K. W.
Ende 2018 wurde die nora systems GmbH an die US-amerikanische Interface AG verkauft. Die nora systems GmbH blieb bisher in ihrer Rechtsform bestehen und die Marke nora erhalten, doch heißt es in Weinheim schon jetzt nora by Interface. Alle hoffen nach wie vor das Beste und haben gleichzeitig das Schlimmste im Hinterkopf.
Unter dem Strich herrscht in der Belegschaft eine große Verunsicherung. Natürlich wünscht sich jeder eine Kristallkugel, mit der mensch einen Blick in die Zukunft werfen kann.
Der neue Eigner Interface formuliert bezogen auf die nora systems GmbH große Wünsche, Hoffnungen und Pläne. Doch der Wunsch der Belegschaft nach Sicherheit wird weitgehend ignoriert.
Dass es bei der Übernahme eines Unternehmens und der damit verbundenen Integration in einen größeren Konzern zu Synergieeffekten kommen soll, ist jedem klar. Damit wird sogar offen umgegangen. Dass etwas passiert, wissen also alle. Die Antwort auf die Frage, was die Zukunft bringt, bleibt Interface der Belegschaft in Weinheim aber immer noch schuldig.
Standortsicherung
Betriebsräte sowie die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) setzen sich gemeinsam für ein Standortsicherungsabkommen ein, um für die Belegschaft wenigstens ein Stück weit Sicherheit zu bekommen.
Schließlich waren Betriebsrat und Belegschaft im Jahr 2007 beim ersten Verkauf der nora systems GmbH mit Tor-Blockadeaktionen aktiv geworden. Dadurch hatten sie eine Vereinbarung zum Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für drei Jahre und zur Standortsicherung erkämpft.
Interface scheint allerdings von solchen Vereinbarungen nichts zu halten. Es ist zu hören, dass sich der neue Eigentümer mit diesem Thema noch nicht auseinander gesetzt habe und auch keinen Bedarf dafür sehe. Aber die Belegschaft kann mit dieser Aussage nichts anfangen.
Zudem läuft der aktuelle Vertrag der nora systems GmbH als Mieter im Industriepark Weinheim im Jahr 2023 aus. Auch bei diesem Thema ist die Zukunft ungewiss.
Es gibt eine Reihe hochtrabender Versprechungen von Interface. Zum Beispiel, dass:
- die nora systems GmbH am Standort Weinheim als einheit liches Unternehmen zumindest auf dem derzeitigen Stand erhalten bleibe bzw. sogar ausgebaut werde
- die Tarifzuständigkeit der IG BCE erhalten bleibe und die gel tenden Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen sowie die ein zelvertraglichen Regelungen (Arbeitsverträge usw.) mit den jeweiligen Laufzeiten und Kündigungsmöglichkeiten beste hen blieben
- die bisher entstandenen Firmenzugehörigkeitszeiten nicht geändert würden
- die für die Fortentwicklung der Firma „notwendige Wachs tumsstrategie” konsequent weitergeführt würde
- und dass die hierfür erforderlichen Investitionen bei „ent sprechendem Wirtschaftlichkeitsnachweis” umgesetzt würden.
Es stellt sich also die zentrale Frage: Wieso ist der Konzern nicht bereit, seine eigenen Versprechungen schriftlich zu garantieren?
Unterschriftenaktion
Die Belegschaft ist diesbezüglich aktiv geworden und hat über eine Unterschriftenaktion ihre Forderungen verdeutlicht.
Sie fordert die Geschäftsführung der nora systems GmbH und die Konzernleitung von Interface auf, ihrer Verantwortung gegenüber den Beschäftigten gerecht zu werden und in einer Standortvereinbarung mit dem Betriebsrat die folgenden Punkte abzusichern:
- Keine betriebsbedingten Kündigungen für mindestens 5 Jahre
- Übernahme der gültigen Betriebsvereinbarungen
- Weiterführung der Tarifverträge
- Verlängerung des Mietvertrags bis 2035 oder darüber hinaus.
Doch von dieser Aktion ließ sich die Konzernleitung in USA nicht beeindrucken. Es ist aber an der Zeit, dass Interface die Möglichkeit nutzt, um ein klares Zeichen für den vor 81 Jahren gegründeten Weinheimer Hersteller von Bodenbelägen zu setzen. Eine Standortssicherungs-Vereinbarung mit dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen ist unabdingbar! Denn eines ist klar: Der neue Eigner will Profit machen.