Am 1. Mai end­lich wie­der auf die Straße!

K. S.

Der 1. Mai fand in die­sem Jahr unter dem Mot­to des DGB „GeMAIn­sam Zukunft gestal­ten“ statt.

Die tra­di­tio­nel­le Demons­tra­ti­on star­te­te bei gutem Wet­ter am Gewerk­schafts­haus und zog über den Ring und die Plan­ken zum Markt­platz. Dort fand wie üblich die DGB-Kund­ge­bung statt.

Neben den Ein­zel­ge­werk­schaf­ten und lei­der nur weni­gen betrieb­li­chen Ver­tre­tun­gen gab es auch einen mun­te­ren Block der Gewerkschaftsjugend.

Mit ihren Trans­pa­ren­ten und Fah­nen betei­lig­te sich natür­lich auch die ISO Rhein-Neckar am beacht­li­chen Demons­tra­ti­ons­zug. Die zahl­rei­chen ande­ren lin­ken Orga­ni­sa­tio­nen und Initia­ti­ven waren eben­so wenig zu über­se­hen wie der anti­ka­pi-talis­ti­sche Block, der mit Ben­ga­los und Feu­er­werk einen selbst­be­stimm­ten Aus­druck suchte.

Viel­fäl­ti­ge Kundgebung
Inhalt­lich kon­zen­trier­ten sich die Reden auf die tages­po­li­ti­sche und gewerk­schaft­li­che Situa­ti­on in Deutsch­land und der Welt. Die Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Ukrai­ne-Krieg fand selbst­ver- ständ­lich ihren pro­mi­nen­ten Platz, aber sie domi­nier­te nicht die Veranstaltung.

Haupt­red­ner Ralf Sikor­ski vom Vor­stand der IG BCE skiz­zier­te die DGB-Vor­stel­lun­gen von „sozia­ler Trans­for­ma­ti­on“ und den poli­ti­schen wie gewerk­schaft­li­chen Auf­ga­ben bei den bevor­ste­hen­den gro­ßen Ver­än­de­run­gen der Arbeitswelt.

Han­si Weber von ver.di infor­mier­te über den mehr als berech­tig­ten Streik bei den Sozi­al- und Erzie­hungs­diens­ten. „Wir sind kei­ne Pack­esel“ hieß die Akti­on der GEW um Ricar­da Kai­ser. Sie the­ma­ti­sier­te die über­gro­ße Belas­tung von Lehr­kräf­ten. Der enga­gier­te neue DGB-Kreis­vor­sit­zen­de Ralf Hel­ler lote­te im Gespräch mit dem zustän­di­gen Gewerk­schafts­se­kre­tär Ange­lo Bonel­li die Bedeu­tung des Sozi­al­ta­rif­ver­trags beim GKM aus.

Ein tol­les sze­ni­sches Thea­ter der DGB-Jugend stell­te sich der Fra­ge, wie düs­ter sich die Zukunft im Jahr 2030 ohne wirk­sa­me Inter­es­sen­ver­tre­tung für die jun­gen Men­schen gestal­ten wür­de. Umso erfreu­li­cher war die Dar­stel­lung einer von star­ken Gewerk­schaf­ten durch­ge­setz­ten Alter­na­ti­ve – einer soli­da­ri­schen Gesell­schaft ohne Aus­gren­zung, Aus­beu­tung und Existenzangst.

Soli­da­ri­tät stärken
Für das Über­be­trieb­li­che Soli­ko­mi­tee unter­strich des­sen Spre­cher Wolf­gang Alles, dass die Bekämp­fung von Betriebs­rä­ten und Gewerk­schaf­ten eine auch in der Regi­on all­zu weit ver­brei­te­te kri­mi­nel­le Pra­xis sei. Sei­ne bewe­gen­de Rede mach­te klar, dass sich alle Gewerk­schaf­ten gemein­sam gegen die­se Angrif­fe weh­ren müssen.

Die groß­ar­ti­ge Band ewo² (Bernd Köh­ler, Lau­rent Leroi und Joa­chim Rom­eis) umrahm­te musi­ka­lisch die Kund­ge­bung mit Arbei­ter­lie­dern und sorg­te mit ihren poli­ti­schen Songs für eine kämp­fe­ri­sche Stimmung.

Die ISO Rhein-Neckar war auch am Markt­platz prä­sent mit ihren Trans­pa­ren­ten und Fah­nen und mit vie­len Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen v

or Ort im Gespräch. Gese­hen und gese­hen werden.

Es war gut, dass das DGB-Team um Miri­am Wal­ko­wi­ak den 1. Mai in Mann­heim ein­drucks­voll in die Öffent­lich­keit zurück­ge­holt hat. Der 1. Mai ist aus den Kämp­fen der Arbei­ter- und Gewerk­schafts­be­we­gung ent­stan­den. Und immer noch gilt – wie es in der Inter­na­tio­na­le heißt – „alles zu wer­den, strömt zuhauf“.

Ange­sichts der aktu­el­len und der kom­men­den Kri­sen stärkt es die Akti­ven, mit Froh­sinn und Leich­tig­keit aber auch Ernst­haf­tig­keit wie­der auf der Stra­ße demons­trie­ren und sich ver­sam­meln zu kön­nen. So wird die gemein­sa­me Akti­on als Aus­druck von Stär­ke erlebt.

Akti­ver werden
Doch bei den Gedan­ken an die Zukunft kom­men auch Sor­gen auf. Wie kön­nen wir die Ver­än­de­run­gen hin­krie­gen, die es braucht, um dem Kli­ma­kol­laps, den Gefah­ren des Mili­ta­ris­mus und den sozia­len Kri­sen des Kapi­ta­lis­mus erfolg­reich ent­ge­gen­tre­ten zu können?

Der Haupt­red­ner von der IG BCE gab sich über­zeugt: Die Gewerk­schaf­ten wür­den ihre Rol­le als Inter­es­sen­ver­tre­tung auch in Zukunft gut erfül­len kön­nen, da der Aus­gleich mit der Kapi­tal­sei­te auch wei­ter­hin Wohl­stand und Sicher­heit garan­tie­ren werde.

Doch was, wenn dem gar nicht so ist? Wie kampf­be­reit sind wir für die kom­men­den Konflikte?

Ist es nicht so, dass wir uns als Gewerk­schafts­ak­ti­ve fra­gen müs­sen: Wie kön­nen wir noch mehr Men­schen bewe­gen mit­zu­ma­chen? Nicht nur, aber auch am 1. Mai. Denn für jeden Meter wirk­li­chen Fort­schritts ist die orga­ni­sier­te Bewe­gung der arbei­ten­den Klas­se erforderlich.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Juni 2022
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