Störfaktor für das Kapital?
N. C.
Alle zwei Jahre finden in der Zeit vom 1. Oktober bis zum 30. November die Wahlen zur Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) statt.
Wahlberechtigt für diese betriebliche Interessenvertretung sind ungeachtet ihres Alters Auszubildende und Dual Studierende sowie jugendliche Beschäftigte unter 18 Jahren. Alle Wahlberechtigten und zusätzlich alle im Betrieb Arbeitenden unter 25 Jahren können zur JAV kandidieren.
Aufgaben der JAV
Die Aufgaben der JAV leiten sich aus dem Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) ab und gleichen in gewissem Maße den Aufgaben eines Betriebsrats. Ein wesentlicher Unterschied ist, dass die JAV nur für eine spezielle Beschäftigtengruppe zuständig ist.
Die JAV achtet unter anderen darauf, dass Gesetze und Tarifverträge, die die Ausbildung betreffen, eingehalten werden. Sie ist Anlaufstelle bei Problemen und für Verbesserungsvorschläge in Bezug auf die Ausbildungssituation. Sie überwacht die Qualität der Berufsausbildung und setzt sich für den Gesundheitsschutz und die Übernahme nach der Ausbildung ein.
Gemeinsam mit dem Betriebsrat hat die JAV also für gute Arbeits- und Ausbildungsbedingungen für junge Menschen zu kämpfen.
Dinge zum Positiven zu verändern und die Themen von Auszubildenden und Dual Studierenden voranzubringen, das stellt selbst eine engagierte JAV oft vor große Herausforderungen.
Sie muss als Interessenvertretung präsent, aktiv und ansprechbar sein. Sie benötigt Durchsetzungsfähigkeit gegenüber der Geschäftsleitung und oft auch gegenüber dem Betriebsrat. Letzterer hat die JAV zu unterstützen und zu ermutigen.
Verteidigung der JAV
Leider gibt es immer noch Betriebe, in denen, obwohl die Voraussetzungen gegeben sind, keine JAV existiert. Gerade in den ersten Jahren der Corona-Pandemie ist die Wahlbeteiligung bei JAV-Wahlen zurückgegangen.
Starke Jugend- und Auszubildendenvertretungen sind jedoch in zunehmend raueren Zeiten noch wichtiger als bisher.
Es ist kein Zufall, dass die Rechte von JAV in vielen Betrieben der Republik derzeit attackiert werden. Besonders ist dies bei engagierten JAV der Fall, und wenn es um die Übernahme in ein festes Vollzeit-Arbeitsverhältnis geht.
Die Erfüllungsgehilfen des Kapitals (Geschäftsführungen, Management etc.) jammern zwar lautstark über den „Fachkräfte- mangel“, aber sie wollen oft Azubis nur mit Befristungen übernehmen.
Umso mehr stört es sie, dass Mitglieder der JAV einen Anspruch auf unbefristete Übernahme nach § 78a BetrVG haben. Wichtig zu wissen ist: Dieser gesetzliche Anspruch gilt auch für Ersatzmitglieder, die als ordentliche Mitglieder in die JAV nachrücken.
JAV als Gegenmacht
Es ist in einer Klassengesellschaft immer schwierig, etwas zum Wohle der arbeitenden Menschen zu verbessern. Automatische Sicherheiten und Garantien für Fort- schritte in diesem Sinne gibt es nicht.
Im Betrieb spielen daher die konsequente Wahrnehmung der sehr eingeschränkten demokratischen Rechte und eine aktive gewerkschaftliche Organisierung eine entscheidende Rolle. Sie bieten die Möglichkeit auch für junge Beschäftigte, zum Bei- spiel die eigenen Ausbildungs- und Studienbedingungen positiv zu beeinflussen.
Wichtig sind gute Interessenvertretungen, die sich nicht auf Stellvertreterpolitik beschränken, sondern gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen betriebliche Durchsetzungskraft und Gegenmacht entwickeln. Eine aktive JAV kann und muss dabei eine wichtige Rolle spielen.
Betrieblich und gewerkschaftlich Aktive sind deshalb in der Pflicht, ihre jungen Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. Sie sind zu ermutigen, sich an den Wahlen zur JAV aktiv als Kandidierende und natürlich auch als Wählende zu beteiligen.
Angesichts der sich zuspitzenden Krisen des Kapitalismus, der immensen Preissteigerung und den ständigen Angriffen auf die Rechte der arbeitenden Klasse ist eine aktive Gegenwehr im Betrieb dringend erforderlich.