Kli­ma­streik

Vom Pro­test zum Widerstand?

E. B.

Im Rah­men des Kli­ma­streiks des Bünd­nis­ses um Fri­days for Future gin­gen bun­des­weit rund 280.000 Men­schen bei über 250 ange­mel­de­ten Demos am 23. Sep­tem­ber 2022 auf die Stra­ße. Ihre For­de­run­gen an die Bun­des­re­gie­rung: Aus­stieg aus den fos­si­len Ener­gien, Kli­ma­ge­rech­tig­keit, eine kon­se­quen­te Ver­kehrs­wen­de und die Ent­las­tung von Gering­ver­die­nen­den in der Energiekrise.

Klimastreik in Mannheim, 23. September 2022. (Foto: helmut-roos@web.de.)

Kli­ma­streik in Mann­heim, 23. Sep­tem­ber 2022. (Foto: helmut-roos@web.de.)

In Mann­heim ver­sam­mel­ten sich rund 500 Per­so­nen zur Aut­akt­kund­ge­bung vor dem Schloss, dar­un­ter auch Akti­ve der ISO Rhein-Neckar. Der Demo durch die Innen­stadt zum Mark­platz schlos­sen sich dann noch hun­der­te ande­rer Men­schen an. Erfreu­li­cher­wei­se waren anti­ka­pi­ta­lis­ti­sche Paro­len nicht zu überhören.

Bekämp­fung des Kapitalismus
In ihrem vor der Demo ver­teil­ten Flug­blatt for­der­te die ISO Rhein-Neckar zum Wider­stand gegen die Kli­ma­ka­ta­stro­phe und zur Bekämp­fung des Kapi­ta­lis­mus auf: „Laut Welt­kli­ma­rat kann nur mit radi­ka­len Maß­nah­men die Erd­er­wär­mung bis Ende 2100 auf 1,5 Grad Cel­si­us ein­ge­dämmt wer­den. Die glo­ba­len CO2-Emis­sio­nen müs­sen bis 2030 um 45 % redu­ziert wer­den, bezo­gen auf das Basis­jahr 2010. Bis 2050 muss die Welt­wirt­schaft CO2-neu­tral sein.

Vor allem ist erfor­der­lich, dass bis dahin min­des­tens 80 % der noch vor­han­de­nen fos­si­len Ener­gie­trä­ger in der Erde blei­ben. Doch die Nut­zung von Erd­öl, Erd­gas, Stein­koh­le und Braun­koh­le bedeu­ten für die gro­ßen Ener­gie­kon­zer­ne immense Pro­fi­te. Die­se ver­tei­di­gen sie mit Zäh­nen und Klauen.

Den ver­bre­che­ri­schen Über­fall des Putin-Regimes auf die Ukrai­ne nut­zen die Herr­schen­den für eine ‚Zei­ten­wen­de‘. Rück­kehr zu Atom, Koh­le und Frack­ing-Gas, Mili­ta­ri­sie­rung, Auf­rüs­tung, Krieg, Bekämp­fung von Gewerk­schaf­ten, Teue­rung und wach­sen­de Armut – alles das bedroht die gro­ße Mehrheit.

Nicht nur der Ener­gie­sek­tor, son­dern die gesam­te Wirt­schafts­ord­nung beruht auf dem­sel­ben Prin­zip: Gna­den­lo­se Aus­beu­tung von Mensch und Natur, um immer mehr ‚Wachs­tum‘ zu pro­du­zie­ren. Die­ses Vor­ge­hen macht Kapi­tal­eig­ner immer reicher.

Vor der Durch­set­zung des Kapi­ta­lis­mus gab es die­sen Zwang zu ste­ti­gem Wachs­tum nicht. Des­sen Ergeb­nis ist eine andau­ern­de Über­pro­duk­ti­on, die immer wie­der Wirt­schafts­kri­sen verursacht.

Macht der Kon­zer­ne brechen
Auch des­halb muss die Macht der Kon­zer­ne gebro­chen wer­den. Die Wirt­schaft darf nicht wei­ter auf Gewinn­ma­xi­mie­rung beru­hen. Sie muss den Bedürf­nis­sen von Mensch und Natur gerecht wer­den. Das kön­nen wir nur durch eine sehr gro­ße außer­par­la­men­ta­ri­sche Mas­sen­be­we­gung errei­chen – hier bei uns und welt­weit. Des­halb müs­sen wir uns demo­kra­tisch ver­net­zen und eine gemein­sa­me sozia­le und öko­lo­gi­sche Front auf­bau­en. Nicht nur gegen die Kli­ma­zer­stö­rer, son­dern auch gegen die Kriegs- und Preistreiber.

Klimastreik in Mannheim, 23. September 2022. (Foto: helmut-roos@web.de.)

Kli­ma­streik in Mann­heim, 23. Sep­tem­ber 2022. (Foto: helmut-roos@web.de.)

Die wirt­schaft­lich und poli­tisch Herr­schen­den han­deln voll­kom­men unver­ant­wort­lich. Sie neh­men die Ver­nich­tung der Erde und unser aller Zukunft in Kauf.

Ihr Mot­to lau­tet: ‚Vor allem darf es kei­ne Ver­lus­te für die Aktio­nä­re geben!‘ […]

Die herr­schen­de Wirt­schafts- und Gesell­schafts­ord­nung führt zu immer grö­ße­rer sozia­ler Ungleich­heit und zu Krieg. Sie rich­tet immer grö­ße­re Ver­wüs­tun­gen und Zer­stö­run­gen an.

Für eine soli­da­ri­sche Welt
Eine ande­re, eine soli­da­ri­sche Welt ist nötig und mög­lich! Das erfor­dert eine grund­le­gen­de Ver­än­de­rung von Wirt­schaft und Gesell­schaft. Nicht mehr der Pro­fit, son­dern die demo­kra­tisch orga­ni­sier­te Befrie­di­gung gesell­schaft­li­cher Bedürf­nis­se (Ernäh­rung, Bil­dung, Woh­nen, Kul­tur, Arbeit, Gesund­heit, Pfle­ge, Infra­struk­tur …) und der Schutz der Natur wer­den dann im Zen­trum stehen.

Müs­sen wir dann auf Wohl­stand ver­zich­ten? Nein! Wir wer­den ein viel bes­se­res Leben gewin­nen. Reich­tum wird dann nicht mehr an Geld, son­dern an der Qua­li­tät des Lebens gemes­sen. Freie, selbst­be­stimm­te Zeit für alle Men­schen wird dann aus­rei­chend vor­han­den sein – für ein akti­ves gesell­schaft­li­ches und poli­ti­sches Enga­ge­ment, für Krea­ti­vi­tät, Genuss und Ruhe, Für­sor­ge und Liebe.“

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Okto­ber 2022
Tagged , , . Bookmark the permalink.