B. G.
Der vorläufige Abbruch der Tarifverhandlungen zwischen IG Metall (IGM) und Südwestmetall am 27. Januar in Stuttgart kam für viele überraschend. Hatten doch die Nachtgespräche der beiden Seiten eher einen Abschluss als eine weitere Eskalation erwarten lassen. Zudem gab es bis dahin mehrere Kompromissversuche der Gewerkschaft.
Laut Stuttgarter Zeitung vom 28.01.18 sagte der IGM- Vorsitzende Hofmann, dass die IG Metall den Unternehmern bei der Arbeitszeit weit entgegengekommen sei. Die Gewerkschaft „sei zu einer ‚deutlichen Ausweitung der Möglichkeiten von Arbeitgeberflexibilität‘ und der ‚wirksamen Begrenzung von Betriebsratsmitbestimmung‘ bereit gewesen. Die Gegenseite hätte den Vorschlag ‚vom Tisch gewischt‘.“
Südwestmetall-Vertreter Wolf und Gesamtmetall-Präsident Dulger sahen die Schuld an der Nichteinigung natürlich bei der IGM.
Die Gewerkschaft kündigte noch am 27.01.2018 24-stündige Warnstreiks in rund 250 Betrieben aller Tarifgebiete an, 70 davon in Baden-Württemberg und 4 in Mannheim (Benz, Caterpillar, John Deere und Wabco). Gleichzeitig unterstrich Hofmann aber, dass man hoffentlich am ersten Februar-Wochenende wieder „am Verhandlungstisch sitzen“ werde. Deshalb sind bisher die Tarifverhandlungen auch nicht für gescheitert erklärt.
Regionalverbände von Gesamtmetall versuchen mittlerweile auf Anweisung des Dachverbandes, die angeblich „rechtswidrigen Streiks“ der Gewerkschaft per Arbeitsgericht zu verbieten. Offensichtlich wollen die Kapitalisten in dieser Tarifrunde nicht nur ausloten, wie weit die IG Metall handlungsfähig und -willig ist, sondern ob sie das begrenzte Streikrecht in der Bundesrepublik noch weiter einschränken können.
Das Beste, was der IG Metall und allen Gewerkschaften hierzulande passieren könnte, ist deshalb das Scheitern der Verhandlungen. Dies wäre die Voraussetzung für eine Urabstimmung über den Flächenstreik. Die IG Metall-Führung und die Kapitalisten würden danach sehr schnell merken, dass sich durch einen Arbeitskampf Kräfteverhältnisse auch am Verhandlungstisch spürbar zugunsten der Gewerkschaftsmitglieder verändern. Denn: Nur wer kämpft, kann gewinnen!