Entenhausen oder der gemeine Kapitalismus
Wer kennt Dagobert Duck nicht? Die stinkreiche Figur aus dem Comic, die sprichwörtlich im Geld badet? Mittlerweile hat die Realität die Karikatur von Entenhausen weit überholt.
Es ist kein Geheimnis. Die soziale Kluft ist weltweit und gerade auch in Deutschland riesig. Dennoch ist der Prozess der Umverteilung von unten nach oben keineswegs gestoppt. Im Gegenteil – die Herrschenden und ihre PolitikerInnen beschleunigen ihn skrupellos weiter. Wer sind die Herrschenden? Nach den zur Verfügung stehenden Informationen kontrollieren 147 transnationale Konzerne die Weltwirtschaft. Rund 1.400 Milliardärsclans sind die eigentlichen Beherrscher dieser Wirtschaftmacht.
In der Frankfurter Rundschau war am 20. September 2014 zu lesen: „Noch nie hatte die globale Kriminalität eine so gute Konjunktur.“ Den Angaben zufolge betrug 2013 der Weltmarkt für „Finanzderivate“ 720 Billionen US-Dollar, das Weltsozialprodukt hingegen „nur“ 62 Billionen und das Welthandelsvolumen 15 Billionen US-Dollar. In rund 65 Steueroasen wurden alleine 6 Billionen des insgesamt 75 Billionen US-Dollar umfassenden privaten Geldvermögens gehalten.
In Deutschland verfügen laut DIW ganze 0,1 Prozent der Bevölkerung über 22,5 % des Reichtums und haben das Sagen. Das größte Vermögen und die Macht sind also bei wenigen Familien konzentriert. Das private Nettovermögen hat sich von 1992 bis 2012 mehr als verdoppelt. Davon besitzt das reichste 1 Prozent hierzulande 35,8 %, und die wohlhabendsten 10 Prozent verfügen über 66,6 % des Reichtums dieser Gesellschaft. Der unteren Hälfte der Gesellschaft gehört davon gerade einmal 1 – in Worten: ein – Prozent! Die Logik der Profitmaximierung führt zu perversen Folgen. Beispielsweise würde das Essen, das allein in Europa weggeworfen wird, ausreichen, um alle Hungernden der Erde zweimal zu sättigen. Das alles ist kein Naturereignis, und schon gar nicht ist diese Entwicklung alternativlos. Sie ist eine Folge des Kapitalismus im allgemeinen und seiner neoliberalen Ausprägung seit 1973 im besonderen. Die Krise des Jahres 2007 hat nicht nur die Bankenwelt und die EU an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Millionen, vor allem junge Menschen haben dadurch schon jetzt ihre Arbeit, ihr Einkommen, ihre Wohnung und ihre Perspektiven verloren. Viele Staaten, Regionen und Kommunen sind finanziell am Ende.
Dennoch oder gerade deswegen können die Superreichen und die Reichen immer mehr absahnen. Politik, Wirtschaft und Medien gaukeln uns vor, dass die Lösung der Probleme angegangen werden würde. Mittels des Dreiklangs aus „EU-Agenda 2020“,„Fiskalpakt“ und „Europäischem Stabilitätsmechanismus“ ESM wird unter dem Vorwand der „Staatsschuldenkrise“ ein gnadenloses Programm zur Sanierung und Steigerung der Gewinne der Banken und Konzerne durchgesetzt. Die Folgen sind noch mehr Arbeitslosigkeit, noch mehr Armut, noch mehr Überwachung und noch mehr Entrechtung der großen Mehrheit der Bevölkerungen. Wir können entweder diese bedrohlichen Entwicklungen ignorieren. Oder aber wir leisten einen Beitrag zur Aufklärung und helfen, Alternativen zu entwickeln! In der Europäischen Union (EU) stehen 10 Billionen Euro öffentlicher Schulden einem privaten Geldvermögen von 27 Billionen Geldvermögen gegenüber – also dem 2,7-fachen der Staatsschulden. Es ist also genug Geld für die Finanzierung unserer grundlegenden gesellschaftlichen Bedürfnisse da. Es muss nur dort geholt werden, wo es ist: bei den Reichen und Superreichen, bei den Konzernen und Banken.