Som­mer-Semi­nar 2023 der ISO Rhein-Neckar

Kapi­ta­lis­mus oder Sozialismus?

 

R. G.

Teilansicht des Plenums unseres Sommerseminars in Mannheim, 12.08.2023. (Foto: Avanti².)

Teil­an­sicht des Ple­nums unse­res Som­mer­se­mi­nars in Mann­heim, 12.08.2023. (Foto: Avanti².)

Der Titel unse­res dies­jäh­ri­gen Som­mer­se­mi­nars der ISO Rhein-Neckar lau­te­te „Kapi­ta­lis­mus: Para­dies der aller­letz­ten Gene­ra­ti­on? Sozia­lis­mus: Eine Uto­pie?“. Ziel war zum einen die Ver­tie­fung des gemein­sa­men Ver­ständ­nis­ses vom aktu­el­len Kapi­ta­lis­mus. Zum ande­ren ging es um die Durch­set­zung einer demo­kra­ti­schen, soli­da­ri­schen und öko­lo­gi­schen Gesellschaft.

Die Ver­an­stal­tung war in zwei Tei­le geglie­dert: Ers­tens die Dar­stel­lung des heu­ti­gen Kapi­ta­lis­mus und sei­ner Kri­sen und zwei­tens die not­wen­di­gen revo­lu­tio­när-sozia­lis­ti­scher Alter­na­ti­ven zum Cha­os des Pro­fit­sys­tems. Doku­men­ta­ri­sche Film­aus­schnit­te von Ernest Man­dels hell­sich­ti­ger Kri­tik das Kapi­ta­lis­mus und Lie­der von John Len­non und Bernd Köh­ler locker­ten das Semi­nar auf.

Die apo­ka­lyp­ti­schen Reiter
Im ers­ten Refe­rat ging es unter ande­rem um die Spal­tung der Gesell­schaft in unter­schied­li­che Klas­sen, um die Ver­tei­lung des Reich­tums die­ser Welt zu Guns­ten eini­ger weni­ger und die zuneh­men­de Kon­zen­tra­ti­on von Kapi­tal und Macht.

Sehr ein­drück­lich zeig­te der Refe­rent die Fol­gen und das Elend der aktu­el­len Kri­sen des Kapi­ta­lis­mus. Dazu über­nahm er das bibli­sche Bild der vier apo­ka­lyp­ti­schen Rei­ter. Die­se stün­den für Krieg, Tod, Hun­ger und Seu­chen und sei­en ein pas­sen­des Sym­bol für die Schre­cken des glo­ba­len Kapitalismus.

Mit sta­tis­ti­schen Welt­kar­ten gelang es, die enor­me Unge­rech­tig­keit des herr­schen­den Sys­tems ein­präg­sam zu ver­mit­teln. So sei­en die Men­schen in den armen und weni­ger ent­wi­ckel­ten Län­der von Hun­ger, feh­len­der Schul­bil­dung, man­geln­der Gesund­heits­ver­sor­gung und Krieg beson­ders betroffen.

Kapi­ta­lis­mus abschaffen
Der zwei­te Vor­trag bot einen anspruchs­vol­len Ein­stieg in die Theo­rie des revo­lu­tio­nä­ren Mar­xis­mus. Unter ande­rem behan­del­te er das Wesen des bür­ger­lich-kapi­ta­lis­ti­schen Staats, das Ver­hält­nis von Reform und Revo­lu­ti­on sowie unse­re stra­te­gi­schen Vor­schlä­ge zur Über­win­dung des Kapitalismus.

Aus­ge­hend von dem Bei­spiel und den Erfah­run­gen der Pari­ser Kom­mu­ne sowie den fol­gen­den Revo­lu­tio­nen habe sich die Räte­de­mo­kra­tie als Gegen­mo­dell zur bür­ger­li­chen Klas­sen­ge­sell­schaft erwie­sen. Sie sei das direk­te Ergeb­nis der Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on und Eigen­ak­ti­vi­tät der arbei­ten­den Klas­se und für die­se die ein­zi­ge Mög­lich­keit, ihre Inter­es­sen durch­zu­set­zen. Im bür­ger­li­chen Staat sei dies nicht mög­lich, da die­ser untrenn­bar mit dem Kapi­ta­lis­mus und den Pro­fit­in­ter­es­sen der herr­schen­den Klas­se ver­knüpft sei.

Zum Schluss behan­del­te unser Refe­rent die Fra­ge, wie der Kapi­ta­lis­mus über­wun­den wer­den kann. Ange­sichts der Kri­sen­haf­tig­keit die­ses Sys­tems und des unter­ent- wickel­ten poli­ti­schen Klas­sen­be­wusst­seins der Arbei­ten­den sei ein Pro­gramm von Über­gangs­for­de­run­gen not­wen­dig. For­de­run­gen, die Mas­sen­mo­bi­li­sie­run­gen ermög­li­chen und sich im Kapi­ta­lis­mus nicht voll­stän­dig umset­zen lassen.

Bei­spie­le für sol­che For­de­run­gen sei­en zum einen die sys­te­ma­ti­sche Ver­kür­zung der Arbeits­zeit bei vol­lem Per­so­nal- und Lohn­aus­gleich zur Bekämp­fung von Erwerbs­lo­sig­keit und Armut, zum ande­ren die glei­ten­de Lohn­ska­la, die die Löh­ne kon­ti­nu­ier­lich an die Preis­stei­ge­run­gen anpasse.

Breit­ge­fä­cher­te Diskussionen
Die Dis­kus­sio­nen berühr­ten zahl­rei­che The­men des all­täg­li­chen kapi­ta­lis­ti­schen Wahn­sinns in Deutsch­land und der Welt. Nicht weni­ger inten­siv wur­de die Räte­de­mo­kra­tie sowie ihr his­to­ri­scher Hin­ter­grund und ihre Funk­ti­ons­wei­se diskutiert.

Unser Semi­nar bot den Teil­neh­men­den einen inter­es­san­ten Gedan­ken­aus­tausch, inten­si­ve Anre­gun­gen durch neue oder bereits bekann­te Ideen und letzt­end­lich eine Berei­che­rung für das eige­ne Den­ken und Handeln.

Aus Avan­ti² Rhein-Neckar Sep­tem­ber 2023
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