„Das größte Betrugsprojekt deutscher Ingenieursgeschichte“
O. T.
So hat Regisseur Klaus Gietinger das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 bezeichnet. In seinen brandaktuellen Dokumentarfilm DAS TROJANISCHE PFERD rollt er diesen gigantischen Skandal auf.
In Kooperation mit dem Mannheimer Aktionsbündnis „Wir zahlen nicht für Eure Krise!“ zeigte das Cinema Quadrat am 23. Januar 2023 diesen sehr sehenswerten Streifen.
Über 100 Interessierte waren ins Mannheimer kommunale Kino gekommen, um sich über das rechtswidrige Geschehen um Stuttgart 21 zu informieren. Auch Klaus Gietinger war anwesend. Musikalisch umrahmt wurde die Filmvorführung ganz vorzüglich von ewo² mit Bernd Köhler (Gesang, Gitarre) und Laurent Leroi (Akkordeon).
DAS TROJANISCHE PFERD befasst sich mit der Entstehung des Projekts Stuttgart 21 als reinem Immobilen- und Tunnelbauprojekt, das zur Zerstörung des sehr gut funktionierenden Kopfbahnhofs der Landeshauptstadt führen soll.
Neben der Chronologie der Planungen ab 1994 und ihrer Umsetzung schildert der Film auch den Widerstand in der Stuttgarter Bevölkerung, der bis zum heutigen Tag anhält.
Insbesondere in der zweiten Hälfte der Dokumentation gelingt es Gietinger aufzuzeigen, dass die Sache noch längst nicht abgeschlossen ist.
Aufgrund der chaotischen Planungen soll das ursprüngliche Projekt durch S21 2.0 ergänzt werden, das heißt durch weitere, immer längere und gefährlichere Tunnelbauten. Diese werden nicht nur unsagbar teuer (schätzungsweise 20 Milliarden Euro), sondern höchst klimaschädlich sein. Die im Jahr 2022 geplanten 100 Kilometer Tunnel erhöhen den CO2-Ausstoss um mehrere Millionen Tonnen. Dabei sollen sie hauptsächlich dem vergleichsweise geringen Schienenpersonenverkehr zum Stuttgarter Flughafen dienen, entlasten aber den mit acht Gleisen viel zu kleinen unterirdischen S21-Hauptbahnhof in keiner Weise.
Ist der Wahnsinn noch zu stoppen?
Die geplante Nutzung von engen, steil ansteigenden Tunnels durch Züge mit Doppelstockwagen erhöht das Brandrisiko enorm. Der dortige, völlig unzureichende Brandschutz wird von Experten als kriminell bezeichnet und müsste das Projekt scheitern lassen.
Die Zerstörung des Kopfbahnhofs, eine der funktionalsten Stationen des Schienenverkehrs in Deutschland, wird jedoch von der S21-Mafia allen Risiken und Kostenexplosionen zum Trotz weiter vorangetrieben.
In DAS TROJANISCHE PFERD wird eine Fülle von Fakten aufgezeigt. Unter anderen droht der Autoverkehr aufgrund des unterirdischen Schienen-Flaschenhalses weiter zuzunehmen. Neben Expertinnen und Experten kommen auch Aktive aus der Widerstandsbewegung zu Wort. Junge Klimaaktivistinnen werden ebenso befragt wie die politischen Freunde und Befürworter des Stuttgarter Milliardengrabs. Und natürlich dürfen die Kommentare bekannter Künstler und Kabarettisten nicht fehlen.
Zu guter Letzt werden Alternativen zu S21 aufgezeigt. So fordert zum Beispiel die Deutsche Umwelthilfe (DUH), eine Neubewertung der Bahnsituation in Stuttgart durch Bund und Land. Der Rückbau der oberirdischen Gleisanlagen dürfe nicht kommen. Der Erhalt des Kopfbahnhofs sei eine konkrete Maßnahme für den Klimaschutz. Um das zu ermöglichen, wolle die DUH alle juristischen Möglichkeiten nutzen. Vor allem aber lebt mit jeder neuen Montagsdemo der außerparlamentarische Widerstand weiter.
An die mit starkem Beifall bedachte Filmvorführung schloss sich eine lebhafte Diskussion an, in der die große Bedeutung dieses hervorragenden Dokumentarfilms anerkannt wurde. Gleichzeitig wurde die Notwendigkeit einer aktiven Unterstützung der Proteste gegen S21 insbesondere durch die Bewegung für Klimagerechtigkeit betont.
Zudem gab es Anregungen, die zahlreichen im Film dokumentierten Fakten in ein viel kürzeres Format zu packen. Damit könne es besser gelingen, das Interesse der jüngeren Generationen an S21 zu wecken.
DAS TROJANISCHE PFERD liefert jede Menge wirklich guter Argumente gegen das Schurkenstück Stuttgart 21 und ist wärmstens zu empfehlen. Der Filmabend im Cinema Quadrat war zweifelsohne ein voller Erfolg.