Gemein­sam gegen Het­ze und Profitgier

Wider­stand organisieren

 

U. D.

In Sach­sen, Thü­rin­gen und Bran­den­burg konn­te sich die AfD bei den Land­tags­wah­len 2024 als 30 %-Par­tei eta­blie­ren. Auch wenn in die­sen Bun­des­län­dern nur 11,3 % der Wahl­be­rech­tig­ten in Deutsch­land leben, ist dies ein schril­les Warnsignal.

Grafik: NPA.

Gra­fik: NPA.

Im Juli 1932 hat­te Hit­lers NSDAP bei den Wah­len in Thü­rin­gen 42,4 % erzielt. Von dort aus war es nicht mehr weit zur Macht­über­ga­be an Hit­ler im Janu­ar 1933. Der Nähr­bo­den der Faschis­ten war damals die schwe­re kapi­ta­lis­ti­sche Kri­se, die auto­ri- täre Ant­wort des Kapi­tals und der feh­len­de Wil­len von SPD und KPD, eine Ein­heits­front gegen den Faschis­mus aufzubauen.

Der Schoß ist frucht­bar noch
1941 schrieb Ber­tolt Brecht in Der auf­halt­sa­me Auf­stieg des Arturo Ui die berühm­ten Sät­ze: „Daß kei­ner uns zu früh da tri­um­phiert. Der Schoß ist frucht­bar noch, aus dem das kroch.“ Er soll­te Recht behalten.

Erneut gibt es eine tie­fe Kri­se des Kapi­ta­lis­mus. Welt­weit ver­schär­fen Kapi­tal und bür­ger­li­che Par­tei­en ihre Poli­tik gegen­über der arbei­ten­den Klas­se. Denn das Kapi­tal will sei­nen neo­li­be­ra­len Raub­zug, der die Welt ver­wüs­tet, fort­set­zen. Es will wei­ter unge­hemmt Mensch und Natur aus­beu­ten, um damit sei­ne unge­heu­re Macht noch wei­ter aus­zu­bau­en und sei­nen enor­men Reich­tum noch wei­ter zu vermehren.

Erneut ent­steht so eine gesell­schaft­li­che Gärung, die auto­ri­tä­re und faschis­ti­sche Strö­mun­gen stark wer­den lässt.

Deutsch­land einig Profit-Land
Auch in Deutsch­land kon­zen­triert sich gesell­schaft­li­cher Reich­tum auf immer weni­ger Men­schen. Das obers­te Pro­zent besitzt rund 35 % des gesam­ten Ver­mö­gens, die unte­re Hälf­te dage­gen weni­ger als 2 %.

Seit Jah­ren erzie­len die deut­schen Kon­zer­ne aller Bran­chen Rekord­ge­win­ne. Ohne wirk­sa­men Wider­stand kön­nen sie restruk­tu­rie­ren, digi­ta­li­sie­ren und glo­ba­li­sie­ren. Die Fol­gen sind Still­le­gun- gen, Pro­duk­ti­ons­ver­la­ge­run­gen, Arbeits­het­ze und Personalabbau.

Poli­ti­schen Flan­ken­schutz erhal­ten sie von den bür­ger­li­chen Par­tei­en. Die­se wäl­zen mit ihrer Poli­tik die Kos­ten der Kri­se auf die arbei­ten­de Klas­se ab, statt die Super­pro­fi­te abzuschöpfen.

Um von ihrer Ver­ant­wor­tung für die spür­ba­ren sozia­len Fol­gen abzu­len­ken, über­nimmt die „bür­ger­li­che Mit­te” bereit­wil­lig die Sün­den­bock-Het­ze der AfD gegen Asyl­su­chen­de und Migrant:- innen. So trägt sie direkt zur Stär­kung der Faschis­ten bei.

Demo gegen AfD in Mannheim, 7. Juni 2024. (Foto: Helmut Roos.)

Demo gegen AfD in Mann­heim, 7. Juni 2024. (Foto: Hel­mut Roos.)

Das Schwei­gen der Läm­mer
Wie vor fast 100 Jah­ren sind die poli­ti­sche Lin­ke und die Gewerk­schaf­ten orga­ni­sa­to­risch und inhalt­lich nicht aus­rei­chend auf den Rechts­ruck vor­be­rei­tet. Wie­der klam­mern sich die Gewerk­schafts­ap­pa­ra­te in ihrer Mehr­heit an das bür­ger­lich-kapi­ta­lis­ti­sche Sys­tem. Anstatt gegen die andau­ern­den Angrif­fe von Ka- pital und bür­ger­li­cher Poli­tik kon­se­quent Wider­stand zu orga­ni­sie­ren und so auf brei­ter Ebe­ne Klas­sen­be­wusst­sein zu schaf­fen, hal­ten sie krampf­haft an dem Irr­weg der Sozi­al­part­ner­schaft fest.

Das so ent­stan­de­ne poli­ti­sche Vaku­um nutzt die AfD, um sich mit Lügen und Het­ze als „Par­tei des Wider­stands“ gegen die kapi­ta­lis­ti­sche Kri­se zu insze­nie­ren. Sie stellt sich als Arbei­ter- und Frie­dens­par­tei dar und hat damit selbst bei vie­len Gewerk­schafts­mit­glie­dern Erfolg. Doch in Wahr­heit steht sie für einen aggres- siven völ­ki­schen Kapi­ta­lis­mus. Die arbei­ten­de Klas­se hat von ihr nichts zu erwar­ten als ver­schärf­te Aus­beu­tung und am Ende Krieg.

Sozia­lis­mus oder Barbarei“
Die­ser Satz von Rosa Luxem­burg hat von sei­ner Aktua­li­tät nichts ein­ge­büßt. Faschis­mus und kapi­ta­lis­ti­sche Bar­ba­rei kön­nen letzt­end­lich nur besiegt wer­den, wenn deren Wur­zel, der Kapi­ta­lis­mus, radi­kal besei­tigt wird. Doch von die­ser Idee ist die arbei­ten- de Klas­se zur­zeit nicht über­zeugt. Heu­te erfolg­reich den Faschis­mus zu bekämp­fen, heißt daher, sei­nen Nähr­bo­den tro­cken zu legen. Das bedeu­tet, die soli­da­ri­sche Gegen­wehr gegen die kapi­ta­lis­ti­sche Kri­sen­po­li­tik und den Kampf für unmit­tel­bar wirk­sa­me Ver­bes­se­run­gen zu organisieren.

Damit dies gelingt, braucht es ein Akti­ons­pro­gramm, das die Men­schen, dort wo sie leben, ler­nen und arbei­ten, orga­ni­siert und in Bewe­gung bringt. Ein Pro­gramm, das auf die drän­gends­ten Pro­ble­me und The­men wie zum Bei­spiel Woh­nen, sozia­le Sicher­heit, Erwerbs­lo­sig­keit, Min­dest­lohn, Abrüs­tung, öko­lo­gi­scher Umbau, Teue­rung, Ener­gie­ver­sor­gung oder Migra­ti­on soli­da­ri­sche und glaub­haf­te Ant­wor­ten formuliert.

Ein sol­ches Akti­ons­pro­gramm kann nur von vie­len, in unter­schied­li­chen Berei­chen akti­ven Men­schen ent­wi­ckelt und mit Leben gefüllt wer­den. Dazu braucht es akti­ons­fä­hi­ge poli­ti­sche und gewerk­schaft­li­che Grup­pen, die sich um eine sol­che Dis­kus­si­on her­um auf­bau­en, in einer soli­da­ri­schen öko­lo­gi­schen und sozia­len Front mit­ein­an­der ver­net­zen und den gemein­sa­men Wider­stand entwickeln.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Okto­ber 2024
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