Wird nach der 3. Wel­le alles wie­der gut?

Online-Ver­an­stal­tung ZeroCovid-Rhein-Neckar

R. G.

Unter die­sem Titel hat­te die Initia­ti­ve Zero­Co­vid Rhein-Neckar am 15. Juli 2021 eine Online-Ver­an­stal­tung orga­ni­siert. Refe­ren­tin und Dis­kus­si­ons­part­ne­rin war Vere­na Krei­lin­ger, eine der Initiator*innen des Auf­rufs #Zero­Co­vid (https://zero-covid.org).

Nach der Wel­le ist vor der Welle
In einem fak­ten­rei­chen Refe­rat fass­te Vere­na die Pan­de­mie-Lage zusam­men. Dabei mach­te sie deut­lich, dass die Pan­de­mie weder glo­bal noch natio­nal vor­über sei. Alles deu­te auf eine vier­te Wel­le hin und erneut wür­den sei­tens der Regie­rung kei­ne geeig­ne­ten Maß­nah­men getrof­fen werden.

ZeroCovid-Kundgebung in Mannheim, 10. April 2021. (Foto: helmut-roos@web.de.)

Zero­Co­vid-Kund­ge­bung in Mann­heim, 10. April 2021. (Foto: helmut-roos@web.de.)

Die aktu­ell für Deutsch­land ver­öf­fent­lich­ten Zah­len gäben nur einen klei­nen Aus­schnitt der glo­ba­len Wirk­lich­keit wie­der. So sei­en gera­de auch Län­der betrof­fen, die bis­lang rela­tiv gut durch die Pan­de­mie gekom­men waren. Nicht zuletzt trä­fe dies auf Staa­ten des afri­ka­ni­schen Kon­ti­nents zu.

Ein wei­te­rer Aspekt der Pan­de­mie sei die unge­rech­te glo­ba­le Impf­stoff­ver­tei­lung. In den Indus­trie­län­dern sei die Impf­quo­te im Ver­gleich zu den armen Län­dern die­ser Welt hoch. Welt­weit wäre die Impf­quo­te noch sehr nied­rig. Ange­sichts der aggres­si­ven Virus-Mutan­ten kön­ne so die Pan­de­mie nicht erfolg­reich ein­ge­dämmt werden.

Unge­nutz­te Möglichkeiten
Vere­na beur­teil­te die Zero­Co­vid-Kam­pa­gne als rela­ti­ve Nie­der­la­ge der poli­ti­schen Lin­ken. Zero­Co­vid sei es gelun­gen, öffent­li­che Auf­merk­sam­keit und eine star­ke media­le Reso­nanz zu erzielen.

Aber die Unter­stüt­zung der Kam­pa­gne durch unter­schied­li­che Strö­mun­gen der poli­ti­schen Lin­ken habe bis auf weni­ge Aus­nah­men nicht zum Auf­bau akti­ver Initia­ti­ven geführt. Die vor­han­de­ne Anfangs­dy­na­mik wäre nicht für den Auf­bau einer brei­te­ren Bewe­gung genutzt worden.

Wer zahlt die Rechnung?
Schon jetzt haben Mil­lio­nen Men­schen die unzu­läng­li­che Pan­de­mie­be­kämp­fung unnö­ti­ger­wei­se mit ihrem Leben bezahlt. Wei­te­re finan­zi­el­le und sozia­le Opfer wer­den hin­zu­kom­men. Bereits jetzt zeich­ne sich ab, dass die Kos­ten der Pan­de­mie- und Kri­sen­be­kämp­fung nicht den Krisengewinnler*innen und Rei­chen, son­dern den abhän­gig Beschäf­tig­ten auf­ge­bür­det würden.

Wider­stand organisieren
Die anschlie­ßen­de Dis­kus­si­on dreh­te sich um die Beur­tei­lung der Zero­Co­vid-Kam­pa­gne und wie nach den Bun­des­tags­wah­len im Sep­tem­ber 2021 Wider­stand gegen­über dro­hen­den „Spar­maß­nah­men“ ent­wi­ckelt wer­den kann.

Dabei wur­de die nega­ti­ve Beur­tei­lung von Zero­Co­vid nicht unein­ge­schränkt geteilt. Auch wenn die Kam­pa­gne zu wenig prak­ti­sche Arbeit initi­iert habe, hät­te sie doch die vor­han­de­ne Pan­de­mie-Star­re der poli­ti­schen Lin­ken lösen und damit wich­ti­ge Impul­se geben können.

Nicht zuletzt blei­be abzu­war­ten, wie mas­siv die vier­te Wel­le wer­de und wel­che Maß­nah­men sei­tens der Regie­run­gen ergrif­fen wür­den. Ob #Zero­Co­vid dann erneut einen Bei­trag für gemein­sa­me Initia­ti­ven der poli­ti­schen Lin­ken leis­ten kön­ne, wer­de sich zei­gen. Daher sei es zu früh, #Zero­Co­vid aufzulösen.

Einig waren sich die Anwe­sen­den, dass es der­zeit schwie­rig sei, prak­ti­sche Arbeit zur Pan­de­mie zu ent­fal­ten. Das Inter­es­se sei zur­zeit ins­ge­samt eher gering und es gäbe eine spür­ba­re „Pan­de­mie-Müdig­keit“.

Den­noch sei­en eini­ge Pan­de­mie-The­men wei­ter­hin von Bedeu­tung und könn­ten für eine prak­ti­sche Arbeit auf­ge­grif­fen wer­den. Zum Bei­spiel: Glo­ba­le Impf­ge­rech­tig­keit, Per­so­nal­be­darf und Ent­loh­nung in Kran­ken­haus und Pfle­ge, Gesund­heits­schutz in Betrie­ben, Schu­len und Universitäten.Auch gehe es nicht zuletzt um die Fra­ge: Wer zahlt für die Krise?

Loh­nen­der Abend
Die abschlie­ßen­de Mei­nung der Teil­neh­men­den war, dass sich die­se Online-Ver­an­stal­tung mit Vere­na Krei­lin­ger sehr gelohnt habe.

Wesent­lich dafür war das aus­ge­zeich­ne­te Refe­rat von Vere­na, wel­ches vie­le Anre­gun­gen für eine leben­di­ge und soli­da­ri­sche Dis­kus­si­on gab.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2021
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