Durch­su­chun­gen, Ver­hö­re, ille­ga­le Ver­haf­tun­gen …
Zur aktu­el­len Situa­ti­on ukrai­ni­scher Gewerkschaften

O. K.

Unter dem Deck­man­tel des Krie­ges füh­ren die ukrai­ni­schen Behör­den eine geziel­te Offen­si­ve gegen den Ukrai­ni­schen Gewerk­schafts­bund FPU durch. Das ukrai­ni­sche Par­la­ment hat die Regie­rung ermäch­tigt, Gewerk­schafts­im­mo­bi­li­en im Wert von wahr­schein­lich meh­re­ren Mil­li­ar­den Dol­lar zu beschlagnahmen.

Grafik: NPA.

Gra­fik: NPA.

Der Gesetz­ent­wurf, der am 4. Novem­ber 2022 gebil­ligt wur­de, kam zu dem Zeit­punkt, an dem die ukrai­ni­sche Regie­rung begon­nen hat­te, den recht­li­chen Schutz von Arbeits­ver­trä­gen aus­zu­he­beln und die Gewerk­schafts­rech­te durch ein neu­es all­ge­mei­nes Arbeits­ge­setz mas­siv zu beschneiden.

Geziel­te Schwä­chung von Gewerkschaften
Die FPU lehn­te die­sen Geset­zes­ent­wurf ab und beton­te, dass dadurch die Rol­le der Gewerk­schaf­ten in der Arbeits­welt ent­schei­dend geschwächt werde.

Die ukrai­ni­sche Regie­rung will offen­bar mit der Beschlag­nah­me des Eigen­tums der FPU, die finan­zi­el­le Basis des Gewerk­schafts­bun­des unter­gra­ben. Die Ein­künf­te aus der Ver­mie­tung der Gewerk­schafts­ge­bäu­de machen einen erheb­li­chen Teil der Finan­zen des Ver­ban­des aus.

Vor kur­zem haben die gewerk­schafts­feind­li­chen Bestre­bun­gen in der Ukrai­ne einen wei­te­ren Höhe­punkt erreicht. Es wur­den Straf­ver­fah­ren gegen Gewerk­schafts­haupt­amt­li­che ein­ge­lei­tet und Durch­su­chun­gen nicht nur in ihren Büros, son­dern auch in ihren Woh­nun­gen durchgeführt.

Per­sön­li­che Mobil­te­le­fo­ne und Com­pu­ter­aus­rüs­tung wur­den ohne Durch­su­chungs­be­fehl beschlag­nahmt. Die­se Maß­nah­men wer­den in einer Erklä­rung der FPU als „abso­lut inak­zep­ta­bel“ für einen Staat bezeich­net, der sich offi­zi­ell zu demo­kra­ti­schen Wer­ten bekennt.

Unter­su­chungs­haft“ für Gewerkschaftsvorstand
Der stell­ver­tre­ten­de FPU-Vor­sit­zen­de Volo­dym­yr Say­en­ko, zustän­dig für das Eigen­tum des Gewerk­schafts­bun­des, wird seit meh­re­ren Mona­ten in „Unter­su­chungs­haft“ gehalten.

Eine Frei­las­sung wur­de ihm nur bei Zah­lung einer unver­hält­nis­mä­ßig hohen Kau­ti­on von 124 Mil­lio­nen ukrai­ni­schen Hrywn­ja (UAH) in Aus­sicht gestellt. Zum Ver­gleich: Ein monat­li­ches Durch­schnitts­ge­halt beträgt 10.000 UAH.

Say­en­kos Beru­fungs­ver­fah­ren wird nicht behan­delt. Immer wie­der wer­den „tech­ni­sche“ Grün­de für die Ver­schie­bung von Anhö­run­gen vorgeschoben. 
Aus die­sem Grund kon­tak­tier­te die FPU-Arbeits­grup­pe die staat­li­chen Behör­den und den par­la­men­ta­ri­schen Unter­su­chungs­aus­schuss, der sich mit der Eigen­tums­fra­ge der FPU befasst.

Die FPU bekräf­tig­te, dass der Gewerk­schafts­bund der Ukrai­ne 1992 sein Eigen­tum recht­mä­ßig erwor­ben habe. Dies wer­de auch durch staat­lich aner­kann­te Eigen­tums­ur­kun­den belegt. Den­noch haben die Behör­den ein Straf­ver­fah­ren wegen des angeb­li­chen ille­ga­len Erwerbs von Immo­bi­li­en durch die Gewerk­schaf­ten eingeleitet. 

Immo­bi­li­en­spe­ku­lan­ten im Hintergrund?
Die FPU hat ihren Rechts­stand­punkt zu die­ser Fra­ge öffent­lich dar­ge­legt und ent­spre­chen­de Appel­le an das ukrai­ni­sche Par­la­ment, die Wer­chow­na Rada, an das Minis­ter­ka­bi­nett der Ukrai­ne und an den Prä­si­den­ten der Ukrai­ne gerich­tet. Dar­auf gab es jedoch ledig­lich nichts­sa­gen­de for­ma­le Antworten. 

Der Gewerk­schafts­bund gibt aber nicht auf. Er hat erneut das Minis­ter­ka­bi­nett und den Prä­si­den­ten schrift­lich auf­ge­for­dert, die Situa­ti­on objek­tiv zu prü­fen und nicht zuzu­las­sen, dass besitz­gie­ri­ge Abge­ord­ne­te die ukrai­ni­schen Gewerk­schaf­ten zerstören.

Der Ukrai­ni­sche Gewerk­schafts­bund hat auch den Euro­päi­schen und den Inter­na­tio­na­len Gewerk­schafts­bund über die staat­li­che Bedro­hung der eige­nen Orga­ni­sa­ti­on informiert.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Mai 2023
Tagged , , , . Bookmark the permalink.