K. W.
Freudenberg Performance Materials (FPM) und Filtration Technologies sind verselbständigte Teilbetriebe der ehemaligen Vliesstoff-Sparte von Freudenberg in Weinheim. Seitdem kämpft jeder Teilbetrieb für sich um Profit, obwohl die einzelnen Tochterfirmen voneinander abhängig und verflochten sind.
Im Dezember 2016 wurden die Beschäftigten der FPM in Weinheim über die geplante Schließung des Logistik-Bereichs sowie über weiteren Personalabbau und Kürzungen im Bereich Apparel informiert. Die Komplettschließung der FPM Logistics träfe 180 Beschäftigte. Würden Teile, wie z.B. das Schneidezentrum innerhalb der Freudenberg Gruppe in Weinheim weitergeführt, was mehr als unsicher ist, sind es trotzdem noch 110 Personen. Setzt sich das Management mit weiteren Abbauplänen durch, werden zusätzlich bei FPM Apparel ca. 50 Kolleginnen und Kollegen ihre Arbeitsplätze verlieren.
Im Info-Blatt des Konzernbetriebsrats (KBR) von Freudenberg wird kritisiert, dass zwar die Abbau-Zahlen für das Management schon feststehen, die tatsächlichen Auswirkungen aber offensichtlich noch in den Sternen stehen. Erst auf Druck der Betriebsräte werde jetzt recherchiert. Welche notwendigen Leistungen nehmen die „Kunden“ der FPM Logistics tatsächlich ab? Wer kann diese in Zukunft übernehmen? Was bedeutet dies für die Infrastruktur des Standortes?
Nach Meinung der beteiligten Betriebsratsgremien werden hier im Blindflug „Einsparungen“ geplant. Die Cockpitcrew spreche nicht die gleiche Sprache. Auf Bordingenieure werde schon gar nicht gehört. Im Tower sitze der Geschäftsführer Olson und verweigere den Funkverkehr.
Die KBR-Arbeitsgruppe FPM forderte Infos über die Gesamtstrategie. Ein zugesagter Termin wurde jedoch von Olson annulliert. Er engagierte stattdessen die Unternehmensberatung Boston Consulting als teuren „Fluglotsen“.
In dieser Konstellation droht eine Bruchlandung.
„Kostensenkung“ um jeden Preis
Die beabsichtigte Schließung von FPM Logistic ist nicht ohne die Ereignisse bei Freudenberg Filtration Technologies (FFT) in Weinheim zu verstehen. Hier beabsichtigt die Geschäftsleitung, mehr als die Hälfte der Produktion in die Slowakei zu verlagern. Als Konsequenz plant sie dabei, den Abbau von 70 Arbeitsplätzen in der Produktion und in produktionsnahen Bereichen. Zusätzlich sind alle „Dienstleistungsverträge“ mit der FPM Logistics zum Jahresende gekündigt.
Völlig unklar ist, wer zukünftig die Leistungen der FPM Logistics übernimmt. Seit Anfang des Jahres zeigen schon erfolgte technische Verbesserungen Wirkung. Die Umsatzzahlen steigen. Geplant wird aber immer noch, ohne dies zu berücksichtigen.
Die im Konzernbetriebsrat aktive Arbeitsgruppe und die lokalen Betriebsräte arbeiten an Alternativen. Unterstützt von einem Wirtschaftssachverständigen und Rechtsanwälten fordern sie die dafür notwendigen Informationen.
Die BR-Gremien der betroffenen Betriebe setzen gemeinsam mit dem KBR und der IG BCE Weinheim auf ein konsequentes Handeln, um die Schließung des Logistikbereichs zu verhindern und möglichst alle Arbeitsplätze zu sichern.