H. N.
Die bedrohlichen Entwicklungen in der Mannheimer Metall- und Elektroindustrie nehmen kein Ende. Nach dem seit Jahren andauernden Abbau bei GE/Alstom geht nun auch bei Caterpillar Energy Solutions (Cat) das Management in die Offensive.
Vereinbarungen zur Sicherung der Arbeitsplätze haben bei Cat, den früheren Motorenwerken Mannheim – MWM, eine lange Tradition. Seit 2007 hatten IG Metall und Gesamtbetriebsrat von dem Unternehmen ununterbrochen Standort- und Beschäftigungsgarantien erhalten. Diese beruhten, wie noch 2014 verkündet wurde, auf der Grundlage „einer vertrauensvollen Zusammenarbeit“. Als Gegenleistung für die Vereinbarungen wurden Zugeständnisse in puncto „Flexibilität“ der Belegschaft gemacht. Überstunden und Wochenendarbeit insbesondere in der Produktion waren und sind immer noch sehr verbreitet.
Cat verweigert Standortsicherung
Die aktuellen Geschäftszahlen des Unternehmens sind positiv. Dennoch weht auch bei Caterpillar Deutschland mit rund 1.100 Beschäftigten, davon etwa 920 im Mannheimer Werk, ein zunehmend rauerer Wind. Die Verhandlungen über die zum Ende des Jahres auslaufende Standortvereinbarung sind im November gescheitert. Laut örtlicher Cat-Geschäftsleitung gab es von der US-Konzernleitung kein grünes Licht, obwohl eine Einigung möglich greifbar schien.
Die Mannheimer IG Metall sprach daraufhin von einem „Schlag ins Gesicht der Beschäftigten bei Caterpillar”. Der Betriebsrat nannte das Verhalten des Managements „unerklärlich“. In der Belegschaft von Cat gibt es allerdings nicht erst seit heute die Befürchtung, dass der Konzern verstärkt Arbeit nach China verlagern will.
Die Beschäftigten wurden am 7. November in einer Belegschaftsversammlung informiert.
GE – weitere Arbeitsplatzvernichtung
Bei einem anderen Mannheimer Traditionsunternehmen sieht es mittlerweile sehr finster aus. Nach der Schließung der Fabrik und dem Abbau von über 1.000 Arbeits- und Ausbildungsplätzen führt General Electric (GE) seinen Krieg gegen die Beschäftigten, den Betriebsrat und die gewerkschaftliche Organisation fort. Rund drei- hundert weitere Stellen sollen nach dem Willen des Managements vernichtet werden.
Erstmals seit langer Zeit gab es dagegen wieder öffentlichen Protest. Nach der am 13. November 2018 unterbrochenen Betriebsversammlung fand am Tor 6 eine Kundgebung mit 300 KollegInnen statt. Dort kritisierten IG Metall und Konzernbetriebsrat Ziele und Methoden des GE-Managements mit harten Worten.
Am 26. November wurde die Betriebsversammlung fortgesetzt – und vom GE-Management boykottiert. Als Grund für ihr Fernbleiben nannte die Geschäftsleitung die Kritik des Mannheimer IGM-Bevollmächtigten am Verhalten von GE-Managern.
Der Streit um die Bedingungen eines erneuten Sozialplans ist jedenfalls nicht beendet. Allerdings hat die Taktik von GE den Druck auf Betriebsrat und Belegschaft noch mehr verstärkt – und die „Kosten“ zusätzlich gesenkt. Rund 100 weitere KollegInnen haben nämlich mittlerweile „freiwillig“ die Firma verlassen.
ABBau stop?
Auch auf der anderen Straßenseite der B 38 droht in Käfertal weiterer Arbeitsplatzabbau. Asea Brown Boveri (ABB) will auf Druck von „aktiven Finanzinvestoren“ seine Sparte Power Grids (Leistungen und Produkte für Stromerzeugung, -übertragung und -verteilung) verkaufen. Das würde nach Angaben des Konzernbetriebsrats ABB in Mannheim massiv treffen. Fast jede zweite der dort angesiedelten rund 2.000 Stellen sei dieser Sparte zuzurechnen.
Die Methoden der Kapitalisten gleichen sich immer mehr an. Deshalb ist auch die Zerschlagung von Unternehmen aus Gründen einer beschleunigten Profitmaximierung groß in Mode.
Wenn Belegschaften, Betriebsräte und Gewerkschaften nicht weiter unter die Räder kommen wollen, ist eine strategische Neuaufstellung auf allen Ebenen erforderlich. Dies schließt eine internationale Koordinierung und Organisierung ausdrücklich mit ein.
Percy Barnevik, frühere Management-Ikone und Totengräber der Konzernsparte Kraftwerke, forderte seinerzeit in Anspielung auf das Kommunistische Manifest, dass die „Proletarier aller Länder“ miteinander konkurrieren müssten.
Ist es nicht höchste Zeit, dass sich die organisierte arbeitende Klasse wieder die Grundkenntnisse eines praktisch wirksamen, solidarischen Widerstands gegen die Verheerungen des globalen Kapitalismus aneignet?