„Stoppt den Krieg, stoppt das Töten!“
O. T.
Das war die zentrale Botschaft der Kundgebung am 1. September auf dem Mannheimer Paradeplatz.
Aufgerufen hatten der DGB Kreisverband Mannheim/Rhein-Neckar, die Naturfreunde, die Katholische Arbeitnehmerbewegung und der Evangelische Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt (KDA). Rund 200 Menschen waren gekommen. Aktive der ISO Rhein-Neckar verteilten ein Flugblatt mit der Überschrift „Militarismus und Kriege bekämpfen!“.
„Stoppt den Krieg, stoppt das Töten“ waren auch die einleitenden Worte von Michael Müller, dem Bundesvorsitzenden der Naturfreunde und Hauptredner der Kundgebung. Müller verurteilte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Er forderte den schnellstmöglichen Waffenstillstand. Den anhaltenden Zermürbungskrieg könne keine der beiden Seiten gewinnen. Zudem sei die Gefahr einer unbeherrschbaren Eskalation sehr groß. Es drohe die Gefahr eines Krieges mit der NATO. Das bedeute einen Dritten Weltkrieg, bei dem auch Atomwaffen eingesetzt werden könnten.
Beschleunigte Aufrüstung
Müller zufolge hat der Krieg die Spirale der Aufrüstung erneut beschleunigt. Über 2,2 Billionen US-Dollar, mehr als jemals seit 1945, würden für Rüstung und Militär ausgegeben. Das deutsche Aufrüstungsziel von 2 Prozent des BIP und das Sondervermögen von 100 Mrd. Euro für die Bundeswehr seien fehl am Platz. Angesichts enormer gesellschaftlicher Herausforderungen wie der Klimakrise sei die Rückkehr zu einer Friedenspolitik unabdingbar.
In einem weiteren Redebeitrag trat Guilian Can Karakaş von der IG Metall-Jugend für eine Kultur des Friedens ein, die auf Respekt, Toleranz und Zusammenarbeit beruht. Es liege in unserer Hand, die Waffen niederzulegen, den Dialog zu suchen und die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. Mit unserem Nein zum Krieg würden wir ein Zeichen setzen. Nicht nur für eine bessere Zukunft für die Jugend, sondern auch für mehr Verständnis, mehr Mitgefühl und mehr Solidarität für alle.
Sozialpfarrer Maximilian Heßlein (KDA) bezog sich in seinen Ausführungen auf das aktuelle Kriegsgeschehen in der Ukraine. Er verurteilte die Aggression Russlands und forderte den Rückzug der russischen Armee. Er appellierte zudem an die Verantwortung der Ukraine und der sie unterstützenden Staaten, auf ein Kriegsende hinzuwirken. Immer mehr Waffen und immer mehr Kriegsopfer seien keine Lösung. Der Blutzoll dieser Strategie sei grauenhaft.
Verlogene „westliche Werte“
Heßlein stellte infrage, dass mit den Waffenlieferungen an die Ukraine „unsere Werte und unsere Freiheit“ verteidigt würden. Dieses Argument sei verlogen und scheinheilig. Es ginge doch in Wirklichkeit um die „Werte“ derjenigen, die all ihr Geld aus Mensch und Natur herauspressen.
Der Vertreter des KDA empörte sich: „Wie können wir von Werten und von Freiheit dieser Gesellschaft reden, wenn dieses Land zwar bereit ist, für die Aufrüstung zum Töten 100 Milliarden Euro bereit zu stellen, aber für die Zukunft der ärmsten Kinder in diesem Land nicht einmal 2,5 Prozent davon? Wie können wir von Werten und Freiheit reden, wenn dieses Land achselzuckend zuschaut, dass Jahr für Jahr tausende Menschen ungesehen auf dem Mittelmeer oder in der Sahara Opfer einer sich immer weiter verschärfenden rassistischen Flüchtlingspolitik werden? Zugleich werden die Herkunftsländer unverändert hemmungslos ausgebeutet und klein gehalten. Wie können wir von Werten und Freiheit reden, wenn in diesem Land der bei Weitem größte Niedriglohnsektor der westlichen Welt besteht und wir hier nicht einmal in der Lage sind, einen heute und im Alter armutsfesten Mindestlohn zu zahlen?“
Statt immer mehr Waffen zu liefern, forderte Heßlein die Bundesregierung zu eigenständigen Friedensbemühungen und zur Unterstützung der Friedensinitiativen aus Südafrika oder Brasilien auf.
Zum guten Gelingen der Kundgebung trugen nicht zuletzt die vom Mannheimer Musiker Bernd Köhler beeindruckend vorgetragenen Antikriegslieder bei.