Unge­wis­se Zukunft bei nora sys­tems GmbH (Wein­heim)

K. W.

Ende 2018 wur­de die nora sys­tems GmbH an die US-ame­ri­ka­ni­sche Inter­face AG ver­kauft. Die nora sys­tems GmbH blieb bis­her in ihrer Rechts­form bestehen und die Mar­ke nora erhal­ten, doch heißt es in Wein­heim schon jetzt nora by Inter­face. Alle hof­fen nach wie vor das Bes­te und haben gleich­zei­tig das Schlimms­te im Hinterkopf.

Unter dem Strich herrscht in der Beleg­schaft eine gro­ße Ver­un­si­che­rung. Natür­lich wünscht sich jeder eine Kris­tall­ku­gel, mit der mensch einen Blick in die Zukunft wer­fen kann.

Der neue Eig­ner Inter­face for­mu­liert bezo­gen auf die nora sys­tems GmbH gro­ße Wün­sche, Hoff­nun­gen und Plä­ne. Doch der Wunsch der Beleg­schaft nach Sicher­heit wird weit­ge­hend ignoriert.

Dass es bei der Über­nah­me eines Unter­neh­mens und der damit ver­bun­de­nen Inte­gra­ti­on in einen grö­ße­ren Kon­zern zu Syn­er­gie­ef­fek­ten kom­men soll, ist jedem klar. Damit wird sogar offen umge­gan­gen. Dass etwas pas­siert, wis­sen also alle. Die Ant­wort auf die Fra­ge, was die Zukunft bringt, bleibt Inter­face der Beleg­schaft in Wein­heim aber immer noch schuldig.

Protest gegen Arbeitsplatzabbau in Weinheim, 27. April 2017 (Foto: Avanti²)

Pro­test gegen Arbeits­platz­ab­bau in Wein­heim, 27. April 2017 (Foto: Avanti²)

Stand­ort­si­che­rung

Betriebs­rä­te sowie die Indus­trie­ge­werk­schaft Berg­bau, Che­mie, Ener­gie (IG BCE) set­zen sich gemein­sam für ein Stand­ort­si­che­rungs­ab­kom­men ein, um für die Beleg­schaft wenigs­tens ein Stück weit Sicher­heit zu bekommen.

Schließ­lich waren Betriebs­rat und Beleg­schaft im Jahr 2007 beim ers­ten Ver­kauf der nora sys­tems GmbH mit Tor-Blo­cka­de­ak­tio­nen aktiv gewor­den. Dadurch hat­ten sie eine Ver­ein­ba­rung zum Aus­schluss betriebs­be­ding­ter Kün­di­gun­gen für drei Jah­re und zur Stand­ort­si­che­rung erkämpft.

Inter­face scheint aller­dings von sol­chen Ver­ein­ba­run­gen nichts zu hal­ten. Es ist zu hören, dass sich der neue Eigen­tü­mer mit die­sem The­ma noch nicht aus­ein­an­der gesetzt habe und auch kei­nen Bedarf dafür sehe. Aber die Beleg­schaft kann mit die­ser Aus­sa­ge nichts anfangen.

Zudem läuft der aktu­el­le Ver­trag der nora sys­tems GmbH als Mie­ter im Indus­trie­park Wein­heim im Jahr 2023 aus. Auch bei die­sem The­ma ist die Zukunft ungewiss.

Es gibt eine Rei­he hoch­tra­ben­der Ver­spre­chun­gen von Inter­face. Zum Bei­spiel, dass:
- die nora sys­tems GmbH am Stand­ort Wein­heim als ein­heit liches Unter­neh­men zumin­dest auf dem der­zei­ti­gen Stand erhal­ten blei­be bzw. sogar aus­ge­baut werde
- die Tarif­zu­stän­dig­keit der IG BCE erhal­ten blei­be und die gel ten­den Tarif­ver­trä­ge, Betriebs­ver­ein­ba­run­gen sowie die ein zel­ver­trag­li­chen Rege­lun­gen (Arbeits­ver­trä­ge usw.) mit den jewei­li­gen Lauf­zei­ten und Kün­di­gungs­mög­lich­kei­ten bes­te hen blieben
- die bis­her ent­stan­de­nen Fir­men­zu­ge­hö­rig­keits­zei­ten nicht geän­dert würden
- die für die Fort­ent­wick­lung der Fir­ma „not­wen­di­ge Wachs tums­stra­te­gie” kon­se­quent wei­ter­ge­führt würde
- und dass die hier­für erfor­der­li­chen Inves­ti­tio­nen bei „ent spre­chen­dem Wirt­schaft­lich­keits­nach­weis” umge­setzt würden.

Es stellt sich also die zen­tra­le Fra­ge: Wie­so ist der Kon­zern nicht bereit, sei­ne eige­nen Ver­spre­chun­gen schrift­lich zu garantieren?

Unter­schrif­ten­ak­ti­on

Die Beleg­schaft ist dies­be­züg­lich aktiv gewor­den und hat über eine Unter­schrif­ten­ak­ti­on ihre For­de­run­gen verdeutlicht.

Sie for­dert die Geschäfts­füh­rung der nora sys­tems GmbH und die Kon­zern­lei­tung von Inter­face auf, ihrer Ver­ant­wor­tung gegen­über den Beschäf­tig­ten gerecht zu wer­den und in einer Stand­ort­ver­ein­ba­rung mit dem Betriebs­rat die fol­gen­den Punk­te abzusichern:
- Kei­ne betriebs­be­ding­ten Kün­di­gun­gen für min­des­tens 5 Jahre
- Über­nah­me der gül­ti­gen Betriebsvereinbarungen
- Wei­ter­füh­rung der Tarifverträge
- Ver­län­ge­rung des Miet­ver­trags bis 2035 oder dar­über hinaus.

Doch von die­ser Akti­on ließ sich die Kon­zern­lei­tung in USA nicht beein­dru­cken. Es ist aber an der Zeit, dass Inter­face die Mög­lich­keit nutzt, um ein kla­res Zei­chen für den vor 81 Jah­ren gegrün­de­ten Wein­hei­mer Her­stel­ler von Boden­be­lä­gen zu set­zen. Eine Stand­orts­si­che­rungs-Ver­ein­ba­rung mit dem Aus­schluss betriebs­be­ding­ter Kün­di­gun­gen ist unab­ding­bar! Denn eines ist klar: Der neue Eig­ner will Pro­fit machen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar März 2019
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