Vor 100 Jahren

Der Sieg des ita­lie­ni­schen Faschismus

E. B.

Ita­li­en war nach dem Ers­ten Welt­krieg zer­rüt­tet – sozi­al, wirt­schaft­lich, poli­tisch und kul­tu­rell. Zwar gehör­te das Land zu den Sie­ger­mäch­ten, aber schon bald wur­de das Schlag­wort der extre­men Rech­ten vom „ver­stüm­mel­ten Sieg“ populär.

Fabrikbesetzung im Herbst 1920. (Foto: anarcopedia.org.)

Fabrik­be­set­zung im Herbst 1920. (Foto: anarcopedia.org.)

Der Erfolg der rus­si­schen Okto­ber­re­vo­lu­ti­on von 1917 stärk­te auch in Ita­li­en die radi­ka­le Lin­ke. Mas­si­ve Klas­sen­kämp­fe präg­ten die „zwei roten Jah­re“ 1919 und 1920. Vie­le Land­ar­bei­ter begehr­ten mit ihren „Ligen“ gegen die Groß­grund­be­sit­zer auf. Sie ver­trie­ben ihre Aus­beu­ter und ent­eig­ne­ten sie. In den Städ­ten besetz­ten die Indus­trie­ar­bei­ter Fabri­ken und errich­te­ten Arbeiterräte.

Gegen die­se Gefähr­dung des ita­lie­ni­schen Kapi­ta­lis­mus mach­te die 1919 gegrün­de­te, zunächst noch rand­stän­di­ge faschis­ti­sche Bewe­gung mobil. Ihre Kampf­bün­de (die „Schwarz­hem­den“) ver­trie­ben sowohl die Fabrik- als auch die Land­be­set­zer mit bru­ta­ler Gewalt. Sie zer­stör­ten ihre revo­lu­tio­nä­ren Orga­ni­sa­tio­nen und Stütz­punk­te. Auch sozia­lis­ti­sche Gemein­de­ver­wal­tun­gen waren Opfer ihres Feldzugs.

Die Regie­rung und die Poli­zei grif­fen nicht ein, weil sie in den Faschis­ten Ver­bün­de­te „zur Wah­rung der Ord­nung“ sahen.

1921 wuchs die faschis­ti­sche Bewe­gung enorm an. Ihr Füh­rer Mus­so­li­ni wan­del­te sie Ende des Jah­res in eine fes­te Orga­ni­sa­ti­on um – die Natio­na­le Faschis­ti­sche Par­tei. 1922 zähl­te sie über 300.000 Mit­glie­der und war damit die stärks­te poli­ti­sche Kraft des Landes.

Der geschei­ter­te Gene­ral­streik der poli­tisch gespal­te­nen Arbei­ter­be­we­gung von Juli und August 1922 gilt als deren ent­schei­den­de Nie­der­la­ge. Die faschis­ti­schen Ban­den unter­drück­ten ihn gewaltsam.

Nach ihrem Erfolg for­der­ten die Faschis­ten Neu­wah­len und droh­ten mit einem „Marsch auf Rom“. Das Zurück­wei­chen der Insti­tu­tio­nen der Ita­lie­ni­schen Repu­blik ermu­tig­te sie, ihn Ende Okto­ber 1922 durchzuführen.

In der Fol­ge­zeit, vor allem ab 1925, konn­ten die Faschis­ten mit dem „Duce“ Mus­so­li­ni an der Spit­ze ihre Dik­ta­tur aus­bau­en. Sie wur­de zum Vor­bild der Faschis­ten in Deutsch­land und ande­ren Staaten.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2022
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