Poli­ti­sche Her­aus­for­de­run­gen, vor denen wir stehen

Reso­lu­ti­on der 5. Bun­des­kon­fe­renz der ISO*

 

Seit der letz­ten Bun­des­kon­fe­renz der ISO vor zwei Jah­ren erle­ben wir eine mas­si­ve Ver­schär­fung der Angrif­fe auf abhän­gig Beschäf­tig­te und auf die demo­kra­ti­schen und Men­schen­rech­te, zuneh­men­de Gewalt nach innen und außen sowie eine Zunah­me des gesell­schaft­li­chen Ver­falls und der Kri­se der poli­ti­schen Institutionen.

Ostermarsch in Mannheim, 30. März 2024. (Foto: Helmut Roos.)

Oster­marsch in Mann­heim, 30. März 2024. (Foto: Hel­mut Roos.)

Fol­gen­de Ent­wick­lun­gen sei­en beson­ders hervorgehoben:

▶ Der Krieg in und um die Ukrai­ne hat in Deutsch­land – auch bedingt durch die plötz­li­che Unter­bre­chung der preis­wer­ten Zufuhr rus­si­schen Erd­ga­ses – einen Ener­gie­schock und einen sprung­haf­ten Anstieg der Infla­ti­on aus­ge­löst. Und es wur­de eine außen­po­li­ti­sche Wen­de her­bei­ge­führt. Durch den rus­si­schen Angriffs­krieg wur­de eine Kriegs­stim­mung gegen Russ­land her­vor­ge­ru­fen, infol­ge deren eine zuneh­men­de Mili­ta­ri­sie­rung auf Kos­ten der Gesell­schaft durch­ge­drückt wer­den konn­te. Die Abhän­gig­keit von rus­si­schem Gas wur­de durch die deut­lich teu­re­re Abhän­gig­keit von ame­ri­ka­ni­schem Flüs­sig­gas ersetzt, Lie­fer­ket­ten wur­den auf Grund der Sank­tio­nen unter­bro­chen. In Kom­bi­na­ti­on mit einer Über­pro­duk­ti­ons­kri­se und den Fol­gen der pro­fit­ge­trie­be­nen Trans­for­ma­ti­on wich­ti­ger Pro­duk­ti­ons­pro­zes­se hat eine Rezes­si­on eingesetzt.

▶ Zum Krieg in der Ukrai­ne ist der Geno­zid Isra­els an den Palästinenser:innen in Gaza und die Ver­drän­gung der paläs­ti­nen­si­schen Bevöl­ke­rung im West­jor­dan­land hin­zu­ge­kom­men; zudem wei­tet Isra­el den Krieg der­zeit auf den Liba­non aus.

Die bedroh­li­che Eska­la­ti­on bei­der Krie­ge fin­det vor dem Hin­ter­grund der US-Aggres­si­on gegen Chi­na und dem Wett­lauf zwi­schen zwei unglei­chen impe­ria­lis­ti­schen Blö­cken um die Kon­trol­le der Res­sour­cen und der Han­dels­we­ge statt. Die inner­ka­pi­ta­lis­ti­schen und inner­im­pe­ria­lis­ti­schen Wider­sprü­che ent­la­den sich zuneh­mend in regio­na­len und Stell­ver­tre­ter­krie­gen, die das Poten­ti­al haben, einen drit­ten Welt­krieg aus­zu­lö­sen, sowie in einer bei­spiel­lo­sen Mili­ta­ri­sie­rung. Es gibt gegen­wär­tig 59 Krie­ge in allen Tei­len der Welt mit Mil­lio­nen zivi­ler Opfer; der Anteil von Krie­gen zwi­schen Staa­ten hat zuge­nom­men. Dabei mischen immer impe­ria­lis­ti­sche Staa­ten durch Waf­fen­lie­fe­run­gen und poli­ti­sche Ein­fluss­nah­me mit. Wir sind in eine neue Epo­che von Krie­gen um eine Neu­auf­tei­lung der Welt eingetreten.

▶ Die Bedro­hung durch den Krieg hat das Gefühl der Bedro­hung durch die Zer­stö­rung des Kli­mas in den Hin­ter­grund gedrängt. Tat­säch­lich macht sich die Zer­stö­rung des Kli­mas aber immer deut­li­cher bemerk­bar. Die Unzu­läng­lich­keit bür­ger­li­cher Kli­ma­po­li­tik und letzt­lich ihr Unwil­le und ihre struk­tu­rel­le Unfä­hig­keit, auf eine sozi­al gerech­te und öko­lo­gisch nach­hal­ti­ge Wirt­schafts­wei­se umzu­schal­ten, wer­den immer offen­sicht­li­cher. Selbst ein­fa­che, wir­kungs­vol­le Kli­ma­maß­nah­men wer­den ent­we­der igno­riert oder sogar zurückgedrängt.
Hier gibt es ein wah­res Roll­back. Wesent­li­che Kipp­punk­te der Kli­ma­zer­stö­rung sind bereits erreicht. Dabei sind die Krie­ge aktu­ell die schlimms­te Form der Kli­ma- und Natur­zer­stö­rung. Und die Kam­pa­gne für eine Renais­sance der Atom­kraft nimmt an Fahrt auf.

▶ Die­se Ten­den­zen wer­den durch den Wahl­sieg von Trump in den USA mas­siv ver­schärft wer­den. Sei­ne Admi­nis­tra­ti­on setzt sich aus Mil­li­ar­dä­ren, Gewerk­schafts­fein­den und Kriegs­trei­bern zusam­men. Die hin­ter ihm ste­hen­de extrem rech­te Heri­ta­ge Foun­da­ti­on hat ein Pro­gramm (nicht nur) für sei­ne Prä­si­dent­schaft ent­wor­fen, das sich in fol­gen­den Punk­ten zusam­men­fas­sen lässt:

1. eine radi­ka­le Wen­de in der Han­dels­po­li­tik in Rich­tung mehr Pro­tek­tio­nis­mus, unter ande­rem durch die Errich­tung höhe­rer Zoll­schran­ken und ande­rer Handelshemmnisse;

2. mas­si­ver Druck u. a. auf Deutsch­land, ver­stärkt die Rol­le als Hilfs­po­li­zist des US-Impe­ria­lis­mus zu spie­len – und dafür auch die Schul­den­brem­se auszusetzen;

3. insti­tu­tio­nel­ler Um- bzw. Abbau der US- Admi­nis­tra­ti­on im Inter­es­se von Groß­kon­zer­nen wie dem Musk-Impe­ri­um; Abbau von gro­ßen Tei­len des öffent­li­chen Diens­tes durch Privatisierung;

4. Aus­bau der fos­si­len Ener­gie und die Abwen­dung von den Kli­ma­zie­len im Inter­es­se der Öl-, Koh­le- und Gaskonzerne;

5. Ver­fol­gung einer extrem reak­tio­nä­ren, ras­sis­ti­schen, sexis­ti­schen, kul­tur- und wis­sen­schafts­feind­li­chen Agen­da, die von evan- geli­ka­len Krei­sen bestimmt wird;

6. die sys­te­ma­ti­sche Ver­fol­gung der pro-paläs­ti­nen­si­schen Bewe­gung und ihrer Unter­stüt­zer (die­ses „Pro­jekt Esther“ ist Teil des Pro­jekts 2025);

7. der geplan­te Ein­satz des Mili­tärs zur inlän­di­schen Strafverfolgung.

Solifest in der Neckarstadt, 14. Juli 2018.(Foto: Avanti².)

Soli­fest in der Neckar­stadt, 14. Juli 2018.(Foto: Avanti².)

Kapi­tal und Arbeit in Deutschland
▶ Die Kri­se in der Auto­mo­bil- und der Auto­zu­lie­fer­indus­trie bedroht Hun­dert­tau­sen­de von Arbeits­plät­zen und vie­le Aus­bil­dungs­plät­ze. Sie hat vie­le Grün­de: ins­be­son­de­re die zuneh­men­de Kon­kur­renz mit Chi­na und den rück­läu­fi­gen Absatz von E-Autos. Dabei han­delt es sich nicht um eine Pro­fit­kri­se, die Gewin­ne belau­fen sich jeweils auf zwei­stel­li­ge Mil­li­ar­den­be­trä­ge, die Aktio­nä­re wol­len schlicht die Ren­di­te ver­dop­peln. Der Umstieg auf E-Autos – der sowie­so kei­ne öko­lo­gi­sche Lösung ist – bleibt aber auch ste­cken, weil die meis­ten Auto­kon­zer­ne nicht bereit sind, in das weni­ger pro­fi­ta­ble Mas­sen­ge­schäft ein­zu­stei­gen und die Aus­ga­ben für eine geeig­ne­te flä­chen­de­cken­de Infra­struk­tur scheu­en; der Staat über­nimmt sie aller­dings auch nicht. Gleich­zei­tig wird der öffent­li­che Ver­kehr, zumal auf der Schie­ne, nicht nur ver­nach­läs­sigt, son­dern in ver­schie­de­nen Berei­chen sogar wei­ter abgebaut.

▶ Die Kon­ver­si­on der Auto­in­dus­trie zu einer all­ge­mei­nen Mobi­li­täts­in­dus­trie, die die Hard­ware für die Ver­kehrs­wen­de her­stellt, wird kaum in Betracht gezo­gen; statt­des­sen stei­gen Unter­neh­men aus dem Au- tosek­tor in die Rüs­tungs­pro­duk­ti­on ein, wo hohe, qua­si staat­lich garan­tier­te Pro­fi­te win­ken – und das mit Unter­stüt­zung von Tei­len der IG Metall.

▶ Auf die ver­schärf­te welt­wei­te Kon­kur­renz reagie­ren die Kon­zer­ne vor allem in der Auto- und der che­mi­schen Indus­trie trotz wei­te­rer Mil­li­ar­den­pro­fi­te mit der Kün­di­gung lang­jäh­ri­ger Betriebs­ver­ein­ba­run­gen zur Beschäf­ti­gungs­si­che­rung, mit der Ver­la­ge­rung der Pro­duk­ti­on in Nied­rig­lohn­län­der und mit der Dro­hung, Stand­or­te zu schlie­ßen bzw. extrem zu schrumpfen.

Die Angrif­fe auf gewähl­te Inter­es­sen­ver­tre­tun­gen in den Betrie­ben und die Behin­de­run­gen von Gewerk­schafts­ar­beit nimmt Aus­ma­ße an, die im Nach­kriegs­deutsch­land bis­lang unbe­kannt waren. Tes­la, ein Unter­neh­men, das ver­sucht, gewerk­schafts­frei zu wer­den und vor der Kün­di­gung von Betriebs­rats­mit­glie­dern nicht zurück­schreckt, wird vie­len Unter­neh­mern zum Vor­bild. Sie kün­di­gen die „Sozi­al­part­ner­schaft“ auf.

▶ In Deutsch­land haben die Gewerk­schafts- füh­run­gen auf sol­che Angrif­fe viel­fach kei­ne Ant­wor­ten; sie reagie­ren defen­siv, bie- ten kei­nen über­zeu­gen­den poli­ti­schen Aus­weg aus der Kri­se der kapi­ta­lis­ti­schen Pro­duk­ti­ons­wei­se, weil sie sich wei­gern, ein poli­ti­sches Man­dat kon­se­quen­ter gewerk­schaft­li­cher Gegen­macht wahr­zu­neh­men. Damit über­las­sen sie das Feld der extre­men Rech­ten, die gegen die Ener­gie­wen­de hetzt und gesell­schaft­li­chen Unmut auf die Migrant:innen umlei­tet. Lei­der funk­tio­niert das auch im Betrieb.

Damit tra­gen Gewerk­schaf­ten und betrieb­li­che Inter­es­sen­ver­tre­tun­gen sel­ber zu ihrer Schwä­chung bei. Ant­wor­ten auf die Kriegs­ge­fahr, die Kli­ma­kri­se wie auch auf die not­wen­di­ge Trans­for­ma­ti­on indus­tri­el­ler Pro­duk­ti­ons­li­ni­en kön­nen nicht nur betrieb­lich und schon gar nicht auf dem Wege des Co-Manage­ments gefun­den und gege­ben werden.

▶ Staat­li­cher Inter­ven­tio­nis­mus beschränkt sich, wie schon in der Finanz­kri­se 2008 und wäh­rend der Pan­de­mie, auf die Sub­ven­tio­nie­rung der gro­ßen Indus­trie. Die öffent­li­che Infra­struk­tur wird wei­ter ent­we­der pri­va­ti­siert oder ver­nach­läs­sigt, die Daseins­vor­sor­ge funk­tio­niert nicht mehr – das gilt nicht nur für die Deut­sche Bahn, es betrifft genau­so das Gesund­heits­we­sen, die Kul­tur, die Schu­len, den öffent­li­chen Nah­ver­kehr, selbst die öffent­li­che Ver­wal­tung … Ver­ei­nen, die anstel­le des Staa­tes wich­ti­ge öffent­li­che Auf­ga­ben erle­di­gen, wird die finan­zi­el­le Unter­stüt­zung gekürzt, der Bezug von Bür­ger­geld wie­der sank­ti­ons­be­wehrt, Asyl­su­chen­de mit dem Ent­zug von Bar­geld schi­ka­niert. Die gro­ße Koali­ti­on für den Abbau der sozia­len Funk­tio­nen des Staa­tes und den Aus­bau sei­ner repres­si­ven Funk­tio­nen reicht von Rechts- außen bis zu den Grü­nen und der SPD.

▶ Die kapi­ta­lis­ti­sche Gesell­schaft, ihre Pro­duk­ti­ons­wei­se wie ihre Insti­tu­tio­nen, haben einen Grad an Kri­sen­haf­tig­keit erreicht, der nur noch als Sys­tem­kri­se bezeich­net wer­den kann und gegen den ein­zel­ne Reform­maß­nah­men wie der Green New Deal nichts aus­rich­ten können.
Mit sei­nem pass­ge­nau auf maß­geb­li­che Kapi­tal­in­ter­es­sen abge­stimm­ten „Wirt­schafts­wen­de­pa­pier“ hat FDP-Chef Lind­ner bewusst den Bruch der Ampel­re­gie­rung her­bei­ge­führt. Erneut soll­te die „Schul­den­brem­se“ als Hebel ange­setzt wer­den, um beson­de­re finan­zi­el­le Belas­tun­gen auf die Haus­hal­te für die Daseins­vor­sor­ge abzu­wäl­zen und bei Sozia­lem und Infra­struk­tur noch mehr zu kür­zen sowie drin­gen­de öko­lo­gi­sche Inves­ti­tio­nen aus­zu­brem­sen. Die „Schul­den­brem­se“ ist ein gro­ßes Hin­der­nis auf dem Weg zu sozi­al-öko­lo­gi­schen Reformen.
Jetzt steht der zwei­te Akt der soge­nann­ten Zei­ten­wen­de bevor – mit Merz als Kanz­ler. Eine wei­te­re Rechts­ver­schie­bung auf Regie­rungs­ebe­ne ist zu erwarten.

Demo gegen AfD-Parteitag in Essen, 29. Juni 2024. (Foto: Privat.)

Demo gegen AfD-Par­tei­tag in Essen, 29. Juni 2024. (Foto: Privat.)

Die Rechts­wen­de
▶ Die viel­fäl­ti­gen Kri­sen, mit denen die Gesell­schaft kon­fron­tiert ist, beför­dern das Bewusst­sein, dass es so nicht wei­ter­ge­hen darf. Unter die­sen Bedin­gun­gen wird in Erman­ge­lung star­ker und selbst­be­wuss­ter Struk­tu­ren der Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und einer glaub­wür­di­gen lin­ken Par­tei mit Mas­sen­un­ter­stüt­zung der Ruf nach einer star­ken auto­ri­tä­ren Füh­rung laut, nach jeman- dem, der oder die durch­greift und den „Laden in Ord­nung bringt“.

▶ Das ist die Stun­de der AfD. Sie wird an der Unfä­hig­keit der bür­ger­li­chen Mit­te groß, noch einen gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt zu sichern, und treibt die­se Mit­te vor sich her. Sie betreibt Poli­tik mit der Angst, kon­stru­iert ras­sis­ti­sche Sün­den­bö­cke und spielt die Rol­le einer Par­tei, die sich „das traut, was die ande­ren Par­tei­en noch nicht wagen“. Die AfD hat kaum ein eige­nes Pro­gramm; sie radi­ka­li­siert die ego­is­ti­schen Ten­den­zen in der Gesell­schaft bis hin zur Gewalt­tä­tig­keit, ihr Antrieb ist Zer­stö­rung und Ent­so­li­da­ri­sie­rung. Migrant:innen, die Schwächs­ten der Gesell­schaft, wer­den als Sün­den­bö­cke ausgeguckt.

▶ Die Kri­se ver­schärft die sozia­le Ungleich­heit und damit auch die Angrif­fe auf schwä­che­re Grup­pen der Gesell­schaft. Den durch den Abbau des Sozi­al­staats beför­der­ten Zer­fall des gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halts bekom­men ver­stärkt Frau­en und que­e­re Men­schen zu spü­ren. Die sta­tis­tisch erfass­ten Fäl­le von Gewalt gegen Frau­en, ins­be­son­de­re häus­li­cher Gewalt, neh­men zu. Auch poli­tisch ist eine Aus­ein­an­der­ent­wick­lung zwi­schen den Geschlech­tern zu ver­zeich­nen: Jun­ge Män­ner sind zuneh­mend anfäl­lig für rech­te Paro­len, jun­ge Frau­en hin­ge­gen enga­gie­ren sich stär­ker für fort­schritt­li­che The­men. Die extre­me Rech­te – bis hin­ein in kon­ser­va­ti­ve Kri­se – nutzt die­se Ent­wick­lung für Angrif­fe gegen jede Posi­ti­on einer selbst­be­stimm­ten und anti­pa­tri­ar­cha­len Sexualität.

Die Het­ze gegen Migrant:innen, aber auch gegen Bezieher:innen von Bür­ger­geld nimmt einen offen men­schen­ver­ach­ten­den Ton an. Ras­sis­mus und sozia­le Aus­gren­zung gehen Hand in Hand, das wird beson­ders deut­lich beim staat­lich und gesell­schaft­lich ver­leug­ne­ten Antiziganismus.

▶ Die angeb­lich rebel­li­schen Atta­cken der AfD gegen das poli­ti­sche Estab­lish­ment die­nen ihr dazu, bestehen­de demo­kra­ti­sche Struk­tu­ren zu schwä­chen, damit die Par­tei ihr auto­ri­tä­res Pro­gramm leich­ter durch­set­zen kann.

Die bür­ger­li­chen Par­tei­en set­zen der AfD nichts ent­ge­gen, im Gegen­teil, sie het­zen selbst und befeu­ern den Ras­sis­mus. Damit wächst die Saat, die sie selbst aus­ge­sät haben. Sie stim­men nicht nur in die Het­ze gegen Migran­tin­nen und Migran­ten ein, sie machen sich zu Vor­rei­tern der Abschie­be­pra­xis. Sie schaf­fen selbst ein zuneh­mend reak­tio­nä­res und auto­ri­tä­res Kli­ma, indem sie eine Staats­rä­son dekre­tie­ren, gegen die kein Wider­spruch gedul­det wird. Maul­kör­be und Gesin­nungs- ter­ror, lang über­wun­den geglaubt, sind wie­der an der Tagesordnung.

▶ Die poli­ti­schen Insti­tu­tio­nen der par­la­men­ta­ri­schen Demo­kra­tie und der bür­ger­li­che Rechts­staat sind kei­ne sta­bi­le Schran- ke gegen die auto­ri­tä­ren Ten­den­zen. Sie bre­chen ein, wie wir im Thü­rin­ger Land­tag erle­ben konn­ten. Die demo­kra­ti­sche Fas­sa­de ist rein for­mal. Die­se Demo­kra­tie kann mit ihren eige­nen Waf­fen geschla­gen wer­den. Das weiß die AfD – und wir wis­sen es auch.

Des­halb ver­tei­di­gen wir umfas­sen­de demo­kra­ti­sche und sozia­le Rech­te, aber wir ver­tei­di­gen nicht die Ver­fasst­heit der bür­ger­li­chen Demo­kra­tie. Gegen rechts hilft nur links.

▶ Lin­ke wie auch Gewerk­schaf­ten haben kei­ne wirk­sa­me und glaub­haf­te Stra­te­gie zur Bekämp­fung die­ser Ent­wick­lung. Infol­ge­des­sen zer­legt sich die Linke.

▶ Auch die Par­tei Die Lin­ke steckt in einer Exis­tenz­kri­se, deren Aus­gang aller­dings offen ist. Den­noch bleibt sie mit rund 55.000 Mit­glie­dern die ein­zi­ge lin­ke Kraft, die bun­des­weit bekannt und akti­ons­fä­hig ist. Die Lin­ke steht in wich­ti­gen Fra­gen gegen die vor­herr­schen­de Mehr­heits­strö­mung: Berei­che­rung durch Aus­beu­tung, Spal­tung durch Ras­sis­mus, Mili­ta­ri­sie­rung und Kriegsvorbereitung.


* [Bei weni­gen Gegen­stim­men und Ent­hal­tun­gen am 1. Dezem­ber 2024 von der 5. Bun­des­kon­fe­renz der ISO angenommen.]

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Janu­ar 2025
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