Der 1. Mai in Mannheim
N. B.
Rund 800 Kolleg:innen beteiligten sich an der Mannheimer DGB-Demo am internationalen „Tag der Arbeit“.

DGB-Demo in Mannheim, 1. Mai 2025. (Foto: Helmut Roos.)
Sie setzten sich nicht nur für bessere Arbeitsbedingungen und gesellschaftliche Verhältnisse ein, in denen es sich (gut) leben lässt. Auch die aktuellen Bedrohungen durch die politische Lage in Deutschland und weltweit waren dabei präsent. Doch waren sich alle Beteiligten der Dramatik dieser Entwicklungen bewusst?
Der 1. Mai gehört uns allen
An der DGB-Demo beteiligte sich eine große Bandbreite an Gruppen und Akteuren: von Einzelgewerkschaften, Betriebsräten, Vertrauensleuten und Gewerkschaftsjugend über Antifa und linke Organisationen bis hin zu einem lauten Block in Solidarität mit Palästina. Dieser ließ sich auch nicht durch am Rande mitlaufende pro-zionistische „Überwacher der Staatsräson“ aus den Reihen der örtlichen CDU provozieren.
Die Demonstrierenden zogen ab 10:00 Uhr vom Gewerkschaftshaus über den Ring bis zum Marktplatz, wo bereits weitere hunderte Kolleg:innen warteten.
Bei der DGB-Kundgebung auf dem Marktplatz war wieder eine bunte Vielfalt an Ständen verschiedener Initiativen, Gewerkschaften (IGM, ver.di …) und Organisationen vertreten. Auch daran zeigte sich: Der 1. Mai gehört uns allen als Teile der arbeitenden Klasse.
Neben den klassischen gewerkschaftlichen Themen wurde dabei insbesondere die internationalistische Bedeutung des 1. Mai sichtbar, unter anderem durch verschiedene Initiativen der kurdischen und palästinensischen Bewegung. So durften auch medico international und das Friedensbündnis nicht fehlen.
Verstörend wirkte aber auch dieses Jahr wieder die Präsenz des Atatürk-Vereins, der den 1. Mai wohl auch für sich beanspruchen will und scheinbar darf.
Betriebliche Kämpfe in der Defensive
In den Reden spiegelte sich der Internationalismus weniger wider. DGB-Bundesjugendsekretär Kristof Becker als Hauptredner vermied Kritik an dem beschleunigten Aufrüstungskurs der BRD und eine Stellungnahme zum Völkermord in Gaza.
Sichtbar wurden hingegen unterschiedliche, teilweise harte betriebliche und tarifliche Kämpfe. Obwohl sich diese zunehmend in der Defensive befinden, gelang es den Redner:innen doch, Hoffnung und Mut kämpferisch weiterzugeben.
Auch wenn die durch die Merz-Klingbeil-Regierung drohenden Angriffe zum Beispiel auf Arbeitszeit und soziale Lebensbedingungen den Redner:innen bewusst zu sein schienen, wollen sie gewisse Hoffnungen nicht aufgeben. Mit Hoffen wird jedoch unter der neuen Regierung nicht viel zu holen sein.
Dies machte Wolfgang Alles in einem Beitrag für das Komitee „Solidarität gegen Betriebsratsmobbing!“ deutlich. Er zeichnete eine Entwicklung nach, die in den letzten Jahren immer mehr Aktiven in den Betrieben das Leben sehr schwer macht, Betriebsratsgründungen verhindert oder Betriebsratsarbeit mit allen Mitteln des Rechts und Unrechts bekämpft. Dagegen hilft nur unsere geschlossene Solidarität!
„Revolution“ durch Spaltung?
Wie schade, dass diesen Aufruf viele nicht mehr mitbekamen. Das Gewerkschaftsfest war, wie schon im Vorjahr, um 12:00 Uhr von einer „Revolutionären 1. Mai-Demo“ verlassen worden, die ihre „revolutionäre Agitation“ wohl lieber abseits der Gewerkschaften und der betrieblich aktiven Teile der arbeitenden Klasse betreiben will.
Die inhaltlich richtige und wichtige Kritik an dem Kuschelkurs von Gewerkschaftsspitzen mit Regierung und Kapital beantworteten sie mit der physischen und demonstrativen Abkehr vom gemeinsamen Fest zum Tag der Arbeiter:innen.
Solidarität statt Spaltung!
Stärkend wirkten hingegen die musikalischen Einlagen der IG POP und des Thekenchors. Zum Ende der Kundgebung um 13:00 Uhr sangen sie gemeinsam mit den Teilnehmenden traditionelle Lieder der Arbeiterbewegung wie das „Einheitsfrontlied“:
„Und weil der Mensch ein Mensch ist, d’rum hat er Stiefel im Gesicht nicht gern. Er will unter sich keine Sklaven sehen und über sich keine Herren.“
Vielleicht kommt im nächsten Jahr ja auch „Die Internationale“ dazu? Wir werden die Zeit bis dahin jedenfalls nutzen, um unsere betrieblichen, gesellschaftlichen und revolutionären Kämpfe solidarisch fortzuführen.