Pro­test gegen Abbau­plä­ne bei ZF

Zukunft oder Widerstand“

 

E. B.

Seit Ende Juli 2024 ist bekannt, dass der Auto­mo­bil­zu­lie­fe­rer ZF rund 14.000 Arbeits­plät­ze in Deutsch­land bis 2028 abbau­en will. Von die­sem Kahl­schlag wäre fast ein Vier­tel aller 54.000 ZF-Beschäf­tig­ten hier­zu­lan­de direkt betrof­fen − in der Pro­duk­ti­on und in den Büros.

Protest gegen die Abbaupläne bei ZF in Mannheim, 10. September 2024.  (Foto: Helmut Roos.)

Pro­test gegen die Abbau­plä­ne bei ZF in Mann­heim, 10. Sep­tem­ber 2024. (Foto: Hel­mut Roos.)

Auch in Mann­heim gibt es ein ZF-Werk. Dort war es im Vor­feld der Kriegs­er­klä­rung gegen tau­sen­de Exis- ten­zen − wie in ande­ren ZF-Fabri­ken − zu juris­ti­schen Angrif­fen auf Betriebs­rä­te ge- kom­men. ZF ist vor allem durch den 2020 voll­zo­ge­nen Erwerb des US-ame­ri­ka­ni­schen Brem­sen­her­stel­lers WABCO für 7 Mil­li­ar­den Dol­lar in eine finan­zi­el­le Schief­la­ge gera­ten. Der Kauf war 2019 vom dama­li­gen Vor­sit­zen­den des Vor­stands von ZF geprie­sen wor­den: „Wir sind davon über­zeugt, dass ZF gemein­sam mit WABCO […] lang­fris­tig Mehr­wert und Sicher­heit für sei­ne Kun­den, Mit­ar­bei­ter und Gesell­schaf­ter schafft.“ Denn, „der Zukauf stärkt ZF nach­hal­tig.“ Die Zeche für die­se gro­be Fehl­ein­schät­zung sol­len jetzt die Beschäf­tig­ten zahlen.

Gegen die Kahl­schlag­plä­ne des ZF-Vor­stan­des orga­ni­sier­te die IG Metall (IGM) am 10. Sep­tem­ber 2024 einen bun­des­wei­ten Pro­test­tag. Nach Anga­ben der Gewerk­schaft betei­lig­ten sich dar­an 20.000 ZF-Beschäftigte.

Sie for­der­ten den Stopp des „plan­lo­sen und teu­ren Stel­len­ab­baus“, die Auf­ga­be der Ver­la­ge­rungs­plä­ne in Nied­rig­lohn­län­der, Inves­ti­tio­nen in die deut­schen Stand­or­te, die Kün­di­gung der Unter­neh­mens­be­ra­tung McK­in­sey und eine Beschäf­ti­gungs­si­che­rung bis 2030.

Fron­tal­an­griff auf die Beschäftigten“
„Wir erle­ben einen Fron­tal­an­griff auf die Beschäf­tig­ten in Deutsch­land“, kom­men­tier­te Achim Diet­rich, der Gesamt­be­triebs­rats­vor­sit­zen­de von ZF. „Wir wer­den aber den kom­plet­ten Werk­zeug­kas­ten des Betriebs­rats aus­nut­zen, um Druck auf­zu­bau­en“, erklär­te er gegen­über dem Sen­der SWR.
Und die IGM-Kon­zern­be­treue­rin sekun­dier­te: „Bei einem Per­so­nal­kos­ten­an­teil von unter 18 Pro­zent zu behaup­ten, die deut­schen Beschäf­tig­ten sei­en an allem schuld und die Ret­tung der ZF lie­ge in Nied­rig­lohn­län­dern – oder ‚Best-Cost-Count­ries‘, wie es neu­deutsch heißt, ist ein Hohn.“
Bun­des­weit Auf­se­hen erreg­te am 10. Sep­tem­ber 2024 auch der Pro­test der 350 Beschäf­tig­ten des Mann­hei­mer ZF -Werks im Stadt­teil Fried­richs­feld. Unter dem Mot­to „Zukunft oder Wider­stand“ fand zunächst ein Auto­kor­so mit 173 Fahr­zeu­gen vom Betrieb zum Mann­hei­mer Frie­dens­platz statt. An der dor­ti­gen Kund­ge­bung betei­lig­ten sich dann sogar ins­ge­samt etwa 500 Men­schen, denn die ört­li­che IGM hat­te zur Soli­da­ri­tät auf­ge­ru­fen. Des­halb waren Dele­ga- tio­nen aus zahl­rei­chen ande­ren Betrie­ben anwe­send (Als­tom, Benz, Cater­pil­lar, GE, John Dee­re, Mercedes-Niederlassung …)

Wir wer­den kämpfen!“
Aykan Okur, der IGM-Ver­trau­ens­kör­per­lei­ter bei ZF Mann­heim, brach­te bei der Kund­ge­bung die Empö­rung der Beleg­schaft auf den Punkt: „Wir wer­den dem Ver­nich­ten der Arbeits­plät­ze nicht zuse­hen.“ Sein Kol­le­ge, der Betriebs­rats­vor­sit­zen­de Mar­kus Dober­stein, unter­strich die Kampf­be­reit­schaft der Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen von ZF: „Wir las­sen nicht zu, dass die Feh­ler des Manage­ments auf unse­rem Rücken aus­ge­tra­gen wer­den. Wir sind am Stand­ort Mann­heim sehr, sehr gut orga­ni­siert. Und wir wer­den kämpfen.“ 
Tho­mas Hahl, 1. Bevoll­mäch­tig­ter der ört­li­chen IGM for­der­te offen­zu­le­gen, „wel­che Sub­ven­tio­nen ein Kon­zern wie ZF in der Ver­gan­gen­heit bekom­men hat.“ Er erin­ner­te zudem an Arti­kel 14 des Grund­ge­set­zes, das die „Sozi­al­bin­dung des Eigen­tums“ fest­schreibt. Hahl ver­lang­te „die sofor­ti­ge Rück­nah­me der Arbeits­platz­ver­nich­tung“ und kri­ti­sier­te den „Raub­tier­ka­pi­ta­lis­mus“ der Kapitaleigner. 
Soli­da­ri­sche Grü­ße über­brach­ten unter ande­rem auch die Vor­sit­zen­den des DGB Mann­heim und Akti­ve des Über­be­trieb­li­chen Soli­da­ri­täts­ko­mi­tees Rhein-Neckar. Musi­ka­lisch mach­te Bernd Köh­ler über­zeu­gend Mut zu einem Wider­stand, der in den kom­men­den Mona­ten nicht nur bei ZF unbe­dingt wei­ter­ent­wi­ckelt wer­den muss.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Okto­ber 2024
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