H. S.
Am Sonntag, den 28.04.2019, war im Mannheimer kommunalen Kino Cinema Quadrat ein spannender Filmnachmittag angesagt. Die Veranstaltung „ABBau Stop! – Solidarität gegen Entlassungen“ warf einen Blick zurück auf die harten Auseinandersetzungen im Käfertaler Kraftwerksbau ab Ende der 1980er Jahre.
Rund 70 TeilnehmerInnen, darunter viele ehemalige und ganz wenige noch dort beschäftigte KollegInnen, waren der Einladung von Cinema Quadrat, IG Metall Mannheim, Rhein-Neckar-Industriekultur e.V. und Überbetrieblichem Solidaritätskomitee Rhein-Neckar gefolgt.
Zum einen konnten sich die Anwesenden mit der äußerst interessanten Geschichte des Widerstandes gegen brutale Konzernstrategien auseinandersetzen. Diese reicht von den Anfängen der Fusion von BBC und Asea zu ABB bis hin zur Übernahme durch GE, die vor allem nach der Schließung der Produktion Ende 2017 ein kriminelles Ende eingeläutet hat
Zum anderen wurde der wenig bekannte, aber sehr berührende Dokumentarfilm „Brüder zur Sonne, zur Freiheit“ von Jan-Christoph Hassel gezeigt. 1987 hatte der dramatische Kampf um die Arbeits- und Ausbildungsplätze und den Erhalt des traditionsreichen Werks begonnen. Zehn Jahre danach, im Jahr 1997, ist der Film gedreht worden.
Denkmalschutz für Torbau?
Zunächst aber skizzierte Barbara Ritter vom Verein Rhein-Neckar-Industriekultur die Bedeutung des ursprünglichen BBC-Werkes. Insbesondere der „Torbau“ müsse unter Denkmalschutz gestellt werden und die einmalige Technik- und Sozialgeschichte auf dem BBC-Areal vor dem Vergessen bewahrt werden.
Wolfgang Alles, ehemaliger Betriebsrat bei ABB Kraftwerke, ist heute im Überbetrieblichen Solidaritätskomitee aktiv. Er erinnerte in seinem Vortrag zum Thema „ABBau Stop!“ an viele „Splitter eines 30-jährigen Kriegs gegen Arbeit und Menschenrechte“. Aus seiner Darstellung wurde verständlich, warum und wie sich der lange Kampf entwickelt hat. Die ABB-Führung unter ihrem Boss Percy Barnevik führte die damals neuesten Managementmethoden aus den USA ein. Damit trieb er die Profitmaximierung in Form der „Diktatur der Zahlen“ gnadenlos voran – und fuhr den Power-Sektor an die Wand.
Betriebsrat und die vor allem in der IG Metall organisierte Belegschaft haben sich über Jahrzehnte kreativ und durchaus erfolgreich gegen immer neue massive Personalabbaupläne zur Wehr gesetzt. Dies änderte sich auch nicht, als die komplette Energiesparte von ABB an den französischen ALSTOM-Konzern veräußert wurde. Im Gegenteil: Bis heute ist zum Beispiel die legendäre siebentägige Betriebsversammlung im Frühjahr 2005 unvergessen.
Totengräber GE
Erst nachdem ALSTOM, trotz anderer Alternativen, 2015 das Werk an den amerikanischen Mischkonzern General Electric (GE) weiterverkaufte, wurde der Widerstand der Belegschaft gebrochen. Binnen kürzester Zeit wurden die Produktions-Standorte in Deutschland, darunter der größte Standort in Mannheim-Käfertal, plattgemacht.
Die Vorführung von „Brüder zur Sonne zur Freiheit“ rundete die gelungene Veranstaltung inhaltlich sehr gut ab. Jan-Christoph Hassel interviewt in dem Dokumentarstreifen Beschäftigte des Mannheimer ABB-Werks – unter anderem den leider viel zu früh verstorbenen ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden Dieter Münch.
Die KollegInnen berichten vor der Kamera sehr authentisch über ihre Situation angesichts der wiederholten Bedrohung ihrer Existenz. Sie sprechen von ihren Erfahrungen und denken über ihre persönlichen und gewerkschaftlichen Perspektiven in einem internationalen Großkonzern nach.
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund der zwischenzeitlich erfolgten Zerschlagung des Mannheimer Werks durch GE hinterließ dieser Film einen nachhaltigen Eindruck beim Publikum