Sommerpause der Toraktionen
K.L.
Vor über einem Jahr kündigte die ICL-Konzernleitung um Stefan Borgas im Auftrag des Multimilliardärs Ofer die Zerschlagung des hochprofitablen Standorts Ludwigshafen an. Ein Bestandteil dieser Kahlschlagsstrategie ist auch die Verlagerung der Bereiche Personal und Finanzen in das Steuerparadies Amsterdam.
Betriebsrat und Belegschaft protestierten gegen diese Pläne mit Ausdauer. Unter anderem organisierten sie über ein Jahr lang in zweiwöchentlichem Rhythmus „aktive Mittagspausen“. Jetzt steht eine Sommerpause dieser Aktionen vor den Werkstoren sowohl in Ludwigshafen als auch in Ladenburg an. Die Hartnäckigkeit der Gegenwehr verdient umso mehr Respekt, als die Geschäftsleitung mit den verschiedensten Störmanövern diesen Protest abzuwürgen versuchte.
Eine kurze Zwischenbilanz
Zwar konnten die Verkäufe letztlich nicht verhindert werden. Die Bereiche Pharma-Kosmetik, Aluminium-Salze, Wasserbehandlung, Gips, Kunststoff für Schuhproduktionskappen sowie Chemikalien für die Papierherstellung sind mittlerweile an Investoren beziehungsweise an Konkurrenten übergegangen.
In Ludwigshafen konnte das Management allerdings den Infrastrukturbereich mit rund 100 Beschäftigten bisher noch nicht verkaufen.
Dem ICL-Betriebsrat gelang es mit der anhaltenden Unterstützung durch große Teile der Belegschaft, gewisse Mindestbedingungen für die betroffenen Bereiche und die dort arbeitenden KollegInnen durchzusetzen (Erhalt der Tarifbindung, Bildung von Betriebsräten, keine betriebsbedingten Kündigungen…). Das ist unter den gegebenen Bedingungen der kapitalistischen Offensive kein kleiner Erfolg.
Am Standort Ladenburg ist der Geschäftsbereich Phosphat mit derzeit rund 400 Beschäftigten noch nicht von weitergehenden „Restruktierungen“ betroffen. Aber in Betriebsratskreisen wird auch eine Schwächung dieses nordbadischen Produktionsstandortes befürchtet.
Aktuell wird es für die Betriebsrats-KollegInnen darum gehen, eine Standortkoordination nicht nur der einzelnen sich jetzt herausbildenden neuen BR-Gremien, sondern auch des gewerkschaftlichen Aktivenkreises aufzubauen. Der Kampf geht weiter…