Betriebs­rä­te im Visier

Doku­men­ta­ti­on der sechs­ten Kon­fe­renz gegen BR-Mobbing

E. B.

Am 19. Okto­ber 2019 hat im Mann­hei­mer Gewerk­schafts­haus die sechs­te bun­des­wei­te Kon­fe­renz „Betriebs­rä­te im Visier“ statt­ge­fun­den. Im Zen­trum ist die Dis­kus­si­on über eine erfolg­rei­che Abwehr des Betriebs­rats-Mob­bings und die Stär­kung gewerk­schaft­li­cher Gegen­macht gestan­den. Rund ein­hun­dert Kol­le­gIn­nen aus unter­schied­li­chen Bran­chen haben an ihr teil­ge­nom­men. Orga­ni­siert wor­den ist die Tagung vom Komi­tee „Soli­da­ri­tät gegen BR-Mob­bing!“ in Koope­ra­ti­on mit IG Metall Mann­heim sowie AKUWILL Ober­hau­sen, DGB Baden-Würt­tem­berg, IG BCE Wein­heim, Über­be­trieb­li­chem Soli­da­ri­täts­ko­mi­tee Rhein-Neckar, ver.di Rhein-Neckar und work-watch Köln.

6. Konferenz "BR im Visier" in Mannheim, 19.20.2019 (Foto: helmut-roos@web.de)

6. Kon­fe­renz “BR im Visier” in Mann­heim, 19.20.2019 (Foto: helmut-roos@web.de)

Jetzt ist die Doku­men­ta­ti­on die­ser wich­ti­gen Ver­an­stal­tung erschie­nen. Sie ent­hält wesent­li­che inhalt­li­che Refe­ra­te und Stellungnahmen.

Der Bei­trag von Isaf Gün und Hei­ke Madan (IG Metall-Vor­stand Frank­furt) befasst sich mit dem The­ma „Die IG Metall - aktiv gegen Mob­bing von Betriebs­rä­ten”. Die mit 2,3 Mil­lio­nen Mit­glie­dern größ­te Ein­zel­ge­werk­schaft des DGB hat vor vier Jah­ren begon­nen, sich kon­ti­nu­ier­lich mit der Ana­ly­se und der Abwehr von BR-Mob­bing und Gewerk­schafts­be­kämp­fung aus­ein­an­der­zu­set­zen. Zwei­fels­oh­ne geht die IGM dabei von allen DGB-Gewerk­schaf­ten am wenigs­ten unko­or­di­niert vor, aber auch bei ihr ist noch sehr viel Luft nach oben.

Allein machen sie Dich ein!
Das Refe­rat von Klaus Stein (1. Bevoll­mäch­tig­ter der IG Metall Mann­heim) setzt sich mit der Fra­ge „Was macht die Gewerk­schaft vor Ort?” aus­ein­an­der. Er betont in sei­nen Aus­füh­run­gen die Not­wen­dig­keit einer akti­ven und akti­vie­ren­den Gewerk­schafts­ar­beit, um demo­kra­ti­sche Rech­te und gewerk­schaft­li­che Hand­lungs­fä­hig­keit in Unter­neh­men ver­tei­di­gen zu können.

6. Konferenz "BR im Visier" in Mannheim, 19.20.2019 (Foto: helmut-roos@web.de)

6. Kon­fe­renz “BR im Visier” in Mann­heim, 19.20.2019 (Foto: helmut-roos@web.de)

Der Über­blick von Oli­ver Thün­ken (Tech­ni­sche Uni­ver­si­tät Chem­nitz) stellt ers­te Ergeb­nis­se aus dem lau­fen­den For­schungs­pro­jekt „Kampf um die Mit­be­stim­mung” vor. Die­se Stu­die belegt wis­sen­schaft­lich, wie durch sys­te­ma­ti­sche und früh­zei­ti­ge Unter­stüt­zung der Betrof­fe­nen Angrif­fe auf Inter­es­sen­ver­tre­tun­gen erfolg­reich abge­wehrt wer­den können.

Eine Ant­wort auf die Fra­ge „Wirk­sa­me Gegen­wehr im Betrieb – wie orga­ni­sie­ren?“ zu fin­den, ver­sucht der Bei­trag des Komi­tees „Soli­da­ri­tät gegen BR-Mob­bing!“. Um dem Druck durch BR-Mob­ber und Gewerk­schafts­fein­de stand­hal­ten zu kön­nen, müss­ten sich die Inter­es­sen­ver­tre­tun­gen bes­ser qua­li­fi­zie­ren und orga­ni­sie­ren – im Unter­neh­men, in der Gewerk­schaft und in der Gesellschaft.

Stel­lung­nah­men von AKUWILL, Soli­ko­mi­tee und work-watch für das Podi­ums­ge­spräch über das The­ma „Netz­wer­ke gegen BR-Mob­bing erfolg­reich auf­bau­en“ sind eben­so wie die Ent­schlie­ßung der Kon­fe­renz in der für akti­ve Gewerk­schaf­te­rIn­nen wert­vol­len Doku­men­ta­ti­on enthalten.

Nur gemein­sam sind wir stark!
Die ein­stim­mig ver­ab­schie­de­te Ent­sch­lie- ßung for­dert das Ende „der Bekämp­fung von Betriebs­rä­ten, Per­so­nal­rä­ten und Mit­ar­bei­ter­ver­tre­tun­gen“ sowie den Stopp des „fort­ge­setz­ten Rechtsbruch[s]“. Sie kri­ti­siert vehe­ment, dass „Poli­tik, Medi­en und Jus­tiz […] sich nur in sel­te­nen Aus­nah­me­fäl­len mit dem ille­ga­len Trei­ben der Bran­che der BR-Mob­ber und Gewerk­schafts­geg­ner” befass­ten. Die­se fühl­ten sich dadurch „in ihrem kri­mi­nel­len Ver­hal­ten bestärkt.

Einband der Dokumentation der 6. Konferenz "BR im Visier" in Mannheim, 19.20.2019

Da die­se Rechts­brü­che meist unge­ahn­det blie­ben, wag­ten vie­le Akti­ve in der Fol­ge nicht oder nicht mehr, sich für ihre ver­brief­ten demo­kra­ti­schen Grund- und Men­schen­rech­te ein­zu­set­zen. Das „Recht des Stär­ke­ren“ wer­de so zu einer All­tags­er­fah­rung, das immer mehr als „Nor­ma­li­tät“ ange­se­hen wer­de – nicht nur am Arbeits­platz, son­dern zudem auch in vie­len ande­ren Berei­chen der Gesellschaft.

Es ist von daher sehr ver­ständ­lich, dass die Teil­neh­me­rIn­nen der Kon­fe­renz „BR im Visier“ den DGB und sei­ne Ein­zel­ge­werk­schaf­ten auf­for­dern, „allen Betrof­fe­nen schnel­le und spür­ba­re Unter­stüt­zung auf allen Ebe­nen zu gewäh­ren, akti­ve Ein­satz­grup­pen gegen BR-Mob­bing zu bil­den und stra­te­gisch akti­ve betrieb­li­che Gegen­macht zu fördern.“

An die von BR-Mob­bing betrof­fe­nen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen rich­tet sich der Appell: „Stärkt Eure betrieb­li­che und über­be­trieb­li­che Orga­ni­sie­rung und Ver­net­zung! Ver­langt öffent­lich die Soli­da­ri­tät, die Euch zusteht!“

Es bleibt offen­sicht­lich viel zu tun, um dem „Klas­sen­kampf von oben“ wirk­sa­mer als bis­her ent­ge­gen­tre­ten zu können.

Aus die­sem Grund wird die sieb­te Kon­fe­renz „Betriebs­rä­te im Visier“ vor­be­rei­tet. Sie fin­det am Sams­tag, den 17. Okto­ber 2020, wie­der­um im Mann­hei­mer Gewerk­schafts­haus statt.

Der sehr nütz­li­chen Doku­men­ta­ti­on der Tagung von 2019 sind vie­le auf­merk­sa­me Lese­rIn­nen zu wünschen.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar März 2020
Tagged , , , . Bookmark the permalink.