„Das System aushebeln“
N. B.
So wie es ist, geht es nicht weiter. Das wissen wir schon lange. Doch seit nunmehr drei Jahren drängen insbesondere junge Menschen vermehrt darauf, dass sich etwas grundlegend ändern muss. Diese Notwendigkeit hat auch Fridays for Future mit dem Motto des globalen Klimastreiks am 24. September 2021 - „Uproot the system“ („Das System aushebeln“) - aufgegriffen.
In der Rhein-Neckar-Region gingen tausende Menschen an diesem Tag auf die Straße. Sie demonstrierten für eine Klimapolitik, die diesen Namen wirklich verdient hat. Allein in Mannheim zogen mehr als 4.000 Menschen vom Alten Meßplatz aus durch die Innenstadt, Aktive der ISO Rhein-Neckar mittendrin.
Auf den Streiktag hatten sich die Klima-Aktivist*innen sowohl in Mannheim am Alten Meßplatz als auch in Heidelberg auf der Neckarwiese mit einem einwöchigen Camp vorbereitet. Sie hatten damit deutlich gemacht: Es geht nicht nur um einzelne herausragende Ereignisse wie den globalen Klimastreik, sondern auch um kontinuierliche, intensive Vernetzung und Austausch.
Kinder und Omas
Auf der Demo stach sofort ins Auge: Ein Wandel der Klimapolitik ist nicht nur den jüngeren Generationen ein Anliegen. Menschen jeden Alters setzten sich am 24. September 2021 für mehr Klimagerechtigkeit ein. Zu den besonders überzeugten und überzeugenden Teilnehmenden gehörten die vielen Kinder. Kindergarten- und Schulkinder forderten in gemeinsamen Sprechchören die Umstehenden auf: „Leute, lasst das Glotzen sein, reiht euch in die Demo ein!“ Sie erklärten auch gleich, dass sie deshalb „hier und laut“ sind, „weil ihr uns die Bildung klaut!“
Systemwandel?
Nicht nur in der Alterspanne war die Demonstration sehr vielfältig, sondern auch in der politischen Ausrichtung der Teilnehmenden. Während die einen sich große Illusionen über einen grünen Kapitalismus zu machen schienen, zeigten andere klar antikapitalistische Überzeugungen. Von Vertreter*innen der SPD und der Grünen bis hin zu Antifaschist*innen und Sozialist*innen beteiligten sich Menschen an der Demo.
Den Slogan „System change not climate change“ („Systemwandel statt Klimawandel“) schienen aber viele der Teilnehmenden zu unterstützen. Zunehmend mehr Aktive der Klimagerechtigkeitsbewegung kommen offenbar zu dem radikalen Schluss: Wir können eine lebenswerte (Um-)Welt nur dann erreichen, wenn wir Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend verändern. Das bedeutet in der Konsequenz, dass die Profitlogik des Kapitalismus überwunden und die Produktion von den Arbeitenden kontrolliert werden muss. Nur dann können wir Wirtschaft und Gesellschaft entsprechend der Bedürfnisse der großen Mehrheit der Menschen, der arbeitenden Klasse, und der Umwelt neugestalten.
Klassen- und Klimakämpfe
Unser auf der Demo verteiltes Flugblatt „Kapitalismus grünfärben oder Klimakatastrophe verhindern?“ mit der Ankündigung des ISO-Infoabends zum GDL-Streik stieß auf freundliches Interesse und spürbare Zustimmung. Zudem konnten wir auch die Streik Zeitung zur Unterstützung des Tarifkampfs der GDL verteilen. Nur wenige Menschen schienen den Zusammenhang zwischen dem Ausstand des Bahnpersonals und dem Klimastreik nicht sehen zu können oder zu wollen.
Der globale Klimastreik am 24. September 2021 hat Mut gemacht. So viele Menschen haben wir schon lange nicht mehr auf Mannheims Straßen gesehen. Besonders gefreut hat uns, dass immer mehr Aktive der Klimabewegung den Zusammenhang zwischen sozialen und ökologischen Fragen erkennen und den Kapitalismus grundlegend anzweifeln. Diese Einsicht muss sich nun mehr und mehr in Taten umsetzen.