Statt Milliarden für wenige!
U.D.
Mit einem harten, aber zeitlich befristeten „Lockdown“ hätte die Chance bestanden, die Pandemie bereits im Jahr 2020 einzudämmen. Aber die damit verbundene Schließung aller (!) nicht lebensnotwendigen Unternehmen war weder vom Kapital noch von den Regierenden gewollt. Stattdessen ordneten sich die Regierungen mit ihrer „wirtschaftsorientierten“ Politik den Bedürfnissen der Profitmaximierung unter.
Todeszahlen - und Profite steigen
Diese Unterordnung ist verantwortlich für Hundertausende COVID-19-Tote. Verantwortlich für psychische Schädigungen, gerade auch von Kindern und Jugendlichen. Verantwortlich für finanzielle und soziale Probleme insbesondere der arbeitenden Klasse, der Kleinst- und Solounternehmen, der künstlerisch Tätigen usw.
Bislang sind laut WHO weltweit rund 4 Millionen Menschen durch COVID-19 gestorben. Andere Berechnungen gehen von einer etwa doppelt so hohen Zahl aus.
Dabei ist die Pandemie noch längst nicht vorbei. Wir erleben neuerliche lokale Ausbrüche in den Industrieländern. Neue Mutanten und weitere Pandemie-Wellen drohen. Nicht zuletzt breitet sich die Pandemie verstärkt in Afrika und in Indonesien aus. Immer noch sterben täglich tausende Menschen und ein Ende ist nicht in Sicht.
Aber für die Kapitalbesitzenden hat sich diese menschenverachtende Politik gelohnt. Weltweit hat die Konzentration von Reichtum und Macht auch im Pandemie-Jahr 2020 zugenommen: Die Zahl der US-Dollar-Milliardäre ist laut der Wirtschaftszeitung Forbes um 660 auf 2775 gestiegen; deren Gesamt-Vermögen von 8 Billionen auf 13,1 Billionen US-Dollar angewachsen.1
Menschenrechte statt Pharmaprofite
Mit hunderten Euro-Millionen wurde die Impfstoffentwicklung an Universitäten und Forschungseinrichtungen vorangetrieben. Ohne diese Finanzmittel hätte es die schnellen Forschungserfolge sicherlich nicht gegeben.
Anstatt die Patentrechte als gesellschaftliches Eigentum zu betrachten, akzeptieren die Regierenden deren private Aneignung. Anstatt die Patente zum Nutzen aller Menschen freizugeben und die Impfstoff-Produktion weltweit und koordiniert auszuweiten, wird dies profitorientierten Einzelunternehmen überlassen.
Für die Patent-Inhaber und Impfstofffirmen ist damit die COVID-19-Pandemie zu einer sprudelnden Goldquelle geworden. Milliarden Impfdosen für Erst- und Folgeimmunisierungen werden in den kommenden Jahren benötigt und sichern Milliardenumsätze und -gewinne.
„Pandemiemilliardäre“
Dazu passt ein Bericht von Forbes über „Pandemiemilliardäre“.2 Dazu zählen unter anderem Uğur Şahin (Biontech) und Stéphane Bancel (Moderna). Deren Vermögen ist durch COVID-19 so sprunghaft angewachsen, dass sie inzwischen zu den 1.000 reichsten Menschen der Welt gehören.
Şahin stand Anfang 2021 mit 4 Mrd. US-Dollar noch auf Platz 729 der globalen Liste der Superreichen. Aktuell steht er mit 9 Mrd. an 276. Stelle.
Bancel stand Anfang 2021 mit 4,3 Mrd. US-Dollar noch auf Platz 665. Aktuell steht er mit 7,1 Mrd. auf Platz 386.³
Aber auch die Eigentümer einiger Zuliefer- und Auftragsforschungsfirmen wurden in den Club der Milliardäre katapultiert. Ob Masken, Schutzausrüstung oder Glasfläschchen für Impfstoff − mit der Pandemie lassen sich offensichtlich enorme Summen „verdienen“.
Kein Wunder also, dass sich Uğur Şahin gegen die Patentfreigabe ausspricht.
Globale Impfgerechtigkeit erkämpfen
Die globale Pandemie kann nur global überwunden werden. Dazu müssen weltweit und schneller als bisher alle Impfwilligen geimpft werden.
Daher sind folgende Schritte notwendig:
1. Die Impfstoffpatente müssen freigegeben werden.
2. Weltweit müssen mit finanzieller Unterstützung der reichen Länder die Forschungs- und Produktionskapazitäten erhöht werden.
3. Zur Unterstützung von Forschung und Produktion bedarf es zusätzlichen Technologie- und Wissenstransfer.
4. Die internationale Impfkampagne muss Impfstoff und tech nische Impfkapazitäten global „gerecht“ verteilen.
5. Die Pharma- und Impfstoffindustrie muss in gesellschaftliches Eigentum überführt und einer demokratischen Kontrolle unterworfen werden.
Nur wenn es gelingt, diesen Aktionsplan gegen die herrschende Politik und die Profitinteressen der Pharmakonzerne und Großaktionäre durchzusetzen, haben Solidarität und Menschlichkeit wirklich eine Chance. Dafür bedarf es einer breiten sozialen Front. Und dafür setzen wir uns ein.