G. K.
So hieß die Abendveranstaltung zum einhundertsten Jahrestag der Oktoberrevolution am 07. November 2017 im Mannheimer Cinema Quadrat. Die örtlichen Medien hatten zwar die Veranstaltung praktisch totgeschwiegen, aber der Publikumsandrang war dennoch groß. Der Einlass zum Kino musste wegen Überfüllung geschlossen werden.
Über 100 BesucherInnen konnten ein vielfältiges und anspruchsvolles Programm verfolgen: eine Lesung, eine Analyse der historischen Ereignisse und eine mit Live-Musik kombinierte Film-Projektion. Zudem waren im Vorraum eine kleine Plakat-Ausstellung und ein erlesenes Bücherangebot zu sehen.
Die Einladung der VeranstalterInnen brachte ihr Anliegen auf den Punkt: „Zehn Tage, die die Welt erschütterten - so nannte der US-Journalist John Reed seinen Bericht über den Oktoberaufstand. 100 Jahre später ist es Zeit, sich zu erinnern.
Zweifelsohne war das, was 1917 geschah, ein Jahrhundertereignis. Die Februarrevolution stürzte die feudale Diktatur der Zaren. Sie eröffnete eine Phase heftigster Kämpfe. Alles änderte sich. In Russland und weit darüber hinaus.”
Putsch oder revolutionärer Aufbruch?
Die Mannheimer Schauspielerin Bettina Franke rezitierte in berührender Weise aus dem Poem Oktober des russischen Dichters und Revolutionärs Wladimir Majakowski.
Helmut Dahmer (Wien), ein ausgewiesener Kenner der Entwicklungen in Rußland, nahm unter dem Titel Oktober 1917 - Putsch oder revolutionärer Aufbruch? eine beeindruckende, kritische Würdigung der Geschehnisse vor. (Sein Referat ist Inhalt einer Sonderbeilage zu dieser Avanti².)
Sergej Eisensteins Stummfilm-Klassiker Oktober war in einer restaurierten Kurz-Fassung zu sehen. Bereits vor der Erstaufführung 1928 wurde das Werk stalinistischer Zensur unterworfen. Seine Geschichte spiegelt auch die Bürokratisierung der nachrevolutionären Gesellschaft wider.
Das famose Mannheimer kleine elektronische weltorchester – ewo² mit Bernd Köhler (Gesang, Gitarre), Laurent Leroi (Akkordeon) und Joachim Romeis (Geige) lieferte großartige Live-Musik zu den bewegten Bildern.
Veranstaltet wurde der sehr gelungene Abend vom Mannheimer Aktionsbündnis „Wir zahlen nicht für Eure Krise!“ gemeinsam mit dem Cinema Quadrat und mit freundlicher Unterstützung von attac Mannheim, Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg und Zukunftsforum Gewerkschaften Rhein-Neckar.
aus der Rhein-Neckar Beilage zur Avanti Dezember 2017