O. T.
Ab 10. Januar 2019 startet die bundesweite Aktion „Olympischer Brief“ in Kiel. Sie will Druck für ein an den Bedürfnissen der Menschen orientiertes Gesundheitssystem erzeugen. Von Kiel aus wird die 40 Meter lange Schriftrolle mit dem Brief und möglichst vielen Unterschriften in einem Stafettenlauf quer durch Deutschland transportiert.
Die breit angelegte Aktion soll auf die schlimme Situation im Gesundheitswesen aufmerksam machen und vor allem die Betroffenen in den Krankenhäusern einbeziehen. Die entsprechenden Termine für den Rhein-Neckar-Raum werden noch bekannt gegeben.
Am 5. Juni 2019 wird der Brief mit einem zentralen Demonstrationszug in Leipzig der dort tagenden Konferenz der GesundheitsministerInnen übergeben werden.
Unterstützt diese Aktion!
Facebookseite: www.facebook.com/olympic.letter/
Im Folgenden dokumentieren wir den „Olympischen Brief“
An
Die Gesundheitsminister*innenkonferenz,
den Bundesminister für Gesundheit,
die Gesundheitsminister*innen und -senator*innen der Länder,
wir schreiben Ihnen aus dem ganzen Bundesgebiet, aus öffentlichen, privaten, freigemeinnützigen und kirchlichen Krankenhäusern. Wir sind Pflegekräfte, Ärzt*innen, Hebammen, Reinigungskräfte, Physio- und Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, MT-R-L-F-A‘s, Service-, Verwaltungs- und Technikangestellte.
Wir haben es satt, ausgenutzt und verheizt zu werden!
Die Bedingungen, unter denen wir arbeiten machen krank – und gefährden die Patient*innen. Burnout, Depressionen und chronische Rückenschmerzen nehmen zu. Stress und Überlastung sind der unerträgliche Normalzustand. Viele von uns sind unterbezahlt und prekär beschäftigt. Und wir sind viel zu Wenige. An uns wird gespart und es wird sich an uns bereichert. Patient*innen werden blutig entlassen und Angehörige sind gezwungen den Pflegenotstand selbst abzufedern. Das macht uns wütend und wir nehmen es nicht länger hin!
Seit der Einführung der Fallpauschalen agieren Krankenhäuser wie Konzerne im Konkurrenzkampf. Patient*innen und Beschäftigte werden den Zwängen von Kostendruck und Profitmaximierung untergeordnet. Ihr Leben, ihre Bedürfnisse und Sorgen, selbst ihre Schmerzen spielen keine Rolle. Im durchökonomisierten Krankenhausbetrieb sind Gewinn und Verlust, schwarze und rote Zahlen die einzigen, unerbittlichen Taktgeber.
Dieses System ist politisch gewollt und Sie, Minister*innen, stehen dafür in der Verantwortung.
Die Personaluntergrenzen, mit denen Sie vorgeben zu handeln, ändern daran nichts. Sie bescheinigen sogar ¾ der Krankenhäuser, zu viel Personal zu haben und ermöglichen weiteren Stellenabbau. Die Menschen müssen entsprechend ihres Bedarfs versorgt werden und nicht entlang eines Minimums.
Die Herausnahme der Pflegepersonalkosten aus den Fallpauschalen und die Finanzierung jeder neu eingestellten Pflegekraft durch die Krankenkassen war ein richtiger Schritt in diese Richtung. Ihm muss jetzt die Einführung einer bedarfsorientierten Personalbemessung folgen und kein billiger Trick, der den alten Zustand wieder herstellt, etwa mit Pflegepauschalen.
Wir fordern eine echte Personalbemessung am Bedarf!
Schreiben Sie das gesetzlich fest! Führen Sie die verbindliche Bedarfsermittlung auf Basis einer aktualisierten Pflegepersonalregelung (PPR) und verlässliche Personalbemessungen für alle Berufsgruppen in den Kliniken ein. Stellen Sie die Finanzierung aller Personalkosten nach krankenhausindividuellem Bedarf dauerhaft sicher. Gewährleisten Sie nachhaltige Investitionsförderung durch die Länder. Schaffen Sie die Fallpauschalen als Abrechnungssystem ab!
Garantieren Sie damit gute Arbeitsbedingungen und bedarfsgerechte Versorgung in jeder Schicht. Dann – und nur dann – werden viele Teilzeitkräfte wieder aufstocken, Berufsaussteiger*innen zurückkehren und junge Menschen werden sich wieder für den Pflegeberuf entscheiden.
Krankenhausbeschäftigte, Patient*innen und Angehörige aus ganz Deutschland stehen hinter diesen Forderungen und mit ihnen die überwältigende Mehrheit der Menschen in diesem Land. Denn alle wissen, dass es sie selbst oder Angehörige treffen kann und wird. Wir alle brauchen eine gute und sichere Versorgung im Krankenhaus. Wir haben ein Recht darauf! Gemeinsam mit über 20 Bündnissen aus dem gesamten Bundesgebiet fordern wir es ein.
Handeln Sie. Jetzt!
Mehr von uns ist besser für alle!