Rechts­ruck und „irre­gu­lä­re Migration“?

Ablen­kungs­ma­nö­ver und Lügen bekämpfen!

 

E. B.

Pro­ka­pi­ta­lis­ti­sche Par­tei­en und Medi­en stel­len die „irre­gu­lä­re Migra­ti­on“ als ein zen­tra­les Pro­blem der Gegen­wart dar. Das ver­stärkt den auf­halt­ba­ren Rechtsruck.

Auftakt zur Seebrücke-Demo in Mannheim, 14. Juli 2018. (Foto: Avanti².)

Auf­takt zur See­brü­cke-Demo in Mann­heim, 14. Juli 2018. (Foto: Avanti².)

Begrif­fe und Sprach­re­ge­lun­gen beein­flus­sen und mani­pu­lie­ren Mei­nun­gen. Das haben die neo­li­be­ra­len Ideo­lo­gen sehr gut ver­stan­den. Mit posi­tiv besetz­ten Wor­ten wie „Reform“ ver­schlei­ern sie den Abbau demo­kra­ti­scher und sozia­ler Rechte.

Über­nah­me von AfD-Sprü­chen?
Ange­sichts der Viel­fach­kri­sen des Kapi­ta­lis­mus ist es kein Zufall, dass die Herr­schen­den natio­na­lis­ti­schen, völ­ki­schen und sogar faschis­ti­schen „Ideen“ immer mehr Raum geben. Denn die­se eig­nen sich vor­züg­lich für die Ver­stär­kung von Vor­ur­tei­len und von zyni­schen Ablenkungsmanövern.

Der Begriff „irre­gu­lä­re Migra­ti­on“ ist eine der der­zeit am meis­ten gebrauch­ten Worthülsen.

Bei der Ampel-Regie­rung aus SPD/Grünen/FDP und der CDU/CSU hat die­se For­mu­lie­rung mit AfD-Ursprung Hoch­kon­junk­tur. Sie hilft, Geflüch­te­te zu dis­kri­mi­nie­ren und Abschot­tungs­phan­ta­sien gegen Arme durch­zu­set­zen. Zudem ermög­licht sie, von den Flucht­ur­sa­chen abzu­len­ken, die die­se Par­tei­en mit­zu­ver­ant­wor­ten haben: Krie­ge, Kli­ma­zer­stö­rung, Unter­drü­ckung, Armut und Ausbeutung.

Die AfD-Pro­pa­gan­da ver­brei­tet vor allem seit 2015 ras­sis­ti­schen Hass. Die seit­dem vom faschis­ti­schen Flü­gel um Höcke stark beein­fluss­te Par­tei kon­zen­triert sich dabei auf das The­ma Migra­ti­on. Es wird als Wur­zel aller Übel verteufelt.

Die unmensch­li­chen For­de­run­gen der AfD zur Migra­ti­on beinhal­ten die völ­li­ge Strei­chung des grund­ge­setz­lich garan­tier­ten Rechts auf Asyl aus dem Grund­ge­setz, das Unter­sa­gen des Fami­li­en­nach­zugs für aner­kann­te Asyl­be­rech­tig­te, die Ver­wei­ge­rung von Geld­leis­tun­gen für Geflüch­te­te und deren medi­zi- nische Behand­lung − außer in aku­ten, lebens­be­droh­li­chen Situationen.

Die AfD ist Trei­ber der gera­de vor Wah­len anschwel­len­den nie­der­träch­ti­gen Het­ze gegen Geflüch­te­te. Sie rich­tet sich gegen die Ärms­ten der Armen, die der bedroh­li­chen Per­spek­tiv­lo­sig­keit in ihrer Hei­mat ent­kom­men wol­len und des­we­gen ihr Leben riskieren.

Aus Angst vor wei­te­ren eige­nen Stim­men­ver­lus­ten kopie­ren die eta­blier­ten par­tei­po­li­ti­schen Ver­wal­ter des Kapi­ta­lis­mus die Paro­len der AfD – und ver­stär­ken damit den Rechts­ruck und die erneut aggres­si­ver wer­den­de Fremdenfeindlichkeit.

Grund- und Men­schen­rech­te ver­tei­di­gen!
Laut UN-Flücht­lings­hilfs­werk UNHCR ist 2022 mit 108,4 Mil­lio­nen Men­schen auf der Flucht ein neu­er Höchst­wert erreicht wor­den. Zum Ver­gleich: 2017 sind rund 68,5 Mil­lio­nen Geflüch­te­te regis­triert wor­den. Mit ande­ren Wor­ten: Es gab in fünf Jah­ren eine Stei­ge­rung um 58,2 %!

2022 flüch­te­ten die meis­ten Men­schen aus Syri­en, Afgha­ni­stan und der Ukrai­ne. Die wich­tigs­ten Auf­nah­me­län­der waren die Tür­kei (3,6 Mio.), der Iran (3,4 Mio.), Kolum­bi­en (2,5 Mio.), Deutsch­land (2,1 Mio.) und Paki­stan (1,7 Mio.). Ärme­re Län­der nah­men die Mehr­zahl der Geflüch­te­ten auf. In Deutsch­land sind allein über 1,1 Mil­lio­nen Kriegs­flücht­lin­ge aus der Ukrai­ne regis­triert (Stand: 2.12.2023).

Vor­der­grün­dig geht es bei der Pro­pa­gan­da gegen die „irre­gu­lä­re Migra­ti­on“ um Wahl­er­fol­ge. Stra­te­gisch geht es dabei um die Bekämp­fung von Geflüch­te­ten statt von Flucht­ur­sa­chen und damit um die Aus­höh­lung von Grund- und Menschenrechten.

Ras­sis­mus schafft Sün­den­bö­cke (Zuge­wan­der­te) und ver­tieft die Spal­tung der arbei­ten­den Klas­se (deut­sche Arme gegen aus­län­di­sche Arme). Er lenkt damit von der hem­mungs­lo­sen Berei­che­rung an der Spit­ze der Gesell­schaft ab.

Mit „Digi­ta­li­sie­rung“ und „E-Mobi­li­tät“ stre­ben Kapi­tal & Poli­tik eine grund­le­gen­de „Trans­for­ma­ti­on“ der Arbeits­welt an. Durch beschleu­nig­te Pre­ka­ri­sie­rung, Ver­la­ge­rung, Ver­nich­tung und Zer­stü­cke­lung von Arbeit sol­len die Gewerk­schaf­ten ent­schei­dend geschwächt wer­den. Der zuneh­mend mit mili­tä­ri­schen Mit­teln aus­ge­tra­ge­ne glo­ba­len Wirt­schafts­krieg ver­stärkt den

Klas­sen­kampf von oben.
In Deutsch­land und der EU wer­den enor­me Mit­tel für gesell­schaft­li­che Soli­da­ri­tät gekürzt. Statt der drin­gend erfor­der­li­chen öffent­li­chen Inves­ti­tio­nen wer­den vor allem die Inter­es­sen der Kon­zer­ne und Rei­chen bedient.

Statt gute Arbeit, Bil­dung, Gesund­heit, Infra­struk­tur, Kul­tur, Pfle­ge, Umwelt­schutz und Woh­nungs­bau wirk­sam zu för­dern, erhält die Berei­che­rung der herr­schen­den Klas­se wei­ter Vorfahrt.

Es ist Zeit auf­zu­ste­hen. Es ist Zeit, eine außer­par­la­men­ta­risch akti­ve sozia­le Front gegen den auf­halt­ba­ren Rechts­ruck zu schaf­fen. Das ist die Her­aus­for­de­rung, der sich die Gewerk­schaf­ten, die sozia­len Bewe­gun­gen und die poli­ti­sche Lin­ke stel­len müssen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Janu­ar 2024
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