren, wie dies UN-Reso­lu­ti­on 194 vor­sieht.“7

Dafür poli­ti­schen Druck auf­zu­bau­en, auch in Deutsch­land, ist eine inter­na­tio­na­lis­ti­sche Pflicht, die nicht des­we­gen erlischt, weil der deut­sche Faschis­mus für den Holo­caust ver­ant­wort­lich ist. Die Ermor­dung und Unter­drü­ckung einer bestimm­ten Bevöl­ke­rungs­grup­pe kann nie­mals recht­fer­ti­gen, dass deren Nach­kom­men heu­te eine ande­re Bevöl­ke­rung unter­drü­cken. Nicht die (zumeist sehr rechts­ra­di­ka­len und ras­sis­ti­schen) israe­li­schen Regie­run­gen dür­fen unse­re Bünd­nis­part­ner sein, son­dern die jüdi­schen Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen und die kri­ti­schen Wissenschaftler:innen in Isra­el und anders­wo (etwa die Jüdi­sche Stim­me für gerech­ten Frie­den in Nah­ost, Jewish Voice for Peace und ande­re). Sich dem Druck der Main­stream­m­e­di­en zu beu­gen oder die deut­sche Staats­rä­son als Richt­schnur zu neh­men, ver­kennt die Inter­es­sen der Herr­schen­den und wider­spricht jeg­li­cher huma­nis­ti­schen Verpflichtung.


End­no­ten
1 Ori­gi­nal unter: www.counterpunch.org/2017/08/11/why-i-cannot-be-a-zionist-an-open-letter-to-emmanuel-macron.
2 Micha­el War­schaw­ski, „Yes to Boy­cott, Dive­st­ment and Sanc­tions. An Ans­wer to Uri Avnery“ (31. August 2009), www.europe-solidaire.org/spip.php?article15225; auf Deutsch gekürzt in Inpre­korr, Januar/Februar 2010, www.inprekorr.de/458-bds.htm.
³ www.swp-berlin.org/publikation/amnesty-international-und-der-apartheid-vorwurf-gegen-israel.
4 Sie­he www.dw.com/de/deutschland-distanziert-sich-von-amnesty-bericht-zu-israel/a-60637004.
5 Mehr hier­zu bei Ilan Pap­pe, Die Idee Isra­el, Mythen des Zio­nis­mus, Ham­burg 2015, (Lai­ka Theo­rie, Bd. 56).
6 Micha­el War­schaw­ski, „Yes to Boy­cott, Dive­st­ment and Sanc­tions“, a.a.O.
7 „Pal­es­ti­ni­an Civil Socie­ty Call for BDS“, https://bdsmovement.net/call.


Aus Theo­rie­bei­la­ge Avan­ti² Rhein-Neckar Novem­ber 2023
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