Kein Geld für eine KZ-Gedenk­stät­te Kislau?

Oder: „Wo fängt Unrecht an?“

 

E. B.

Ehemaliges KZ Kislau, 11. April 2014. (Foto: Michael Linnebach/gemeinfrei.)

Ehe­ma­li­ges KZ Kis­lau, 11. April 2014. (Foto: Micha­el Linnebach/gemeinfrei.)

Am Sonn­tag, den 18. Febru­ar 2024, hat­te die ISO Rhein-Neckar erneut zur Spu­ren­su­che ein­ge­la­den. Eine klei­ne Schar Inter­es­sier­ter besuch­te daher die Aus­stel­lung „Wo fängt Unrecht an?“ im Hei­del­ber­ger Doku­men­ta­ti­ons- und Kul­tur­zen­trum Deut­scher Sin­ti und Roma.

Das dort zeit­wei­se unter­ge­brach­te „mobi­le Geschichts­la­bor“ des Lern­orts Kis­lau e. V. ver­mit­tel­te nicht nur Wis­sen über das am 21. April 1933 von den Faschis­ten errich­te­te KZ Kis­lau. Es ermög­lich­te zudem, zwi­schen „Recht und Unrecht“ unter­schei­den und die eige­nen Posi­tio­nen über­prü­fen zu kön­nen. Kur­ze beweg­te Bild­ge­schich­ten mit Text und Ton („Moti­on Comics“) ver­an­schau­lich­ten die Schick­sa­le von inhaf­tier­ten Antifaschisten.

Zum Bespiel wur­de die von den Faschis­ten im Mai 1933 orga­ni­sier­te „Schau­fahrt” von Ver­haf­te­ten im offe­nen LKW nach Kis­lau dar­ge­stellt. In Karls­ru­he gelang es den brau­nen Macht­ha­bern, die gewünsch­ten öffent­li­chen Anfein­dun­gen gegen sozi­al­de­mo­kra­ti­sche „Sys­tem­po­li­ti­ker” zu inszenieren.

Bei der Zwi­schen­sta­ti­on Bruch­sal hin­ge­gen blie­ben die Stra­ßen zur Ent­täu­schung der Faschis­ten leer. Die Hin­ter­grün­de die­ser Beson­der­heit wer­den lei­der im Film nicht erklärt. Offen­sicht­lich waren sie ein Nach­wir­ken der dort bis 1933 ein­fluss­rei­chen ört­li­chen Ein­heits­front der Arbei­ter­be­we­gung. Initi­iert wur­de sie von un- seren Genos­sin­nen und Genos­sen der Lin­ken Oppo­si­ti­on der KPD im Okto­ber 1931. Im Spät­som­mer 1932 ver­ließ jedoch die SPD die Bruch­sa­ler Einheitsfront!

Im KZ Kis­lau hiel­ten die Faschis­ten von 1933 bis 1939 rund 700 Nazi-Geg­ner aus Baden gefan­gen. Einer von ihnen war unser Genos­se Wil­ly Boepp­le (1911–1992). Ande­re bekann­te Mann­hei­mer Häft­lin­ge waren Georg Lech­lei­ter (1885–1942) und Paul Schreck (1892–1948).

Seit eini­gen Jah­ren will der Ver­ein Lern­ort Zivil­cou­ra­ge & Wider­stand im eins­ti­gen KZ Kis­lau einen fes­ten „Lern­ort“ errich­ten. Auch auf­grund der zuneh­men­den faschis­ti­schen Bedro­hung ist es ein Skan­dal, dass die­ses Pro­jekt bis­her wegen feh­len­der öffent­li­cher Mit­tel nicht rea­li­siert wor­den ist.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar April 2024
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