K. W.
„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ waren die Parolen der Französischen Revolution von 1789. Ihr Erbe wirkte nach und beförderte die Aufstände von 1848 in großen Teilen Europas: für politische Freiheit, Gleichberechtigung und demokratische Republiken.
Die Ursachen: Wirtschaftskrise und erstarrte politische Verhältnisse
Die Ursachen der Deutschen Revolution waren sowohl wirtschaftlicher als auch sozialer und politischer Natur.
Eine schwere Missernte im Jahr 1846 sorgte für Hungersnöte und Hungerrevolten. Massenarmut regierte. Die Kaufkraft sank. Niedergang der Textilindustrie und eine Krise im Handwerk waren die Folgen. Auch der durch die Industrialisierung entstandenen ArbeiterInnenklasse ging es schlecht: Sie lebte unter dem Existenzminimum in Elendsvierteln und war dauerhaft von Arbeitslosigkeit bedroht.
Nach dem Sieg über Napoleon 1814 wurden die politischen Verhältnisse von vor 1789 weitestgehend restauriert: Wiederherstellung der Vorherrschaft des Adels und Rückgängigmachen bürgerlicher Freiheiten und Rechte. Besonderer Verfechter der Restaurationspolitik war Staatskanzler Klemens Wenzel Fürst von Metternich. Erste Proteste gegen diese reaktionäre Politik scheiterten Anfang der 1830er Jahre, aber das metternichsche System erlitt Risse.
Beginn und Scheitern: Ablauf der Revolution
Die Deutsche Revolution umfasst zahlreiche Ereignisse und verlief dezentral. Sie lässt sich in drei Phasen aufspalten: Scheinerfolge, Ringen um rechtliche Sicherung und Scheitern.
Der Funke der Revolution sprang von der Februarrevolution aus Frankreich herüber. Nach der dortigen Absetzung des Königs Louis Philippe wurde in Frankreich die Zweite Republik ausgerufen.
Nach diesem Vorbild revoltierten zahlreiche Länder in Europa, darunter Baden, Preußen, Sachsen und Bayern. Während in manchen Staaten die Obrigkeit schnell Versprechen gab und somit der Aufstand weitestgehend friedlich verlief (Hannover und Württemberg) wurde in anderen Ländern an zwei Fronten gekämpft: auf der Straße und in den Parlamenten.
In Baden wurden die weitestgehenden Veränderungen verlangt. Hier wurde am 27. Februar 1848 in Mannheim eine Volksversammlung zusammengerufen. Die badischen Revolutionäre, allen voran Friedrich Hecker und Gustav Struve, forderten die Abschaffung der adligen Privilegien und Volkssouveränität. Am 12. April 1848 riefen Hecker und Struve in Konstanz die Republik aus und wollten nach Karlsruhe marschieren. Das Militär schlug diesen Aufstand allerdings nieder.
Blutig ging es auch in Berlin zu: König Friedrich Wilhelm IV machte zunächst Zugeständnisse. Am 18. März schoss die Armee indessen auf die Bevölkerung, Straßenkämpfe mit zahlreichen Toten folgten. Der König gab nach. Am 29. März wurde hier ein „Märzministerium“ nach Vorbild der Ministerien in den anderen Ländern eingesetzt. Die Deutsche Revolution sorgte für einen Schulterschluss zwischen Liberalen und Demokraten. Neben den „Märzministerien“ wurde mit der Frankfurter Nationalversammlung die Errichtung eines nationalen Vorparlaments erreicht.
Im April 1848 hatte der König von Preußen, Friedrich Wilhelm IV., Neuwahlen versprochen, die am 1. Mai stattfanden. Ab 18. Mai tagte das Vorparlament unter der Führung von Heinrich von Gagern und entwarf in hitzigen Debatten eine Verfassung. Doch kurz darauf spalteten sich Liberale und Demokraten in ihren Zielen: konstitutionelle Monarchie auf der liberalen Seite, Republik auf der demokratischen.
Im Sommer 1848 kam die Revolution dann ins Stocken. In Preußen und Österreich ergriffen die Gegenrevolutionäre wieder die Initiative. Die Fürsten erlangten wieder mehr Einfluss, dagegen schwand der Einfluss der Nationalversammlung. Mit der Ablehnung der Kaiserkrone und der formulierten Reichsverfassung zu einem kleindeutschen Nationalstaat mit konstitutioneller Monarchie durch Friedrich Wilhelm IV., war die Deutsche Revolution gescheitert. Das Ende markierten die Auflösung des Stuttgarter Parlamentes im Juni 1849 und die Einnahme der Festung Rastatt im Juli 1849.
Die Folgen der Deutschen Revolution
Auch wenn der Aufstand scheiterte, war er Ausgangspunkt zahlreicher Entwicklungen. Die Ursprünge der Parteienvielfalt, der ArbeiterInnenbewegung und der sozialen Emanzipation liegen in der Revolution.
Am 3. September 1848 wurde die Allgemeine deutsche Arbeitsverbrüderung gegründet - Vorreiter der Gewerkschaften. Am 12. Mai 1849 wurde die erste Frauenzeitung von Louise Otto-Peters veröffentlicht. Die aufgehobene Pressezensur machte eine blühende Presselandschaft möglich. Sowohl auf der linken Seite (Karl Marx mit der Neuen Rheinischen Zeitung) als auf der rechten Seite (Neue Preußische Zeitung). Politisch kam es erneut zu einer Restauration, jedoch nicht mehr so massiv wie vor der Revolution.