Ökosozialistische Konferenz der ISO
N.B.
Am 12. und 13. Juni fand im Schieferpark Lehesten in Thüringen die zweite Ökosozialistische Konferenz der ISO mit ca. 30 Teilnehmenden statt. Unsere Devise: „Der Katastrophe begegnen“.
Wo stehen wir in der sozialistischen Auseinandersetzung mit der Klimakatastrophe? Welche Lücken gilt es dabei zu füllen? Und wie sollten wir unsere Arbeit ausrichten? Gerahmt von diesen Fragen wurden auf der Konferenz als zentrale Themen die Verkehrspolitik und die Landwirtschaft diskutiert.
Klimakatastrophe und Gegenwehr
Zum Auftakt der Konferenz debattierten Nora Bräcklein, Paul Michel und Winfried Wolf über den Ernst und die Dringlichkeit der Lage. Während diese im Bewusstsein der Massen angekommen sei, stünden die meisten Menschen der sich anbahnenden Katastrophe recht hilflos gegenüber. Die Menschen litten schon jetzt enorm unter der Klimakatastrophe und ihren Ursachen – der Ausbeutung von Natur und Mensch. Auch daran gelte es anzuknüpfen.
Neben dem subjektiven Faktor des Bewusstseins müssen wir aber auch die stoffliche Seite mehr in unseren Fokus rücken: die naturwissenschaftlichen und technischen Aspekte der Klimakatastrophe und möglicher Auswege.
Krisenherd Tierindustrie
In einer ersten Workshop-Phase legte Tina Ress (Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“) dar, wie die Tierindustrie Mensch, Tier und Umwelt brutal ausbeute. Dagegen rege sich aber Widerstand, in Deutschland wie auch international. An vorderster Front stehen dabei Frauen, die durch ihre gesellschaftliche Position als Sorgende am direktesten mit der Umweltzerstörung und ihren Folgen konfrontiert seien. Dazu behandelten die Teilnehmenden mit Marijke Colle (belgische Sektion der IV. Internationale) im parallel stattfindenden Workshop den sozialistischen Ökofeminismus.
Klassenkampf im Verkehr
Mit Violetta Bock und Winfried Wolf diskutierten wir anschließend, wie eine klassenpolitische Verkehrswende aussehen könne. In Bezug auf einen klimafreundlichen überregionalen und internationalen Verkehr wies Winfried Wolf der Tarifauseinandersetzung der GDL (Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer) eine große politische Bedeutung zu.
Violetta Bock machte sich für einen guten kommunalen Nahverkehr stark. Hier könne man direkt an der Lebensrealität insbesondere der arbeitenden Klasse anknüpfen und gemeinsam Erfolge erkämpfen.
Utopie und Alternativen
Den Bogen zu der Gesamtperspektive des ökologischen Sozialismus schlugen die beiden Workshops am Sonntag. Mit Angela Klein und Rosi Reindl sprachen Teilnehmende über das Verhältnis von Mensch und Natur bei Marx, der die Produktion ins Zentrum dieses Verhältnisses stelle.
Paul Michel ging im parallelen Workshop auf historische Erfahrungen mit der Planwirtschaft ein. Eine im Sinne der menschlichen Bedürfnisse geplante, an den Grenzen und Gesetzen der Natur ausgerichtete Wirtschaft sei unabdingbar für die Rettung der Umwelt und der Menschheit.
Wie weiter?
Nach einer ersten rein virtuellen Ökosozialistischen Konferenz im letzten Jahr tat das reale Zusammenkommen allen gut. Wie Violetta Bock auf dem Abschlussplenum aber betonte, müssen wir uns bei dem herrschenden Umgang mit der Umwelt darauf gefasst machen, immer häufiger in gesellschaftliche Ausnahmesituationen zu geraten, auf die die Corona-Pandemie ein vergleichsweise milder Vorgeschmack sein dürfte.
Marijke Colle, Angela Klein und Violetta Bock diskutierten auf dem Abschlusspodium die Dringlichkeit, ökologische Kämpfe fortzuführen und zu radikalisieren, um sie zu verbinden und auf eine gesellschaftliche und ökologische Alternative jenseits der kapitalistischen Ausbeutung von Mensch und Natur hinzuarbeiten.
Immer wieder wurde im Laufe der Konferenz die Frage aufgeworfen, wie wir mehr Menschen für unsere Ideen gewinnen können: durch verstärkte Bündnisarbeit oder durch organisierende Basisarbeit? In welchem Verhältnis stehen diese beiden strategischen Herangehensweisen zueinander? Und welche Perspektiven bieten sie?
Die auf der Konferenz begonnenen Auseinandersetzungen wollen wir kontinuierlich fortführen und mit unserer Praxis verbinden. Im kommenden Jahr soll es mit der dritten Ökosozialistischen Konferenz der ISO eine Fortsetzung geben.