Sind Pro­fi­te unantastbar?

Super­rei­che und Kon­zer­ne zur Kasse!

O.T.

Mit dem Fort­schrei­ten der Coro­na-Pan­de­mie zeigt sich die Klas­sen­spal­tung der Gesell­schaft immer deut­li­cher. Wäh­rend vor allem Kon­zer­ne eine groß­zü­gi­ge, oft­mals unge­prüf­te finan­zi­el­le Unter­stüt­zung durch den Staat erfah­ren, gehen vie­le Men­schen leer aus.

Betrof­fen von die­ser den Kapi­tal­in­ter­es­sen die­nen­den Poli­tik sind vor allem pre­kär und befris­tet Beschäf­tig­te, Solo­selb­stän­di­ge, Erwerbs­lo­se, Allein­er­zie­hen­de, Aus­zu­bil­den­de, Stu­die­ren­de, Zuge­wan­der­te, Pfle­ge­be­dürf­ti­ge, Men­schen mit Behin­de­rung und Obdachlose.

Avanti² Rhein-Neckar Seite 1

Arme stär­ker betroffen
Aktu­el­le Stu­di­en zei­gen, dass sich die­se Men­schen auf­grund ver­schlech­ter­ter und teil­wei­se unmensch­li­cher Lebens- und Woh­nungs­be­din­gun­gen (z. B. in den Mas­sen­un­ter­künf­ten von Flücht­lin­gen oder Sai­son­ar­bei­ten­den) häu­fi­ger als ande­re infi­zie­ren, dann im Kran­ken­haus behan­delt wer­den müs­sen oder sogar an COVID-19 sterben.

Das ist nicht nur die Fol­ge des Schei­terns der Herr­schen­den bei der Pan­de­mie­be­kämp­fung. Das ist auch das Ergeb­nis der jahr­zehn­te­lan­gen Poli­tik der Pri­va­ti­sie­rung, der Dere­gu­lie­rung, der „Spar“- und Kür­zungs­po­li­tik sowie der Steu­er­po­li­tik zu Guns­ten des Kapi­tals und der Rei­chen und Superreichen.
Der Pfle­ge­not­stand, ein auf Pro­fit getrimm­tes Gesund­heits­we­sen, die Aus­wei­tung des Nied­rig­lohn­sek­tors, die Ver­fes­ti­gung von Armut und Woh­nungs­not, der Abbau öffent­li­cher und sozia­ler Leis­tun­gen, die man­geln­de per­so­nel­le Aus­stat­tung von Kom­mu­nen, Kitas und Schu­len, die Schwä­chung der Sozi­al­sys­te­me sowie die Umver­tei­lung von unten nach oben – das alles hat die Aus­wir­kun­gen der Coro­na-Pan­de­mie enorm vertieft.

Klas­sen­spal­tung vertieft
Wäh­rend die Armen immer ärmer wer­den, wer­den die Rei­chen immer rei­cher. Zwi­schen 1998 und 2015 wur­den in Deutsch­land die reichs­ten 30 Pro­zent der Bevöl­ke­rung steu­er­lich ent­las­tet, wäh­rend die unte­ren 70 Pro­zent mehr Steu­ern zah­len mussten.

Das pri­va­te Net­to­ver­mö­gen beläuft sich auf 13 Bil­lio­nen Euro. Der pri­va­te Reich­tum kon­zen­triert sich in weni­gen Hän­den. Das reichs­te Zehn­tel der Bevöl­ke­rung besitzt zwei Drit­tel, die Super­rei­chen – das reichs­te 0,1 % – ein Fünf­tel die­ses Net­to­ver­mö­gens. Bei Ver­mö­gen und Erb­schaf­ten ist Deutsch­land eine Steu­er­oa­se. Auch in der Coro­na­kri­se setzt sich die­se Ent­wick­lung fort.

Kapi­ta­lis­ti­sches Scheitern
Gleich­zei­tig gera­ten wir auf­grund der kapi­ta­lis­ti­schen Wirt­schafts­wei­se, die Mensch und Natur vor­ran­gig als Aus­beu­tungs­ob­jekt sieht, immer schnel­ler in eine Kli­ma­ka­ta­stro­phe. Die Lebens­grund­la­gen der Mensch­heit sind unmit­tel­bar bedroht. Hier wird das Schei­tern des kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems beson­ders deutlich.

Die Jagd nach Höchst­pro­fi­ten hat bin­nen kür­zes­ter Zeit die Fra­ge des mensch­li­chen Über­le­bens auf die­ser Erde auf die Tages­ord­nung gebracht. Die Maß­nah­men der nächs­ten 10 Jah­re wer­den die Ant­wort geben.

Eine wirk­sa­me Bekämp­fung der Kli­ma­ka­ta­stro­phe und der Natur­zer­stö­rung hängt davon ab, ob sie die Logik der Pro­fit­ma­xi­mie­rung stop­pen kann. Sie hängt fer­ner davon ab, ob es der arbei­ten­den Klas­se gelingt, eine demo­kra­ti­sche Gesell­schafts- und Wirt­schafts­form jen­seits des Kapi­ta­lis­mus durch­zu­set­zen. Nur dann kön­nen sozia­le, wirt­schaft­li­che und öko­lo­gi­sche Bedürf­nis­se im Inter­es­se der gro­ßen Mehr­heit ver­wirk­licht werden.

Unse­re Forderungen:
• Gegen Arbeits­lo­sig­keit und Kurz­ar­beit für Mil­lio­nen muss die Arbeit auf alle ver­teilt wer­den – durch die stu­fen­wei­se Arbeits­zeit­ver­kür­zung ohne Lohn­ver­lust und mit Per­so­nal­aus­gleich : 35-Stun­den­wo­che, 30-Stun­den­wo­che usw.

• Leih­ar­beit, Werk­ver­trä­ge und alle For­men pre­kä­rer Beschäf­ti­gung müs­sen eben­so wie Ent­las­sun­gen ver­bo­ten werden.

• Armut muss kon­se­quent bekämpft wer­den. Des­halb ist das Exis­tenz­mi­ni­mum aller durch die Kri­se in Not gera­te­nen Men­schen unbü­ro­kra­tisch zu sichern. Ein garan­tier­ter Min­dest­lohn von 15 € und dar­über hin­aus eine gesell­schaft­li­che Grund­si­che­rung von 1.500 € sind umge­hend einzuführen.

• Das Grund­recht auf Woh­nen muss durch die Ver­ge­sell­schaf­tung von Grund und Boden vor allem in den Städ­ten sowie das Ver­bot von Immo­bi­li­en­spe­ku­la­ti­on und die Ent­eig­nung von Woh­nungs­kon­zer­nen durch­ge­setzt werden.

• Das Geld für die Finan­zie­rung all die­ser und mög­li­cher ande­rer Maß­nah­men ist da. Es muss „nur“ von den Rei­chen und Super­ei­chen, von den Invest­ment­fonds und Kon­zer­nen zur Ver­fü­gung gestellt werden.

• Die Auf­he­bung des „Geschäfts­ge­heim­nis­ses“ durch die Offen­le­gung der Fir­men­kon­ten bei Unter­neh­men, die Arbeits­plät­ze ver­nich­ten und Sub­ven­tio­nen aus Steu­er­mit­teln erhalten.

Das Unter­bin­den der „Steu­er-Opti­mie­rung“ und der Geld­wä­sche, die Beschlag­nah­mung der durch Kon­zer­ne und Ein­zel­per­so­nen im Aus­land ver­steck­ten Mil­li­ar­den, die direk­te Haf­tung der Kon­zer­ne und Fonds für die durch ihre Machen­schaf­ten ver­ur­sach­ten gesell­schaft­li­chen und öko­lo­gi­schen Schä­den, eine Soli­da­ri­täts­steu­er von min­des­tens 20 % auf alle Geld­ver­mö­gen über 1 Mil­li­on Euro und eine Ver­mö­gen­steu­er von 80 % für alle Ein­kom­men, die das Tau­send­fa­che des Durch­schnitts betra­gen – all das wird im Kampf gegen die Aus­beu­tung des Men­schen und sei­ner Mit­welt spür­bar helfen.

Soli­da­ri­sche Front jetzt!
Ent­schei­dend ist jetzt, die Bün­de­lung und gegen­sei­ti­ge Unter­stüt­zung aller gegen die Kapi­tal­in­ter­es­sen gerich­te­ten Bewe­gun­gen zu ver­stär­ken. Dies erfor­dert ein orga­ni­sier­tes und orga­ni­sie­ren­des Enga­ge­ment für den Auf­bau einer soli­da­ri­schen Front nicht nur der sozia­len Bewe­gun­gen, son­dern auch der lin­ken und gewerk­schaft­li­chen Organisationen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Juni 2021
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