Deutsch­land-Pakt“ für noch mehr Pro­fi­te? Nein danke!

 

H. N.

Bun­des­kanz­ler Scholz hat in sei­ner Rede wäh­rend der Gene­ral­de­bat­te im Bun­des­tag am 6. Sep­tem­ber 2023 einen „Deutsch­land-Pakt“ vor­ge­schla­gen. Er soll das Land „schnel­ler, moder­ner und siche­rer machen“. Scholz for­der­te: „Tem­po statt Still­stand, han­deln statt aus­sit­zen, Koope­ra­ti­on statt Streiterei“.

Narrenschiff, Ölbild  von Thomas Bühler. (Gemeinfrei - CC BY-SA 3.0 DE Deed).

Nar­ren­schiff, Ölbild von Tho­mas Büh­ler. (Gemein­frei - CC BY-SA 3.0 DE Deed).

Der Anfüh­rer der Kapi­ta­lis­ten, „Arbeitgeber“-Präsident Rai­ner Dul­ger, reagier­te bezeich­nen­der­wei­se zustim­mend auf den Appell von Scholz für eine „natio­na­le Kraft­an­stren­gung“ zur „Moder­ni­sie­rung“ der BRD. „Mit dem ange­kün­dig­ten ‚Deutsch­land-Pakt‘ wacht die Bun­des­re­gie­rung end­lich auf”, wird Dul­ger in der Pres­se zitiert. Das klingt fast schon ein wenig nach „Deutsch­land erwache!“.

Zu lan­ge hat die Bun­des­re­gie­rung Dul­gers neo­li­be­ra­lem Man­tra zufol­ge die „Digi­ta­li­sie­rung“ ver­schla­fen und an „büro­kra­ti­schen Hür­den“ für Wirt­schaft und Gesell­schaft festgehalten.

Die CDU-Spit­ze flan­kiert bereit­wil­lig die­se For­de­run­gen und for­dert die Ampel­re­gie­rung zu einem „Pakt gegen Migra­ti­on“ auf. Sie beför­dert damit gemein­sam mit Innen­mi­nis­te­rin Fae­ser (SPD) und vie­len ande­ren die alte brau­ne Kam­pa­gne gegen Men­schen, die vor Krieg, Hun­ger, Unter­drü­ckung und Kli­ma­kat­s­tro­phe flie­hen müssen.

Zu der schänd­li­chen Het­ze gegen Geflüch­te­te passt, dass es schon ein­mal einen „Deutsch­land­pakt“ gab. Die­ser war ein 2005 geschlos­se­nes Wahl­bünd­nis der damals akti­ven Neo­fa­schis­ten der Natio­nal­de­mo­kra­ti­schen Par­tei Deutsch­land und der Deut­schen Volks­uni­on. Nach­ti­gall, ick hör dir trapsen!

Hoch­rüs­tung und Sozialabbau
In der aktu­el­len Debat­te um den Bun­des­haus­halt 2024 hören wir, wie die Ampel­re­gie­rung ihre „Zei­ten­wen­de“ wei­ter vor­an­trei­ben will: durch mil­li­ar­den­schwe­re Finan­zie­rung der Kon­zern­pro­fi­te und der Hoch­rüs­tung einer­seits, durch mas­si­ven Sozi­al- abbau andererseits.

Bis 2024 soll das NATO-Ziel für Rüs­tung (zwei Pro­zent vom Brut­to­in­lands­pro­dukt) erreicht wer­den. Der Kriegs­füh­rungs­etat steigt dann zusätz­lich zu dem bereits beschlos­se­nen „Son­der­ver­mö­gen“ von 100 Mil­li­ar­den auf 85,5 Mil­li­ar­den Euro. Die Rüs­tungs­lob­by for­dert bereits eine Auf­sto­ckung die­ser Unsum­me auf 300 Mil­li­ar­den Euro.

Auf der Kehr­sei­te der Medail­le ste­hen die Kür­zun­gen der Zuschüs­se bei der Pfle­ge- und der Kran­ken­ver­si­che­rung sowie bei der Finan­zie­rung von Kran­ken­häu­sern. Wei­te­re Strei­chun­gen soll es zudem bei der Bun­des­zen­tra­le für poli­ti­sche Bil­dung, beim Bun­des­frei­wil­li­gen­dienst, bei der frei­en Jugend­hil­fe und bei Jugend­bil­dungs­stät­ten geben.

Die Zukunft des Lan­des wird zynisch ver­spielt. Sei es beim Kampf gegen die Kli­ma­ka­ta­stro­phe (sie­he hier­zu Berich­te auf den S. 2 und 5 die­ser Zei­tung), sei es bei der För­de­rung der jüngs­ten Men­schen. In der BRD leben mehr als ein Fünf­tel aller Kin­der und Jugend­li­chen in Armut. Sie erfah­ren bit­te­re Dis­kri­mi- nie­rung und Aus­gren­zung. Statt zwölf Mil­li­ar­den Euro sol­len ledig­lich 2,4 Mil­li­ar­den für die „Kin­der­grund­si­che­rung“ vor­ge­se­hen werden.

Genü­gend Mit­tel für Bil­dung, für gut aus­ge­stat­te­te Schu­len und für aus­rei­chen­des und qua­li­fi­zier­tes Lehr­per­so­nal ste­hen nach wie vor nicht zur Ver­fü­gung. Das ist ein wei­te­rer Skandal!

Gemein­sam gegen Rechtsruck
Immer mehr Men­schen wer­den durch das neo­li­be­ral-kapi­ta­lis-tische Trei­ben in Exis­tenz­angst ver­setzt. Ihre Ver­ein­sa­mung und Per­spek­tiv­lo­sig­keit kann die AfD für ihren wei­te­ren Auf­stieg sehr gut nutzen.

Gleich­zei­tig wer­den die Rei­chen immer rei­cher. Bezeich­nen­der­wei­se gibt es kaum einen Staat, der Arbeit stär­ker und Ver­mö­gen gerin­ger besteu­ert als die BRD.

Hier­zu­lan­de machen ver­mö­gens­be­zo­ge­ne Steu­ern nur etwa 1 Pro­zent der Wirt­schafts­leis­tung aus. Statt jedoch die herr­schen­de Klas­se end­lich steu­er­lich zur Kas­se zu bit­ten, hat die Regie­rung Scholz die „Schul­den­brem­se“ wie­der scharf gestellt.

Der Koali­ti­ons­ver­trag der Ampel trägt die Über­schrift: „Mehr Fort­schritt wagen – Bünd­nis für Frei­heit, Gerech­tig­keit und Nach- hal­tig­keit“. Das muss in den Ohren der Arbei­ten­den, Aus­ge­beu­te­ten und Aus­ge­grenz­ten ver­lo­gen klingen.

Es ist höchs­te Zeit, der Rechts­ent­wick­lung und dem Klas­sen­kampf von oben durch die Bil­dung einer sozia­len und öko­lo­gi­schen Front von unten ent­ge­gen­zu­tre­ten. Gemein­sa­me Akti­on ist immer bes­ser als ver­ein­zel­te Resignation!

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Okto­ber 2023
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