Kein Zuckerschlecken für Frauen?
Im Vorfeld der anstehenden Betriebsratswahlen haben wir Ende Februar 2022 mit Angelica gesprochen, einer gewerkschaftlich aktiven Kollegin aus einem großen industriellen Unternehmen in der Region Rhein-Neckar.*
Vor welchen Herausforderungen steht aktuell Euer Betriebsrat?
Die Gegenseite treibt strategisch den Umbau des Standorts voran. Unter anderem geht es um die Verlagerung von Produktionslinien in Billiglohnländer. Gleichzeitig steuert sie indirekt den Betriebsrat, indem sie ihn taktisch in alle möglichen Firmenprojekte einbindet. Damit gelingt es ihr, BR-Ressourcen zu belegen. Zeit und Kraft fehlen dann den aktiven Betriebsratsmitgliedern, um zum Beispiel konsequent auf die korrekte Umsetzung der geltenden Betriebsvereinbarung zum ganzheitlichen Gesundheits- schutz (GFA / GFB) drängen zu können.
Sind diese Probleme der Belegschaft und insbesondere dem gewerkschaftlich organisierten Teil bewusst?
Nein. Die Kommunikation des Betriebsrats mit der Belegschaft hat durch die Pandemie schwer gelitten. Die meisten BR-Mitglieder haben sich in das „Homeoffice“ zurückgezogen. Betriebsversammlungen sind nicht mehr durchgeführt worden.
Wie hoch ist der Frauenanteil in der Firma und im Betriebsrat?
In der Firma ungefähr 17% und im Gremium etwa 20 %.
Gibt es betriebliche Themen, die für die Kolleginnen von besonderem Interesse sind?
Nein. Alle wesentlichen betrieblichen Themen betreffen Kollegen wie Kolleginnen. Bisher ist meines Wissens an den Betriebsrat kein Thema herangetragen worden, das nur Frauen betrifft.
Siehst Du Dich als Betriebsrätin benachteiligt?
Nein.
Du kandidierst erneut. Wofür willst Du Dich nach einer Wiederwahl besonders einsetzen?
Vor allem für den Erhalt unserer Arbeits- und Ausbildungsplätze sowie für den Arbeits- und Gesundheitsschutz im Betrieb.