Ham­ba­cher Fest der beson­de­ren Art

Geleb­te Demo­kra­tie“ zur Unter­stüt­zung des Faschismus?

E. B.

Einen „Marsch aufs Schloss“ hat­ten Quer­leug­ner-Kanä­le für den 28. Mai 2022 in Neu­stadt an der Wein­stra­ße angekündigt.

Auf­ge­ru­fen zur Umwid­mung des „Demo­kra­tie­fes­tes“ auf dem Ham­ba­cher Schloss hat­ten unter ande­rem der Unter­neh­mer und „Coro­na- Akti­vist“ Wolf­gang Kocha­nek, die ört­li­che „AfD“ und die „Frei­en Pfälzer“.

Zug zum Hambacher Fest 1832. (Teilkolorierte Federzeichnung von Erhard Joseph Brenzinger mit falscher Farbreihung der Fahnen. Bild: Gemeinfrei.)

Zug zum Ham­ba­cher Fest 1832. (Teil­ko­lo­rier­te Feder­zeich­nung von Erhard Joseph Brenz­in­ger mit fal­scher Farb­rei­hung der Fah­nen. Bild: Gemeinfrei.)

Ihre Demo war nicht erlaubt wor­den. Solan­ge wie gela­de­ne Gäs­te an der Fest­ver­an­stal­tung teil­nah­men, hin­der­te die Poli­zei zunächst die trotz Ver­bots ange­tre­te­ne Men­ge aus meist männ­li­chen Impf­geg­nern, Neo­fa­schis­ten, Reichs­bür­gern und Ver­schwö- rungs­ideo­lo­gen am Zutritt. Danach wur­de der rech­te Marsch „spon­tan“ genehmigt.

3.000 konn­ten so unge­hin­dert auf das Schloss­ge­län­de vor­drin­gen. Anti­se­mi­ti­sche und den Holo­caust rela­ti­vie­ren­de Paro­len waren zu hören. Akti­vis­tin­nen und Akti­vis­ten der Gedenk­stät­te für NS-Opfer in Neu­stadt und des Bünd­nis­ses gegen Rechts, die Info­stän­de auf der Schloss­ter­ras­se auf­ge­baut hat­ten, wur­den von dem brau­nen Pöbel belei­digt und mit Müll bewor­fen. Auf Drän­gen der Poli­zei muss­ten sie ihre Stän­de abbau­en, um die rech­ten Mar­schie­rer nicht „zu provozieren“.

Das Regio­na­le Bünd­nis gegen Rechts Neu­stadt bezeich­ne­te danach in einer Stel­lung­nah­me das Fest als geschei­tert und for­der­te „eine lücken­lo­se Auf­ar­bei­tung der Vor­fäl­le“. Dem Bünd­nis zufol­ge „scheint das Ham­ba­cher Demo­kra­tie­fest in einer Rei­he [von] … rech­ten Erfol­gen, sym­bol­träch­ti­ge Orte der Demo­kra­tie zu okku­pie­ren, zu ste­hen. Dies hät­te nicht gesche­hen dürfen.“

Stadt und Poli­zei hin­ge­gen spre­chen in Zusam­men­hang mit der rech­ten Demo, aus der Anti­fa­schis­tin­nen und Anti­fa­schis­ten bedroht und die Erin­ne­rung an die Opfer von Nazi-Ter­ror und Holo­caust ver- höhnt wur­de, von „geleb­ter Demo­kra­tie“. Das muss, wie es die VVN-BdA for­mu­lier­te, als „zyni­sche Ver­dre­hung der Tat­sa­chen“ ange­se­hen wer­den. Denn die­ses Demo­kra­tie­fest der beson­de­ren Art war ein wei­te­res Bei­spiel des ver­ständ­nis­vol­len Umgangs von eta­blier­ter Poli­tik und Poli­zei mit den Fein­den demo­kra­ti­scher Grund- und Menschenrechte.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Juli/August 2022
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