Nichts gelernt!
N. B.
Corona, immer noch. Können die nicht mal Ruhe geben mit dem Thema? Das kann doch niemand mehr hören!
Wie gerne würden wir Ruhe geben mit diesem (im wahrsten Sinne des Wortes) leidigen Thema! Der Wunsch nach dem Ruhegeben begleitet uns schon fast so lange wie die Pandemie selbst.
Schon nach der ersten Welle hatte niemand mehr Kraft für „das Thema“, Familien waren ausgelaugt, Arbeiterinnen und Arbeiter völlig entkräftet, medizinisches Personal über die Grenzen des Tragbaren und fast des Möglichen gegangen. Mit jeder weiteren Welle nimmt das noch zu, und wir denken und hoffen: Schlimmer kann es jetzt nicht mehr kommen. Und dann kommt es doch so.
Auf Kosten der Armen
Seit Beginn der Corona-Pandemie begleitet uns auch die Ideologie und die Politik der Durchseuchung, mal mehr und mal weniger aggressiv und offensiv. Weitergebracht hat sie uns offensichtlich nicht; wir stehen am Beginn der siebten Welle.
Seit einem guten halben Jahr haben wir es hauptsächlich mit einer Virusvariante zu tun, die im individuellen Fall der Infektion meist weniger gefährlich ist. Dafür ist sie wesentlich ansteckender.
Das sorgt dafür, dass die Zahlen der Neuinfektionen, der Hospitalisierungen und der Todesfälle seit Monaten auf einem unfassbar hohen Plateau schwanken. Handlungsleitendes Ziel der „Corona-Politik“ ist, das Plateau zu halten, statt zum Nullpunkt zurückzukehren.
Die Gefahren, die auch die Omikron-Variante mit sich bringt, werden in äußerster hauswirtschaftlicher Sorgfalt unter den Teppich gekehrt. Nach den Dut- zenden von Menschen, die in Deutschland täglich am Corona-Virus sterben, muss man in den gedruckten wie digitalen Medien regelrecht suchen.
Die Problematik von Long COVID ist zwar mittlerweile allgemein bekannt, aber offenbar gekonnt verdrängt. Dabei schränkt diese Krankheit in Folge der Corona-Erkrankung viele Menschen massiv und oft lange Zeit in ihrem Alltags- und Arbeitsleben ein.
Erwähnung finden die langzeiterkrankten Menschen lediglich ab und an, wenn es um ihre wegfallende Arbeitskraft als Folge der Pandemie für die Wirtschaft geht. Erwähnung finden also nicht die Menschen an sich, sondern die „Humanressourcen“.
Das Risiko, Arbeitskräfte für die Zukunft zu verlieren, ist real. Es wird aber offenbar von Firmenleitungen als nicht groß genug erachtet, um auf kurzfristigen Profit durch Ausbeutung der Arbeitskraft heute zu verzichten.
Investitionen in einen vorbeugenden ganz-heitlichen Gesundheitsschutz sind sogar betriebswirtschaftlich gewinnbringend. Vor allem aber schützen sie Gesundheit und retten Leben. Dennoch setzt die Kapitalseite hier wenig überraschend falsche und gesetzeswidrige Prioritäten.
Die Leidtragenden
Unter der Corona-Pandemie leiden insbesondere lohnabhängig Beschäftigte und Menschen in prekären Lebensverhältnissen. Große Teile der arbeitenden Klasse können sich ohne einen flächendeckenden Infektionsschutz auch am Arbeitsplatz nur schwer gegen eine Corona-Infektion schützen.
Der Kapitalismus zwingt die Mehrheit der Menschen in gesundheitsschädigende Verhältnisse. Für sie ist nicht nur die Infektionsgefahr durch Corona viel höher ist, sondern auch das Risiko schwerer Verläufe mit Langzeit- bzw. im schlimmsten Fall Todesfolgen.
Die sozialen Effekte der anhaltenden Pandemie für die arbeitende Klasse sind verheerend. Sie ist Teil der umfassenden ge- sellschaftlichen, ökologischen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Krise, die wir momentan erleben. Wir bekommen sie in den massiven Teuerungen zu spüren. Viele Menschen sind mit Arbeitsplatzverlusten und damit der Bedrohung ihrer Existenz konfrontiert.
Demokratischer Aktionsplan
Die chaotische, kapitalorientierte Corona-Krisenpolitik wird dafür sorgen, dass dieses Leid in seiner immer weiter zunehmenden Ungleichheit fortgeführt wird. Statt- dessen brauchen wir einen gesellschaftlichen Aktionsplan. Er muss mit direkter demokratischer Beteiligung erstellt und ständig weiterentwickelt, angepasst und nachjustiert werden.
Gesundheitsschutz ist möglich und gerade in der Pandemie mehr als nötig. Setzen wir uns gemeinsam dafür ein, dass unsere Leben mehr zählen als ihre Profite!