Auf den Spu­ren Tho­mas Müntzers

Das Bau­ern­kriegs­pan­ora­ma in Bad Frankenhausen


W.A.

Gedenkplatte in Bad Frankenhausen für Thomas Müntzer.  Bauernkriegspanorama, Foto: Avanti²

Gedenk­plat­te in Bad Fran­ken­hau­sen für Tho­mas Münt­zer. Foto: Avanti²

Am ers­ten Juni­wo­chen­en­de star­te­ten wir von Mann­heim aus zu einer wei­te­ren Etap­pe  unse­rer Rei­he „Spu­ren­su­che“. Ziel war Bad Fran­ken­hau­sen am Fuße des Kyffhäuser.

Bei der thü­rin­gi­schen Klein­stadt fand im Mai 1525 die letz­te gro­ße Schlacht des Deut­schen Bau­ern­kriegs statt. Sie war der blu­ti­ge Schluß­punkt des Auf­stands der Bau­ern gegen die aus­beu­te­ri­sche Feudalherrschaft.

Die Erhe­bung hat­te 1524 in Süd­west­deutsch­land begon­nen, konn­te aber von den ade­li­gen Her­ren und ihren kirch­li­chen und mili­tä­ri­schen Hel­fers­hel­fern grau­sam unter­drückt werden. 
Der revo­lu­tio­nä­re Pre­di­ger Tho­mas Münt­zer (1489-1525) war in Thü­rin­gen die Füh­rungs­fi­gur der rebel­lie­ren­den Bau­ern. Er fiel nach dem Gemet­zel auf dem Schlacht­berg ober­halb von Fran­ken­hau­sen sei­nen Häschern in die Hän­de, wur­de gefol­tert und hingerichtet.

Zur Erin­ne­rung an die­se Ereig­nis­se hat die sta­li­nis­ti­sche SED-Füh­rung auf dem Schlacht­berg einen zylin­dri­schen Rund­bau als Pan­ora­ma­mu­se­um errich­ten las­sen. Es beher­bergt das monu­men­ta­le Gemäl­de des DDR-Malers Wer­ner Tüb­ke, das den offi­zi­ell­len­Ti­tel Früh­bür­ger­li­che Revo­lu­ti­on in Deutsch­land trägt.

Das 123 Meter lan­ge und 14 Meter hohe Rund­bild des Leip­zi­ger Künst­lers gilt als das größ­te Werk die­ser Art über­haupt. Das Bau­ern­kriegs­pan­ora­ma ist mit Unter­stüt­zung eini­ger Hel­fer von 1976 bis 1987 ent­stan­den. Der Maler muss­te sei­ne auf­rei­ben­de Arbeit zeit­wei­lig unter­bre­chen, da er infol­ge der Über­an­stren­gung erkrankte.

Ein fas­zi­nie­ren­des Thea­ter der Welt
Tüb­ke schuf ein fas­zi­nie­ren­des Abbild des Über­gangs vom Mit­tel­al­ter zur Neu­zeit. In sei­nem Zen­trum befin­den sich Tho­mas Münt­zer und die Schlacht bei Fran­ken­hau­sen. Ein wirk­li­ches „thea­trum mun­di“ (Welt­thea­ter) mit 3.000 Ein­zel­fi­gu­ren - dar­un­ter zah­rei­chen his­to­ri­schen Per­so­nen - und in sich abge­schlos­se­nen The­men­dar­stel­lun­gen über­wäl­tigt die BesucherInnen.

Den Hin­ter­grund des Wer­kes bil­det der Kreis­lauf der vier Jah­res­zei­ten. Tüb­ke stellt in Anleh­nung an den Stil euro­päi­scher Alter Meis­ter eine fas­zi­nie­ren­de Abfol­ge von Sze­nen der Mensch­heits­ge­schich­te dar. Die­se oft in Ver­bin­dung zuein­an­der ste­hen­den Grund­mo­ti­ve brin­gen das Dra­ma von Herr­schaft und Unter­drü­ckung, von Fort­schritt und Reak­ti­on in beein­dru­cken­der Wei­se auf den Punkt.

Es ist kein gerin­ges Ver­dienst der dama­li­gen Kul­tur­po­li­tik der DDR, dass sie Wer­ner Tüb­kes „Ulti­ma­tum“ bei der Auf­trags­ver­ga­be nach­ge­ge­ben hat. Nur so konn­te sich der von dem Meis­ter gepfleg­te Stil des „magi­schen Rea­lis­mus“ gegen­über dem damals vor­herr­schen­den „sozia­lis­ti­schen Rea­lis­mus“ durchsetzen.
Vor allem aber konn­te so ein epo­cha­les Kunst­werk ent­ste­hen. Es hat nicht nur die anti­kom­mu­nis­tisch moti­vier­te „Ver­gan­gen­heits­be­wäl­ti­gung“ nach dem Ende der DDR über­stan­den. Es wird die Zei­ten überdauern.

Nähe­re Infor­ma­tio­nen unter: www.panorama-museum.de

aus der Rhein-Neckar Bei­la­ge zur Avan­ti 246, Juli/August 2016
Tagged , , , , , . Bookmark the permalink.