Febru­ar 1919 - Gene­ral­streik für Sozia­li­sie­rung in Mitteldeutschland

 

E.B.

Der All­ge­mei­ne Kon­gress der Arbei­ter- und Sol­da­ten­rä­te in Ber­lin hat­te bereits im Dezem­ber 1918 per Beschluss die Regie­rung Ebert ver­pflich­tet, „mit der Sozia­li­sie­rung aller hier­zu rei­fen Indus­trien, ins­be­son­de­re des Berg­baus, unver­züg­lich zu begin­nen“. Aber genau dies woll­ten weder die Füh­run­gen von MSPD und Gewerk­schaf­ten noch ihre Bünd­nis­part­ner auf Sei­ten des Groß­ka­pi­tals und des Militärs.

Die­se Erfah­rung führ­te in wei­ten Tei­len der arbei­ten­den Klas­se zu der For­de­rung, dass die Sozia­li­sie­rung von den Arbei­ter­rä­ten selbst ver­wirk­licht wer­den müs­se. Am 23. Febru­ar 1919 rief ein Berg­ar­bei­ter­kon­gress zum Gene­ral­streik in Mit­tel­deutsch­land auf. Schnell soli­da­ri­sier­ten sich ande­re Berufs­grup­pen mit dem Aus­stand. Vier Tage spä­ter erreich­te die Streik­be­we­gung ihren Höhe­punkt. Drei Vier­tel der Arbei­te­rIn­nen in Sach­sen, Thü­rin­gen und Anhalt hat­ten sich ihr angeschlossen.

USPD Wahlplakat 1919 (Abbildung Privatarchiv)

USPD Wahl­pla­kat 1919 (Abbil­dung Privatarchiv)

Neben dem mit­tel­deut­schen Gene­ral­streik gab es im Früh­jahr 1919 wei­te­re „Unru­he­her­de“ wegen der unge­lös­ten Fra­ge der  Sozia­li­sie­rung – vor allem im Ruhr­ge­biet. Wäh­rend dort eine brei­te über­par­tei­li­che Streik­front ent­stan­den war, spiel­te in Mit­tel­deutsch­land der lin­ke Flü­gel der USPD die ent­schei­den­de Rol­le. Er war in der Indus­trie­re­gi­on Hal­le-Mer­se­burg die trei­ben­de Kraft, die auf den miss­ach­te­ten Sozia­li­sie­rungs­be­schluss von 1918 kon­se­quent mit der Mobi­li­sie­rung für den Gene­ral­streik reagierte.

 

Die MSPD-geführ­te Reichs­re­gie­rung ant­wor­te­te mit einer Dop­pel­stra­te­gie: einer­seits Ein­satz von Mili­tär gegen den Aus­stand, ande­rer­seits Ver­spre­chen von Reform­schrit­ten in Rich­tung Sozia­li­sie­rung. In Ver­hand­lun­gen mit Ver­tre­tern der Streik­be­we­gung gestand die Regie­rung vor allem die Bil­dung von Betriebs­rä­ten in allen Indus­trie­zwei­gen und erwei­ter­te Mit­be­stim­mungs­rech­te zu. Eine Mehr­heit der Kol­le­gIn­nen stimm­te gegen eine star­ke Min­der­heit für die Annah­me die­ses Ange­bots. Damit war am 8. März 1919 der mit­tel­deut­sche Gene­ral­streik offi­zi­ell beendet.

 
Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Febru­ar 2019
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