Online-Veranstaltung ZeroCovid-Rhein-Neckar
R. G.
Unter diesem Titel hatte die Initiative ZeroCovid Rhein-Neckar am 15. Juli 2021 eine Online-Veranstaltung organisiert. Referentin und Diskussionspartnerin war Verena Kreilinger, eine der Initiator*innen des Aufrufs #ZeroCovid (https://zero-covid.org).
Nach der Welle ist vor der Welle
In einem faktenreichen Referat fasste Verena die Pandemie-Lage zusammen. Dabei machte sie deutlich, dass die Pandemie weder global noch national vorüber sei. Alles deute auf eine vierte Welle hin und erneut würden seitens der Regierung keine geeigneten Maßnahmen getroffen werden.
Die aktuell für Deutschland veröffentlichten Zahlen gäben nur einen kleinen Ausschnitt der globalen Wirklichkeit wieder. So seien gerade auch Länder betroffen, die bislang relativ gut durch die Pandemie gekommen waren. Nicht zuletzt träfe dies auf Staaten des afrikanischen Kontinents zu.
Ein weiterer Aspekt der Pandemie sei die ungerechte globale Impfstoffverteilung. In den Industrieländern sei die Impfquote im Vergleich zu den armen Ländern dieser Welt hoch. Weltweit wäre die Impfquote noch sehr niedrig. Angesichts der aggressiven Virus-Mutanten könne so die Pandemie nicht erfolgreich eingedämmt werden.
Ungenutzte Möglichkeiten
Verena beurteilte die ZeroCovid-Kampagne als relative Niederlage der politischen Linken. ZeroCovid sei es gelungen, öffentliche Aufmerksamkeit und eine starke mediale Resonanz zu erzielen.
Aber die Unterstützung der Kampagne durch unterschiedliche Strömungen der politischen Linken habe bis auf wenige Ausnahmen nicht zum Aufbau aktiver Initiativen geführt. Die vorhandene Anfangsdynamik wäre nicht für den Aufbau einer breiteren Bewegung genutzt worden.
Wer zahlt die Rechnung?
Schon jetzt haben Millionen Menschen die unzulängliche Pandemiebekämpfung unnötigerweise mit ihrem Leben bezahlt. Weitere finanzielle und soziale Opfer werden hinzukommen. Bereits jetzt zeichne sich ab, dass die Kosten der Pandemie- und Krisenbekämpfung nicht den Krisengewinnler*innen und Reichen, sondern den abhängig Beschäftigten aufgebürdet würden.
Widerstand organisieren
Die anschließende Diskussion drehte sich um die Beurteilung der ZeroCovid-Kampagne und wie nach den Bundestagswahlen im September 2021 Widerstand gegenüber drohenden „Sparmaßnahmen“ entwickelt werden kann.
Dabei wurde die negative Beurteilung von ZeroCovid nicht uneingeschränkt geteilt. Auch wenn die Kampagne zu wenig praktische Arbeit initiiert habe, hätte sie doch die vorhandene Pandemie-Starre der politischen Linken lösen und damit wichtige Impulse geben können.
Nicht zuletzt bleibe abzuwarten, wie massiv die vierte Welle werde und welche Maßnahmen seitens der Regierungen ergriffen würden. Ob #ZeroCovid dann erneut einen Beitrag für gemeinsame Initiativen der politischen Linken leisten könne, werde sich zeigen. Daher sei es zu früh, #ZeroCovid aufzulösen.
Einig waren sich die Anwesenden, dass es derzeit schwierig sei, praktische Arbeit zur Pandemie zu entfalten. Das Interesse sei zurzeit insgesamt eher gering und es gäbe eine spürbare „Pandemie-Müdigkeit“.
Dennoch seien einige Pandemie-Themen weiterhin von Bedeutung und könnten für eine praktische Arbeit aufgegriffen werden. Zum Beispiel: Globale Impfgerechtigkeit, Personalbedarf und Entlohnung in Krankenhaus und Pflege, Gesundheitsschutz in Betrieben, Schulen und Universitäten.Auch gehe es nicht zuletzt um die Frage: Wer zahlt für die Krise?
Lohnender Abend
Die abschließende Meinung der Teilnehmenden war, dass sich diese Online-Veranstaltung mit Verena Kreilinger sehr gelohnt habe.
Wesentlich dafür war das ausgezeichnete Referat von Verena, welches viele Anregungen für eine lebendige und solidarische Diskussion gab.